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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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die Fackel neben sich in den Boden und zog mit einer scharfen Bewegung seinen Dolch aus der Scheide an seinem Gürtel.
    Darejans entsetzten Schrei beantwortete er mit einem wütenden Knurren, ehe er sich weiter über den Verrückten beugte, ihn an der Schulter packte, mit dem Gesicht zum Boden drehte und die Schneide zwischen seine Handgelenke stieß.
    » Verdammt sollt ihr sein! Warum habt ihr euch nicht zu erkennen gegeben? Sind die Zeiten schon so schlecht, dass die Klingen der Seelen den Isârden nicht mehr trauen? « , grollte Oqwen und riss den Dolch mit einem Ruck zwischen den Stricken hindurch. Von den Fesseln befreit, fielen die Arme des Verrückten auseinander. Unwirsch half der Krieger ihm, sich aufzusetzen, ehe er sich zu Darejan beugte, um auch ihre Fesseln zu durchschneiden. » Ich hätte euch bis morgen früh so liegen lassen, wenn die Kleine eure Tätowierungen nicht gesehen hätte. Niéne hätte meinen Kopf dafür gefordert. « Mit einem neuerlichen Fluch richtete er sich auf und schob die Waffe in die Scheide zurück.
    Verständnislos blinzelte Darejan zu dem Krieger empor, bis sie ihre beiden Bewacher » DúnAnór « keuchen hörte und begriff. Oqwen hatte offenbar erkannt, dass der Verrückte seine Hilfe mehr benötigte als sie, denn er fasste ihn wortlos am Arm und hielt ihn fest, nachdem er sich endlich auf die Beine gekämpft hatte und sein Hemd über der Schulter zurechtzog. Dass der Mann an seiner Seite vor Fieber brannte, konnte ihm ebenso wenig entgehen wie der Umstand, dass er sich offenbar nur mit Mühe aufrechthalten konnte. Er wartete, bis auch Darejan aufgestanden war, dann bückte er sich, ohne den Verrückten loszulassen, zog die Fackel aus dem Boden und nickte in die Richtung, aus der er gekommen war. » Kommt! Am Feuer meiner Männer können wir ungestört reden. Ihr müsst hungrig sein. «
    Ohne ein weiteres Wort führte er sie quer durch das Lager. Im Schein eines Feuers blickte Siére ihnen verblüfft entgegen, doch als Oqwen etwas zu ihm sagte, von dem Darejan nur » DúnAnór « verstand, weiteten seine Augen sich. Auf ein Zeichen seines Anführers stand er rasch auf und verschwand in der Dunkelheit, an deren Rand die Ragon der Krieger sich als schwarze Schemen bewegten. Schweigend bedeutete Oqwen ihnen, sich auf die Decken zu setzen, die neben den Sätteln der Isârden auf dem Boden ausgebreitet waren, während er die Fackel ins Feuer stieß, sich daneben kniete und dünne Suppe aus einem Topf, der darüber hing, in eine Holzschale schöpfte. » Etwas anderes kann ich euch nicht bieten « , erklärte er bedauernd und wollte die Schale zusammen mit einem Brocken Brot dem Verrückten geben, doch der lehnte mit einem stummen Kopfschütteln ab. Oqwen runzelte zwar die Stirn, reichte beides dann aber an Darejan weiter, die langsam zu essen begann. Der Krieger zögerte, musterte den Verrückten mit schmalem Blick. » Bier? « , bot er ihm dann an. Er wollte schon nach einem Lederschlauch greifen, der neben einem der Sättel lag, als der erneut den Kopf schüttelte.
    » Wasser. Wenn ihr habt. « Die Stimme des Verrückten klang rau.
    Oqwens Brauen zogen sich noch mehr zusammen, doch er nickte und bellte einen Befehl in die Dunkelheit jenseits des Feuerscheins, der mit einem Ruf beantwortet wurde. Dann ließ er sich ihnen gegenüber auf seiner Decke nieder und musterte sie. Einen langen Moment war nichts anderes zu hören als das Knacken und Knistern der Flammen. » Also, warum habt ihr euch nicht zu erkennen gegeben? « , fragte er schließlich in die Stille hinein.
    Langsam hob der Verrückte den Blick aus dem Feuer, in das er während des Schweigens hineingestarrt hatte. » Woher hätte ich wissen sollen, dass ich euch trauen kann? «
    Der Krieger schnaubte. » Die Isârden ehren die DúnAnór schon seit der Zeit vor den Seelenkriegen. Warum sollte sich daran etwas geändert haben? Aber ich gebe zu, dass ich niemals angenommen hätte, eine Korun könnte… « Er sah zu Darejan hin und breitete in einer ergebenen Geste die Hände aus. » Wie auch immer. Was geschehen ist, ist geschehen. «
    » Und was ist geschehen? « Der Verrückte nickte zu den Feuern hin, ehe er Oqwen wieder ansah.
    Für einen Moment presste der Krieger die Lippen zusammen, ehe er antwortete. » Ein Haufen Söldner überfällt zusammen mit einer Bande Korun die Dörfer der Umgegend. Wie lange das schon geht, weiß keiner genau. Es muss an der Grenze zum Reich der Korun angefangen haben und breitet sich aus wie

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