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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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sich an seine Wut, als er von dem alten CayAdesh-Hengst erfahren hatte, der nach dem Tod der beiden anderen Tiere einsam auf seiner Weide stand, und wie sie ihn einen Tag später selbst wütend zur Rede gestellt hatte, nachdem der Hengst in der Nacht scheinbar spurlos verschwunden war.Sie erinnerte sich daran, wie sie ihn einen Dieb genannt hatte, wie er sie mit schmalen Augen angesehen und in bösem Hohn entgegnet hatte, dass wohl eher die, die den CayAdesh-Hengst vor langer Zeit nach Kahel gebracht hatten, die Diebe waren. Sie hatte ihm ins Gesicht geschlagen und war davongelaufen.
    Sie erinnerte sich daran, dass sie zu Briga und Nian seinetwegen unausstehlich gewesen war, dass sie immer wieder vor der kleinen, versteckten Pforte in der äußeren Mauer des Siebengartens gestanden hatte und zu ihm gehen und mit ihm reden wollte, und dass sie immer wieder davor zurückgeschreckt war, aus Angst, er könne vielleicht nicht da sein.
    Sie erinnerte sich an so viele Kleinigkeiten… nur nicht an eines: seinen Namen.
    Ein scharfer Ruf und das leichte Aufbäumen, mit den Oqwen sein Ragon abrupt zum Stehen brachte, schreckten Darejan irgendwann auf. Verwirrt blinzelte sie gegen die Sonne und begriff nur allmählich, dass es schon beinah Mittag war. Erst als der Krieger hinter ihr vom Rücken seines Reittieres glitt und rasch an die Bahre des DúnAnór trat, wurde ihr bewusst, dass der Ruf von einem der Isârden gekommen war, die das Gebilde zwischen sich trugen. Hastig rutschte sie ebenfalls aus dem Sattel und drängte sich neben Oqwen, auf dessen Wink die anderen Krieger die Trage gerade vorsichtig auf dem Boden absetzten. Ihr Herz saß plötzlich in ihrem Hals, als sie sah, dass die silbernen Augen des DúnAnór weit offen standen. Sie huschten unruhig umher. Seine Hände waren krampfhaft um die Holme der Bahre geklammert, und er atmete in abgehackten, keuchenden Zügen, die sich erst beruhigten, als Oqwen sich direkt über ihn beugte. Sie sah, wie er ein paar Mal verwirrt blinzelte und sich mit der Zunge über die trockenen Lippen fuhr, ehe sein Blick sich endgültig auf den Isârden-Krieger heftete.
    » Was ist passiert? « Seine Stimme klang heiser, als habe er stundenlang geschrien.
    Oqwen legte ihm die Hand auf die Schulter. » Ihr wart im Schleier gefangen. Gestern Nacht haben Mirija und euer Korun-Mädchen es geschafft, euch den Weg zurück in unsere Welt zu zeigen. Ihr habt bis eben gebraucht, um wieder zu erwachen « , erklärte er in beruhigendem Ton.
    Die Brauen des DúnAnór zogen sich zusammen. Seine Edelsteintätowierungen glitzerten. » Im Schleier? Ich… « Er versuchte sich aufzusetzen, doch er schaffte es erst, als der Krieger ihm die Hand reichte. » Und das Mädchen?«
    » Der Kleinen geht es gut. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten habe, habt ihr diesen Wahnsinn zustande gebracht. Aber viel wichtiger ist, wie es euch geht! Wie fühlt ihr euch? «
    In einer etwas unsicheren Geste fuhr der DúnAnór sich durchs Haar und zuckte zusammen, als die Bewegung die Narbe auf seiner Brust spannte. » Ein wenig verwirrt. Und müde, als hätte ich tagelang geschlafen. «
    Oqwen lachte. » Nun, wenn man es genau nimmt, habt ihr das tatsächlich getan. « Er richtete sich weiter auf. » Wie ist es? Fühlt ihr euch imstande, euch auf dem Rücken eines Ragon zu halten? « , erkundigte er sich und musterte ihn aufmerksam.
    Der DúnAnór verzog das Gesicht. » Ich denke, eure Männer haben mich lange genug zwischen sich getragen wie eine Leiche. Gebt mir ein Ragon. « Er räusperte sich rau. » Und vielleicht habt ihr nicht nur ein Reittier für mich, sondern auch ein paar Schluck Wasser. «
    » Natürlich. « Der Isârde gab einem seiner Krieger ein Zeichen, der sich beeilte, den Wasserschlauch von seinem Sattel zu lösen und ihm zu reichen. » Wir konnten die letzten Tage kaum mehr in euch hineinzwingen als ein paar Tropfen Honig. Ihr werdet auch etwas essen wollen? « Die Stirn in scharfe Falten gelegt, beobachtete er, wie der DúnAnór so gierig trank, dass ihm glitzernde Rinnsale übers Kinn liefen. Mit einem Kopfschütteln nahm er den Wasserschlauch gerade lange genug von den Lippen, dass er zwischen keuchenden Atemzügen » Das ist nicht nötig. Ich bin nicht hungrig « hervorstoßen konnte.
    Die Falten auf Oqwens Stirn vertieften sich.
    » Seid ihr sicher? «
    Dieses Mal nickte der DúnAnór, ohne den Schlauch abzusetzen. Hinter ihm tauschten die Krieger befremdete Blicke, sagten aber nichts. Sie

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