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Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
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grausames, unnatürliches Muster, welches es sich zu durchbrechen lohnte.
    »Ich weiß, wie man Leib und Seele wieder vereint.«

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25
    Samstag, 11. April, 0.00 Uhr 101.5 FM
    U nd so endet die bemerkenswerte Geschichte der Wächter. Ursprünglich gingen sie in die Tausende. Heute sind nur noch wenige hundert der alten Garden übrig: Römer, Ritter, Kavaliere, Kelten, Krieger aus allen erdenklichen Epochen und Regionen. Auf mysteriöse Weise wurden sie sämtlichst befreit und dürfen nun unsere Welt erkunden, die für sie eine völlig neue und rätselhafte ist. Schön wäre, wenn ihr, liebe Hörer, sie gebührend willkommen heißt.
    Es gibt übrigens noch eine spannende Fußnote zu dieser Geschichte: Kurz nach der Befreiung der alten Wachen erschien ein Stern über dem schwarzen Teich der Burg, dem Schauplatz der entsetzlichen Schlacht im letzten Herbst. Hängen diese beiden verblüffenden Ereignisse zusammen, oder ist es bloß Zufall, dass sich mit dem Ende einer Jahrtausende währenden Ungerechtigkeit die Selbstheilung der Burg beschleunigt? Was hat sich geändert, um das möglich zu machen?
    Das ist doch reichlich Stoff zum Nachdenken, was, Mädels und Ghule?
    Hier ist Errata Jones, die euch allen eine gute Nacht wünscht.«
    Samstag, 11. April, 18.00 Uhr In der Burg
    Reynards Quartier war militärisch aufgeräumt. Natürlich war es auch so spartanisch, dass es schlicht an Sachen mangelte, um ein Chaos anzurichten. Es gab ein kleines Wohnzimmer und ein Schlafzimmer. Keines von beidem signalisierte »Wohnen« oder »Schlafen«. Im vorderen Zimmer standen ein Sessel, zwei abgewetzte alte Truhen sowie ein winziges Bücherregal. Die Bücher waren das Einzige, was eine persönliche Note vermittelte, wie Ashe fand.
    Doch sie war nicht hier, um Tipps zur Raumgestaltung zu geben.
    Sie beugte sich über das Bett, in dem Reynard schlief, und zog behutsam die Decke zurück, obwohl sie wusste, dass er darunter nichts trug. Seine muskulöse Brust sah marmorweiß aus, bar jedweder Tattoos.
    »Siehst du, sie sind fort.«
    Sie erschrak. »Du bist ja wach!«
    »Jedes Mal, wenn ich aufwache, bist du hier und kümmerst dich um mich.«
    »Hast du ein Problem damit?«
    Er streckte eine Hand aus und strich ihr über die Wange. »Nein, im Gegenteil. Du bist mir so lieb wie die Sonne nach Jahrhunderten in Finsternis. Und das ist keine poetische Wendung, denn ich weiß, was es bedeutet.«
    Sie neigte sich zu ihm und fand seine warmen Lippen. Er war sicher. Und er war frei.
    Seit einigen Stunden war er immer wieder zu Bewusstsein gekommen und erneut weggedämmert. Jetzt blickten seine dunkelgrauen Augen sie fasziniert an. Das Haar fiel ihm offen um die breiten Schultern, und der Bartschatten betonte seine starken Wangenknochen – die Sorte Wangenknochen, die Filmleute liebten und die plastische Chirurgen zu gern nachbilden würden.
    Er sollte für einen Pin-up-Kalender modeln.
Heiße historische Helden.
Sir September. Der Duke im Dezember. Der Marquis im Mai – oder der stramme August? Was auch immer, Reynard würde sich auf jeder Seite gut machen.
    Sein Blick verharrte auf Ashes Gesicht, während die langsam nach unten gleitende Decke seinen festen Bauch enthüllte, wo sich jeder einzelne Muskel deutlich abzeichnete.
Es geht doch nichts über ein paar Jahrhunderte tägliche Schlachten, um ein perfektes Sixpack zu kriegen.
    Reynard fing ihre Hand ab, ehe sie die letzten kritischen Zentimeter Decke gelüftet hatte, und er sah sie mit einem kühnen Funkeln in den Augen an. »Du würdest doch keinen hilflosen Mann ausnutzen, der erschlafft im Bett liegt, oder?«
    »Und ob ich das würde!« Sie grinste. »Völlig skrupellos. Und du bist übrigens nicht ganz erschlafft.«
    »Du Hexe!«
    »Schuldig.« Sie setzte sich auf die Bettkante. »Und was fange ich jetzt mit dir an, wo du wieder in einem Stück bist?«
    Sein Blick machte ein paar Vorschläge. »Du meinst, nun, da ich nicht mehr zur Hälfte in einem Tontopf stecke?«
    »Einem hübschen Topf übrigens.« Sie zog die Brauen hoch und lächelte zufrieden. »Nicht dass du ihn noch brauchen würdest.« Sie schaute zu der Urne hinüber, die auf dem Tisch mit Reynards Waschschüssel stand.
    Er blinzelte. »Ich habe sie seit Hunderten von Jahren nicht mehr gesehen.«
    »Zum Glück konnte ich sie schnappen, bevor der ganze Laden in die Luft flog – als du den Dämon in die Burg zurückgedrückt hast.«
    »Dann hast du mir das Leben gerettet.«
    Sie gestattete sich ein mattes Lächeln.

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