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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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kaum hörbares Schaben erklang in der Dunkelheit, ein leises Rascheln. Die Schritte schienen zu stocken, kamen dann aber weiter näher. Wachsam und zugleich gelassen bogen sie um die letzte Häuserecke, Cjar und er. Sie hatten sie beinah erreicht, als mehrere Gestalten sich aus der Schwärze bei den Mauern lösten. Mondlicht floss über gezogene Klingen, ließ sie aussehen, als hätte man sie in Blut getaucht. Cjar stieß ein drohendes Grollen aus, blieb aber zusammen mit seinem Seelenbruder stehen. Als sich die Schwerter der Männer auf die beiden richteten, hielt sie den Atem an.
    » Was wollt ihr von uns, Nachbarn? Geld? Ich besitze nicht viel, aber ihr könnt es meinetwegen haben. Wir wollen keinen Ärger. « Seine Stimme klang ruhig und klar zwischen den Hauswänden. Cjar klapperte ärgerlich mit dem Schnabel und hackte nach einem der Männer, der sich hastig ein Stück zurückzog.
    Einer der Schatten lachte schnarrend. » Tja, Nachbar « , er sprach mit dem harten Akzent der Soldlinge, die seit einiger Zeit im Palast ein- und ausgingen und unter Selorans persönlichem Befehl standen, und gab dem Wort einen höhnischen Klang: » Dein Geld nehmen wir gern, aber das reicht uns nicht. Du und dein Vieh, ihr werdet uns begleiten. «
    Das Grollen aus Cjars Brust war lauter und deutlich bedrohlicher als zuvor.
    » Unglücklicherweise haben wir heute Nacht schon eine Verabredung. Ihr werdet auf unsere Gesellschaft verzichten müssen. « Er klang vollkommen gelassen, doch als er einen Schritt vorwärtstrat, hoben sich die Waffen und zwangen ihn, stehen zu bleiben.
    Der Anführer der Soldlinge knurrte gereizt: » Deine Scherze werden dir schon noch vergehen, Jarhaal. Du kommst mit! «
    » Und wohin? «
    » Das geht dich nichts an. «
    » Auf wessen Befehl? «
    Der Soldling schien einen Moment verwirrt, doch dann knurrte er erneut. » Neugieriges Kerlchen, eh? Meinetwegen: Königin Seloran hat Sehnsucht nach dir. «
    Seloran? Was wollte Seloran von ihm? Warum schickte sie ihm jemanden hinterher? Und warum irgendwelche Söldner und nicht die Garde? Was hatte er getan?
    Von einem Lidschlag auf den nächsten änderte seine Haltung sich zu angespannter Wachsamkeit. Cjar stieß einen Schrei aus, der sie in ihrem Versteck zusammenzucken und den Atem anhalten ließ. Die Männer wichen zurück.
    » Sagt der Königin « , er gab dem Wort einen seltsamen Klang, » dass sie … «
    » Sag es ihr selbst! Du kommst mit. « Auf ein Zeichen ihres Anführers schlossen die Soldlinge den Kreis enger.
    » Nein! «
    Gelächter kam kurz auf, dann drangen die Männer auf ihn ein. In ihrem Versteck presste sie die Hand auf den Mund. Sie wusste, dass er gewöhnlich nur einen Dolch bei sich trug. Sein Schwert hatte sie in all den Tagen nicht wiedergesehen. Doch schon einen Herzschlag später hallte das Klirren von Stahl zwischen den Hauswänden wider. Waren die Soldlinge bis eben noch davon überzeugt gewesen, leichtes Spiel zu haben, so hatte er sie innerhalb dieser kurzen Zeit eines Besseren belehrt. Einer ihrer Kumpane lag leblos am Boden. Sein Schwert glänzte in der Hand ihres Opfers. Ein zweiter kauerte wimmernd in sicherer Entfernung an einer Hauswand und umklammerte seine von einem Schnabelhieb zerfetzte Schulter. Ein anderer war einer von Cjars Klauen zu nah gekommen. Blut quoll aus seinem Oberschenkel. Ein Befehl ihres Anführers und die Männer stürzten sich abermals auf sie. Er empfing sie mit halb erhobenem Schwert. Parierte, wich aus, schlug zurück und griff seinerseits an. Cjar schrie erneut voller Zorn und gleichzeitig ärgerlich, und sie erkannte, dass die Gasse zu eng für ihn war, seine Flügel behinderten ihn mehr, als sie ihm halfen, während er mit Klauen und Schnabel kämpfte. Ein weiterer Mann fiel leblos zu Boden. Irgendwo in der Gasse schloss sich ein Fensterladen mit einem Krachen. Das Klirren dauerte an. Den Soldlingen gelang es irgendwie, Cjar und ihn auseinanderzudrängen. Dann war plötzlich eine Bewegung hinter ihm. Eine Schwertklinge blitzte im Mondlicht. Er sah den Schlag nicht, der ihn hinterrücks traf. Darejan riss die Hand zu spät in die Höhe. Mit einem dumpfern Stöhnen fiel er schwer zu Boden. Jäh endete das Klirren der Schwerter. Cjar fuhr herum. Sein wilder Schrei zerriss die Stille. Ihr eigener ging darin unter. Sie machte einen Schritt aus den Schatten heraus. Ein goldenes Raubvogelauge heftete sich auf sie. Sie glaubte, Enttäuschung und Zorn darin zu sehen. Sie wankte, taumelte von den Soldlingen

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