Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
starrte sie mit offenem Mund an. Sie kicherte.
„Ich heiße Foy, du bist Jaqueline. Deine Eltern und dein kleiner Bruder wurden vor wenigen Tagen von Wesen namens Salakei ermordet. Ich habe dich kommen sehen, so haben wir dich gefunden. Und wie ich schon sagte, Jack und Jason geht es gut. Sie erwarten dich schon sehnsüchtig.“
Ich sprang auf.
„Woher weißt du das?“
„Ich erklärte doch schon, dass ich in die Zukunft sehen kann.“
Ich ging rückwärts auf die Stelle zu, an der die Tür sich befinden sollte. Nun hat es sich bestätigt. Alle Mythen, alle Legenden sind wahr. Sie alle entsprechen der Wahrheit. Und davor hatte ich Angst. Ich stolperte rücklings aus der Tür heraus und landete auf meinem Hinterteil. Zwischen meinen Fingern spürte ich aufgeweichte Erde. Ich sah mich um.
Ich befand mich in einem Dorf. Um einen Kreis herum aus feuchter Erde, mit vielen Spuren versehen, waren die Häuser aufgebaut. Alle waren aus diesen seltsamen Stäben gebaut, mit Stroh gedeckt. Auf dem Platz in der Mitte der Häuser herrschte ein gemächliches Treiben. Frauen trotteten mit Kindern im Schlepptau nach Hause, Männer liefen ruhig und gelassen mit vollen Körben und Säcken umher. Hier und da spielten ein paar Kinder mit Murmeln, eine alte Frau hinkte einer anscheinend ebenso alten Katze hinterher. Ein Mann mit Narben und grauem Haar saß vor einer der Hütten und rauchte eine sehr lange Pfeife.
Der Anblick beruhigte mich. So ruhig ist es nie in meinem Dorf zugegangen. Überall hörte man Händler, die ihre Ware anpriesen, Frauen, die frischen Fisch verkauften. Kinder rannten durch die Mengen und mischten die Erwachsenen auf. Flüche wurden ihnen hinterhergerufen. Längst nicht so ruhig wie hier.
Die alte Frau, die mich über die Nay aufgeklärt hatte, entdeckte mich und kam auf mich zu. In der Hand hatte sie einen Korb mit verschiedenen Kräutern.
„Wie ich sehe, habt Ihr Foy schon kennengelernt. Ihr müsst entschuldigen, sie ist es nicht gewohnt, dass jemand nicht über ihre Gabe Bescheid weiß. Sie wollte Euch aber nichts Böses. Ist es nicht so, Foy?“
Ich blickte hinter mich und sah das Mädchen, wie es aus der Tür trat. Sie schaute mich mit entschuldigendem Blick an.
„Nun, kommt doch wieder rein! Ihr müsst hungrig sein!“, sagte die alte Frau.
Foy und ich folgten ihr zurück ins Haus. Die Frau verschwand in einem Anbau und immer leckerer werdende Gerüche stiegen mir in die Nase. Mein Magen knurrte zur Antwort. Foy führte mich zu einem Tisch in einem weiteren Anbau. Um den Tisch aus hellem Holz standen fünf Stühle aus demselben Holz. Auf dem Tisch waren fünf Holzschalen und fünf Holzlöffel gedeckt. Foy wies auf einen der Stühle, ich setzte mich und sie nahm neben mir Platz.
Dann kam die Frau mit einem großen, dampfenden Topf herein, gefolgt von dem Mann, den ich als Erstes kennengelernt hatte, und einer jungen Frau. Sie alle sahen fast genauso aus wie die anderen Nay.
Sie setzten sich und die alte Frau öffnete den Deckel des Topfes. Ein heißer Schwall von Dampf wehte heraus und erfüllte den Raum mit dem Duft von gekochtem Reis.
„Es tut mir so leid! Wir haben uns noch gar nicht vorgestellt! Ich bin Nera, das sind Seven und Lafey. Ach, es tut mir so leid!“, stellte die alte Frau sich und die andern vor.
Dabei zeigte sie zuerst auf sich, dann auf den jüngeren Mann, auf den alten Mann und schließlich auf die junge Frau. Ich nickte ihnen freundlich zu.
„Ich heiße Jaqueline!“, stellte ich mich vor.
„Das wissen wir!“, erklärte Lafey und blickte kurz zu Foy hinüber.
Ich verstand.
„Na, dann! Guten Appetit!“, eröffnete Nera die Mahlzeit.
Sie schaufelte mir eine riesige Portion auf die Schale, ich aß alles auf. Ich nahm sogar noch einen Nachschlag von dem Reisbrei, oder was es sein sollte, was Nera zu freuen schien. Während des Essens starrte Lafey mich die ganze Zeit an. Ich beachtete sie nicht, ich war zu hungrig, um mich darüber aufzuregen.
Nachdem wir alle mit dem Essen fertig waren, räumten Foy und Nera ab und ließen mich mit den anderen beiden allein. Alle Augen lagen auf mir, ich fühlte mich unwohl und wünschte, ich könnte mich unsichtbar machen. Verlegen sah ich auf die Tischplatte und folgte mit dem Blick den dunklen Linien im Holz. Dann brach Seven das unangenehme Schweigen.
„Wieso wart Ihr mit einem Werwolf unterwegs? Wisst Ihr denn nicht, wie gefährlich diese Wesen sein können?“ Seine Stimme klang vorwurfsvoll.
„Ich glaube, dass
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