Seelenjäger: Die Jagd beginnt (German Edition)
Schnelligkeit, auch das Nichtaltern. Außerdem können Seelenjäger in die Köpfe ihrer Opfer eindringen. Ihnen Gedanken, Träume und Gefühle zuflüstern.
Das entsprechende Opfer spürt, dass es nicht die eigenen sind, kann sich jedoch nach einer Weile nur sehr schwer vor den eindringenden Gedanken und Gefühlen schützen und übernimmt sie ohne weitere Probleme. Dies führt auch oft dazu, dass ein Seelenjäger sein Opfer in den Wahnsinn treibt.“
Wie ein Reflex schlug ich das Buch zu. Augenblicklich schwirrten mir schon wieder so viele Fragen im Kopf herum. Wieso immer ich?, dachte ich noch. Warum musste ich nur so verdammt neugierig sein? Ich verfluchte mich selbst.
Ein energisches Klopfen an der Zimmertür riss mich aus meinen Gedanken.
„Frühstück! Wenn du fertig bist, kannst du ja runterkommen und etwas essen.“
Ich seufzte. Es war also schon Morgen. Ich legte das Buch zur Seite und schwang mich aus dem Bett. Ich ging zum Fenster hinüber und zog die Vorhänge auf.
Sofort blendete mich das grelle Sonnenlicht, das durch die Fensterscheibe schien. Als sich meine Augen an die plötzliche Helligkeit gewöhnt hatten, strich ich das leichte Kleid glatt und verließ das Zimmer.
In der Küche des Professors lagen fast genauso viele Bücher wie in seinem Wohnzimmer. Er hatte sich jedoch die Mühe gemacht, ein Ende des Esstisches freizuräumen, um daran zu frühstücken. Er war nicht der begnadetste Koch, aber es reichte aus, um meinen Hunger zu stillen. Zum Frühstück gab es eine deftige Suppe mit frischem Gemüse und Brot. Die Suppe schmeckte nicht unbedingt toll, aber es genügte mir. Und anscheinend auch dem Professor. Ich fragte mich, wie er es all die Jahre ohne Frau ausgehalten hatte, die kochte, aufräumte, Wäsche wusch. Ich versuchte ihn mir vorzustellen, wie er über eine Waschschüssel gebeugt stand und mühsam die Wäsche über das Wäschebrett rieb. Ich musste bei der Vorstellung grinsen.
„Was ist so lustig?“, fragte der Professor nach einer Weile.
Schnell setzte ich wieder ein ernstes Gesicht auf.
„Nichts! Wirklich nichts!“
Professor Taek war nicht überzeugt, fragte jedoch nicht weiter nach.
„Und, hast du das Buch schon gelesen?“, fragte er stattdessen.
Ich kaute schnell das Brot in meinem Mund durch und schluckte es herunter, um den Professor nicht zu lange warten zu lassen.
„Äh, nein! Noch nicht ganz! Ich bin eingeschlafen!“
Der Professor nickte wissend.
„Weißt du, wer dieses Buch geschrieben hat?“
Ich schüttelte den Kopf.
„Mein alter Freund! Er hat es mir überreicht, bevor er verschwand. Er meinte, es ständen die größten Geheimnisse darin, und, es sei von unschätzbarem Wert.“
Ich überlegte eine Weile, bis ich zu dem Schluss kam, Taek zu fragen.
„Verzeihung, aber Ihr nennt ihn immer ‚alter Freund‘, aber wie heißt er denn wirklich?“
Der Professor musste schmunzeln.
„Nun, er ist nun mal mein alter Freund. Aber wenn ich ehrlich sein soll … Er hat mich gebeten, nicht über ihn zu sprechen. Ich halte mich zwar nicht daran, aber wenigstens wahre ich seine Identität.“
Von da an fragte ich nicht mehr nach dem Seelenjäger und alten Freund.
Ich übernahm den Abwasch nach dem Frühstück. Professor Taek sah ziemlich dankbar aus und widmete sich mit Vergnügen seinen unzähligen Schriftrollen. Ich fand, es sah sehr schön aus, wenn er so glücklich dasaß und alte Schriften studierte. Ich überlegte mir, eine Liste mit den schönsten Bildern auf der Welt, alle gesehen nach dem Tod meiner Familie, zu erstellen. Nummer eins war die Wiese, die Foy mir gezeigt hatte. Nummer zwei das Dorf der Nay. Nummer drei Professor Taek inmitten seiner Bücher. Immerhin, dachte ich mir, schon drei. Vielleicht sollte ich auch noch die aufgehende Sonne in der Wüste dazuzählen. Ja, also, Nummer vier die Morgensonne der Wüste.
Im Laufe des Tages räumte ich mehrere Male ein paar Dutzend Bücher weg. Allerdings sah das Regal danach aus, als würde es jeden Moment unter dem Gewicht in sich zusammenstürzen. Auch der Professor sprach mir seine Bedenken aus, ich wimmelte ihn mit der Antwort, etwas Ordnung in das Haus bringen zu wollen, ab.
Am Nachmittag wollte ich mich im Gästezimmer verkriechen und ein wenig in dem Buch über Seelenjäger schmökern, doch Professor Taek bekam unerwarteten Besuch. Er wollte, dass ich den Besuch kennenlernte. Als ich die Treppe wieder hinunterstieg, um den Besuch, wie vom Professor gewünscht, zu begrüßen, trat ich auf
Weitere Kostenlose Bücher