Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenkuss / Roman

Seelenkuss / Roman

Titel: Seelenkuss / Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sharon Ashwood
Vom Netzwerk:
von Wasser veranlasste Ashe, ihre Lippen zu benetzen. Ihr Mund war ausgetrocknet, weil sie nervös war, aber das war okay. Angst machte sie aufmerksamer.
    Ein rascher Blick verriet ihr, dass keine Füße unter Kabinentüren hervorlugten. Natürlich wusste jeder Highschool-Schüler, dass das gar nichts hieß. Als Nächstes würde sie jede einzelne in der Doppelreihe aufstoßen müssen, was bedeutete, dass das Monster sie aus einer Kabine, der sie den Rücken zugekehrt hatte, anfallen könnte.
    Das war ihr bereits passiert. Und es würde nicht noch einmal geschehen.
    Ashe stieg mit einem lautlosen ausladenden Schritt auf den Waschbeckentisch und zog sich von dort aus möglichst geräuschlos auf die obere Metallzarge der ersten Kabine. Ja, die war leer. Sie hängte ein Bein über die Seite und nutzte die Wand, um sich auszubalancieren. Binnen sehr weniger Sekunden hatte sie einen hervorragenden Blick auf alle Kabinen. Sie waren leer. Schade. Von hier oben wäre es so leicht gewesen – wie Fische in einem Fass zu erschießen.
    Wie
Werwölfe in Dosen?
Sie verzog das Gesicht ob des Witzes, der ihr durch den Kopf ging.
    Die Toilette war also ein Griff ins Klo, sozusagen. Zeit weiterzusuchen. Ashe drehte sich um, damit sie die Entfernung zum Waschtisch einschätzen konnte. Da sah sie sich in dem großen Wandspiegel: schwere Stiefel, vollständig schwarz gekleidet, blondes Haar, von dem sich einzelne Strähnen aus dem Pferdeschwanz gelöst hatten. Der Men-in-Black-Look sah gut an ihr aus, selbst wenn sie halb rittlings auf einer Klotür hing.
    Gut zu wissen, dass sie die Model-Kurse an der Highschool zu nutzen wusste!
    Ashe war gerade wieder auf der Waschtischreihe gelandet, als die Tür aufschwang und jemand hereinkam. Sofort richtete sie beidhändig ihre Waffe auf ihn.
    Dann erstarrte sie.
O Göttin!
Sie ließ ihre Überraschung nur eine Mikrosekunde andauern, dann sprang sie vom Waschtisch herunter auf den Fußboden. »Was wollen Sie hier?«
    Captain Reynard verneigte sich kurz. »Ich bin auf der Suche nach Ihnen.« Sein so unglaublich britischer Akzent klang wie Monty Python, nur dass seine Baritonstimme ungleich verführerischer war.
    »Aha.« Für einen Moment meldete ihr Verstand einen Totalausfall.
Er sucht nach mir?
    Das letzte und einzige Mal, dass sie Reynard sah, hatte ihm vorher jemand eine Schlachtaxt in den Bauch gerammt. Er hätte sterben oder sich zumindest bis heute wie ein Krüppel bewegen müssen.
    Stattdessen schien er mehr als wohlauf. Nein, das traf es nicht. Er war Dornröschens Traumprinz in Fleisch und Blut. Die Goldtressen an seiner scharlachroten Uniform glitzerten im Licht. Er hatte sein üppiges dunkles Haar zu einem ordentlichen Zopf geflochten, so dass es ihm nicht ins Gesicht hing, sondern dessen gemeißelte Konturen betonte. Seine stahlgrauen Augen blickten Ashe verhalten an, sagten ihr aber doch, dass er Tausende von Geheimnissen barg und genügend Verführungskünste, um in jeder halbwegs lebendigen Frau die kühnsten Phantasien wachzurufen. Vorausgesetzt, sie war richtig, richtig naiv.
    Ashe stellte ihr mentales Sprinklersystem auf »Kalte Dusche«. Dieser Mann mochte aussehen, als wäre er in ihrem Alter, aber soweit sie wusste, war er eher dreihundert. Reynard war nicht mehr menschlich; vielmehr irgendwie unsterblich. Wer konnte erahnen, was sich hinter dieser ausgesprochen verlockenden Hülle tat?
    Ihre Waffe war immer noch auf den Punkt zwischen seinen Augen gerichtet. Er stand einfach nur da, stocksteif, und machte keinerlei Anstalten, sein Schwert zu ziehen oder die Waffe zu heben, die er bei sich trug. Das Ding sah aus, als gehörte es zu seiner Uniform – seit Jahrhunderten überholt.
    »Ich hoffe, Sie befinden sich wohl?«, fragte er vollkommen ungerührt.
    Ashes Blick wanderte von seinen Waffen zu seinem Gesicht. »Ich dachte, Sie dürfen die Burg nicht verlassen, Captain Reynard? Nach allem, was ich gehört habe, sollten Sie dort sein.«
    Reynards Lächeln war tödlicher, als es irgendeine Waffe hätte sein können. »Sie glauben, dies könnte ein Dämon sein, der meine Gestalt vortäuscht?«
    »Lassen wir das Geraspel! Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was passiert, wenn Sie das Gefängnis verlassen. Und irgendwas Tödliches ist hier im Botanischen Garten unterwegs. Also dürfen Sie mir gern übelnehmen, dass ich sehr vorsichtig bin.«
    Er sah zu ihrem Colt, und ein leichtes Flackern in seinen Zügen deutete sowohl auf Belustigung als auch auf Verärgerung hin. Das

Weitere Kostenlose Bücher