Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
Vom Netzwerk:
schwiegen auch, als er den Wasserschlauch schließlich zurückgab und sich mit Oqwens Hilfe unter der Decke hervor auf die Füße mühte. Kaum stand er jedoch aufrecht, wankte er auch schon wieder gefährlich. Der Isârde packte ihn rasch am Arm, während Darejan ihn von der anderen Seite stützte. Doch sie konnten nicht verhindern, dass er auf die Knie fiel. Er erstarrte unter Darejans Berührung, bis er langsam den Kopf wandte. Einen Moment lang blickte er sie mit einer seltsamen Eindringlichkeit unverwandt an, ehe seine Augen schmal wurden und er den Atem mit ein Zischen hervorpresste, das beinah wie ein feindseliges » Du! « klang. Dann riss er sich von ihr los und stieß sie zurück. » Lass mich zufrieden! «
    Darejan taumelte, blinzelte. Lass mich zufrieden! Sie stand mit einem Mal wieder am Strand von Kahel. Den ganzen Nachmittag hatte sie hier auf ihn gewartet. Stunde um Stunde, während die Möwen über ihr kreischend ihre Kreise zogen. Die Sonne war nur noch ein schmaler roter Bogen, der das Meer in einen feurigen Spiegel verwandelte. Eben gerade hatte sie aufgeben und in den Palast zurückkehren wollen, als er plötzlich zwischen den Felsen stand. Der Ausdruck in seinem Gesicht verhinderte, dass sie ihm entgegenlief und ihm um den Hals fiel. Langsam kam er heran, blieb dann aber in einigen Schritten Entfernung stehen und schaute sie wortlos an. In seinen Augen glaubte sie eine Mischung aus Schmerz und Zorn zu sehen, doch dann presste er die Lippen zu einem harten Strich zusammen und sein Blick wurde kalt und abweisend.
    » Wann hättest du mir gesagt, dass du Königin Selorans Schwester bist? « , wollte er nach einem Moment wissen.
    Der Boden unter ihr schien plötzlich nachzugeben.
    » Ich … « , setzte sie hilflos an, doch eine brüske Geste hieß sie schweigen.
    » Ich will es gar nicht wissen. Und es ist mir auch egal. Es ist vorbei! Wir werden uns nicht mehr sehen! « Er drehte sich um und ging davon.
    Fassungslos starrte sie auf seinen Rücken, die hochgezogenen Schultern, die geballten Fäuste. » Nein! « Sie rannte ihm nach, hielt ihn am Arm fest.
    Er schüttelte ihre Hand grob ab und stieß sie zurück. » Lass mich zufrieden! «
    » Das kannst du nicht tun! « Ihre Stimme war kaum mehr als ein verzweifeltes Flüstern.
    » Warum nicht? Weil ich mit dir geschlafen habe? Du warst nicht die Erste und du wirst nicht die Letzte sein. Mehr war da nicht. « Jedes Wort war wie eine Ohrfeige.
    » Ich liebe dich! «
    » Aber ich dich nicht. « Für einen Lidschlag war erneut jener Ausdruck von Schmerz und Zorn in seinen Augen, doch dann war er auch schon wieder fort und sie sah nur noch Kälte in seinem Blick. » Es hat nichts bedeutet! Gar nichts! «
    » Das … das glaube ich dir nicht. «
    » Es ist aus. « Abermals ließ er sie stehen und begann, die Felsen hinaufzuklettern.
    Sie stand da, starrte ihm hinterher, bis ihre Sicht verschwamm und es heiß über ihre Wangen rann. Da waren Schmerz und Hilflosigkeit gewesen, doch seine verächtlichen Worte hatten etwas anderes in ihr geweckt.
    » Ich hasse dich! « Zuerst flüsterte sie es nur. Doch dann schrie sie ihm hinterher: » Ich hasse dich! Hörst du mich, du Mistkerl? Ich hasse dich! Und ich will dich nie wiedersehen! «
    Er hatte den schmalen Pfad oben in den Klippen erreicht und drehte sich zu ihr um. » Dann ist es ja gut « , wehte der Wind seine Stimme zu ihr herab. Über ihr kreischte eine Kehlmöwe. Trotzig wischte sie sich die Tränen von den Wangen, starrte zu ihm hinauf. Einen Moment zu lang erwiderte er ihren Blick, bis sein Mund sich zu einem bitteren halben Lächeln verzog. Sie glaubte ihn » Leb wohl, Rejaan « murmeln zu hören, doch dann hatte er sich schon abgewandt und war hinter einer Felsnase verschwunden. Ein paar gepresste Atemzüge lang stand sie noch da, die Augen unverwandt auf die Stelle gerichtet, an der er verschwunden war, in der ihr selbst unverständlichen Hoffnung, er würde zurückkommen. Doch er kam nicht zurück.
    Sie blinzelte, starrte die Männer an, der DúnAnór zwischen ihnen, noch immer halb auf den Knien, und plötzlich war da eine andere Erinnerung.
    Eine schmale Gasse im Jewan-Viertel von Kahel. Der Mond übergoss die Straßensteine mit seinem roten Licht und tauchte die Seiten, nahe der Hauswände, in tiefe Schwärze. Schatten bewegten sich darin. Sie presste sich gegen die Mauer in ihrem Rücken und hielt den Atem an. Schritte näherten sich, zusammen mit dem leisen Scharren von Klauen auf Stein. Ein

Weitere Kostenlose Bücher