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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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im selben Atemzug um Hilfe anflehte. Bilder, verwaschen und trüb, trieben am Rand ihres Bewusstseins, ohne dass sie sie hätte festhalten können.
    Müde setzte sie sich auf und blickte in das Gesicht des DúnAnór. Sie kannte seinen Namen. Sie kannte ihn mit absoluter Gewissheit. Und doch gelang es ihr nicht, sich an ihn zu erinnern. Sosehr sie sich auch bemühte. Im Gegenteil. Je mehr sie es versuchte, umso mehr entzog er sich ihr. Genau wie die Bilder aus ihren Träumen. Vielleicht war es besser, einfach abzuwarten und die Erinnerungen nicht zurückzwingen zu wollen. Vielleicht würden sie dann von selbst zurückkommen. So wie in der vergangenen Nacht.
    Mit beiden Händen strich sie sich das wirre Haar zurück und zog die Schale mit dem Steinrosenhonig heran, die noch immer am gleichen Platz wie am Abend stand. Sie tauchte ihre Finger in den Honig und schob sie dann dem DúnAnór zwischen die Lippen. Sein Mund war warm. Ein Knoten ballte sich heiß in ihrem Inneren zusammen. Warm schlossen sich seine Lippen um ihren Finger, während er ihr das klebrig süße Kirschbeerenmus von der Spitze leckte, ohne dabei den Blick aus ihren Augen zu lösen. Ihr Herz klopfte irgendwo in ihrer Kehle. Sie stippte den Finger erneut in das rote Mus, wollte ihn selbst ablecken. Seine Hand, die sich fest und sanft zugleich um ihr Gelenk schloss, hinderte sie daran, zog ihren Finger erneut zu seinem Mund. Warum ihre Lippen ihm folgten und sich auf seine legten, wusste sie nicht. Wie sie halb unter ihn geraten war, während sie sich küssten, konnte sie auch nicht mehr sagen. Sie wusste nur, dass es sich richtig anfühlte, ebenso wie ihre Hände unter sein Hemd zu schieben und die Wärme seiner Brust an ihren Handflächen zu spüren.
    » Ich denke, das ist kein guter Einfall « , murmelte er nach einer viel zu kurzen Zeit in rauem Bedauern.
    Um ein Haar hätte sie vor Enttäuschung gestöhnt. Stattdessen malte sie mit den Fingerspitzen unter dem Hemd Schnörkel auf seine Haut. » Dann hör auf zu denken. «
    Rasch hielt er ihre Hand fest. » Rejaan, bitte. « Es klang, als hätte er Schmerzen. » Wenn du damit weitermachst, werde ich wirklich aufhören zu denken. Und ich glaube nicht, dass deine Familie besonders erbaut darüber wäre, wenn irgendein dahergelaufener Fremder dich entehrt. «
    » Was meine Familie will, interessiert mich nicht. Ich entscheide, wen ich liebe. « Sie nutzte den Umstand aus, dass er eine Hand brauchte, um sich neben ihr abzustützen, und strich mit ihrer freien Hand über seinen harten Bauch abwärts. Mit einem Keuchen holte er Luft und spannte seine Muskeln. » Rejaan. « Diesmal klang das Kosewort, das er aus ihrem Namen gemacht hatte, wie ein Flehen. » Das kann nicht gut gehen. Du bist die Tochter eines angesehenen Bürgers und ich … « Er verstummte mit einem Kopfschütteln.
    » Würde es etwas ändern, wenn ich dir sage, dass mein Vater weder ein angesehener Bürger noch ein reicher Kaufmann ist? « , erkundigte sie sich und schob ihre Hand seinen Rücken hinauf bis zu seinen Schultern.
    » Noch schlimmer. Dann ist er bestimmt ein Adeliger. « Er beugte sich zu ihr herab und lehnte seine Stirn gegen ihre. » Rejaan, es ist nicht … «
    Sie reckte sich ein wenig, bis sie seine Lippen mit ihren erreichen konnte. » Mein Vater ist der König « , flüsterte sie an seinem Mund. Er erstarrte mitten im Kuss und sie hätte sich selbst Ohrfeigen mögen. Sie drängte sich enger an ihn. » Würde eine Prinzessin der Korun sich allein in den Dünen herumtreiben, du Dummkopf? «
    Er zögerte, dann entspannte er sich langsam, hob den Kopf, um auf sie hinunterzublicken. » Bist du sicher, dass du das willst? « , fragte er leise. Sie hatte seine Stimme noch nie zittern gehört.
    » Ja. «
    Seine Augen forschten in ihren, dann trat ein Glitzern in sie und er ließ ihre Hand los. » Dann tu mit mir, was du willst. «
    Sie küsste ihn, bis sie selbst keinen Atem mehr hatte. Als sein Mund an ihrer Kehle abwärtsglitt, erinnerte sie sich an etwas, jemanden.
    » Wo ist Cjar? «
    Er lachte an ihrem Hals. » Wir sind zwar Seelenbrüder, aber das bedeutet nicht, dass wir zwangsläufig alles miteinander teilen. Und jetzt vergiss Cjar. «
    Sie hatte Cjar vergessen. Und wenig später auch den Rest der Welt.
    Der Knoten barst und sie konnte endlose Herzschläge lang nicht atmen. Mit einer ruckhaften Bewegung zog sie den Finger zwischen seinen Lippen hervor. Ihre Hand zitterte. Das war nicht möglich! Nein! Ihre Erinnerungen

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