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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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ein Waldfeuer. Sie kommen bei Nacht wie böse Geister. Jeden Mann und jeden Burschen, der in der Lage ist, eine Waffe zu führen, nehmen sie mit. Sogar die Toten. Wer ihnen von den Frauen, Alten und Kindern in die Hände fällt, den erschlagen sie. Die Dörfer brennen sie nieder. « Er ballte in kaum beherrschtem Zorn die Fäuste. » Eigentlich wurde unser Trupp nach Issra zurückbefohlen. Aber wir wurden Zeuge, wie diese Bestien eines der Dörfer überfallen haben. Seitdem sind wir hinter ihnen her. Manchmal überleben ein paar, die sich uns dann anschließen, in der Hoffnung, wir könnten sie beschützen. « Kopfschüttelnd ließ er den Blick über die Feuer gleiten und öffnete mit sichtlicher Mühe allmählich die Hände. » Wenn ich ehrlich bin, sind sie für uns nur hinderlich. Ohne sie hätten wir die Ungeheuer vielleicht schon aufgerieben. So jedoch… Aber wir können sie wohl kaum einfach ihrem Schicksal überlassen. « Er schaute den Verrückten wieder an. » Ein Teil von uns ist immer auf der Suche nach Spuren. « Ein freudloses Lächeln zuckte um seinen Mund. » Stattdessen haben wir heute euch gefunden. «
    » Der Tod eures Kameraden tut mir leid « , murmelte der Verrückte leise und sah in die Flammen.
    Oqwen nickte. » Es sind in den letzten Tagen viele gute Männer gestorben. Jerre war einer von ihnen. Ebenso wie eure beiden Schwertbrüder. «
    Der Kopf des Verrückten ruckte in die Höhe. » Meine beiden… « Sein Blick huschte umher, als suche er die Männer, von denen eben die Rede gewesen war, kehrte dann aber rasch zu dem Krieger zurück. Er schlang die Arme um seine Mitte. Darejan war das Zittern nicht entgangen, das ihn für einen Lidschlag befallen hatte, und sie stellte hastig die Schale auf den Boden. Die Art, wie der Isârde ihn musterte, zeigte mehr als deutlich, dass auch er es bemerkt hatte. » Ja. Zwei Krieger der DúnAnór. Sie wurden erschlagen, als sie sich den Bestien entgegenstellten, die das Dorf überfielen, in dem sie die Nacht verbrachten. Auch ihre Nekromanten wurden ermordet. « Sein Blick glitt rasch über die abgerissene Erscheinung des Verrückten. » Sie sollen auf der Suche nach einem der ihren gewesen sein, der vor mehr als einem Vollmond verschwunden ist. « In seinem Tonfall schwang deutlich die unausgesprochene Frage Bist du der, den sie gesucht haben? mit. Allerdings schien er gar keine Antwort erwartet zu haben, denn er sprach mit einem Kopfschütteln weiter. » Den Jüngeren der beiden töteten die Korun, als er versuchte, ein paar Kinder in Sicherheit zu bringen. Seinen Leichnam nahmen sie ebenso mit wie die der anderen Männer. Der andere erlitt eine tödliche Wunde, als er seine Nekromantia verteidigte. « Mit einer bedauernden Geste hob er die Hand. » Wir kamen zu spät. Euer Schwertbruder sah noch den Sonnenaufgang, dann ging auch er durch den Schleier. Wir mussten ihm schwören, dass wir seinen Leichnam umgehend verbrennen und anschließend seine Asche zusammen mit seinem Schwert dem KaîNejra oder einem anderen tiefen und reißenden Fluss, der ins Meer mündet, übergeben würden. «
    Der Verrückte nahm seine Worte mit einem Nicken hin. » Habt ihr seinen Wünschen schon entsprochen? « , fragte er nach einem Augenblick schließlich rau. » Ich würde… ich würde sein Schwert gerne sehen. «
    Für einen Moment schien Oqwen von seiner Bitte überrascht, doch dann erhob er sich, griff sich einen Scheit aus dem Feuer als Fackel und bedeutete ihnen, ihm zu folgen. Er führte sie nur ein paar Schritte durch die Dunkelheit, bis zu einer Lederplane, die über den Ast einer Narlbirke geworfen war. Ein einfaches Deckenlager war in ihrem Schutz hergerichtet, Satteltaschen und mehrere Beutel lagen daneben zusammengeschoben. Der Krieger stieß die Fackel davor in den weichen Boden, duckte sich hinein und schlug ein schweres geöltes Tuch beiseite, unter dem ein tönerner Krug, der mit Leder und Wachs verschlossen war, und ein längliches Bündel zum Vorschein kamen. Mit einer wortlosen Geste trat er dann beiseite und beobachtete, wie der Verrückte langsam in die Knie sank und den Packen vom Boden aufnahm. Für mehrere Augenblicke saß er nahezu reglos, die Hände so fest um die Reste der angesengten Decke gelegt, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Schließlich wickelte er den Stoff ab und brachte mit jeder Lage ein wenig mehr von einem herrlichen Eineinhalbhänder zum Vorschein. Zuerst wurde ein mit hellem Leder und gezwirntem Gold- und Silberdraht

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