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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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verwehrt bleiben. Hast du verstanden? «
    » Ja, Herr. «
    » Was hast du mir dann außer deinem Leben zu bieten? «
    Javreen ballte die Fäuste. » Nichts, Herr, und das weißt du. «
    » Übertreib es nicht, DúnAnór. Ein gewisses Maß an Dreistigkeit mag ich amüsant finden, aber wenn du die Grenze übertrittst, wird es dir nicht gefallen. « Der Wächter der Seelen hob den mächtigen Schädel. » Warum sollte ich dir einen KonAmàr überlassen, wenn ich nichts als Gegenleistung erhalte? «
    » Warum verlangt Ihr eine Gegenleistung, wenn er doch dafür sorgen will, dass Ahoren kein Schindluder mehr mit den Seelen treibt, die eigentlich Eurer Obhut unterstehen. Ist das nicht Gegenleistung genug? « Rejaans Stimme kippte fast.
    Ihre Kühnheit verschlug Javreen die Sprache. Wie es schien, ging es nicht nur ihm so, denn der Herrn über die Seelen starrte sie ebenso verblüfft an wie er selbst. Das Auge aus Gold und Finsternis musterte sie lange. Zu lange für Javreens Geschmack. Plötzlich waren seine Handflächen feucht. Sein » Herr! « , mit dem er die Aufmerksamkeit des Wächters wieder auf sich lenken wollte, blieb jedoch unbeachtet.
    » Du hast Mut, Korun-Prinzessin. So wie viele aus deinem Geschlecht vor dir. Kartanen und Ileyran waren nur zwei davon. « Das Auge näherte sich ihr ein wenig, betrachtete sie eingehender. Die Angst und der Wunsch zurückzuweichen standen ihr ins Gesicht geschrieben. Doch sie hob nach einem Moment sogar das Kinn. Aus der Brust des Wächters der Seelen kam ein Grollen, das beinah wie ein Kichern klang. » Du hast das Herz einer wahren Nekromantia, Korun-Prinzessin. Ich schätze Mut bei denen, die mir dienen. Ich achte ihn. Und ich werde den Mut einer Klinge ehren, die es wagt, den Schwarzen Fluss zu überqueren, um vor mich zu treten, obwohl seine Herzrune zerstört ist. « Endlich wandte er sich wieder Javreen zu. » Gut denn, DúnAnór. Da du mir wohl tatsächlich nicht mehr zu bieten hast als ein mutiges Herz, lass mich sehen, ob es meiner Achtung wert ist. Bestehst du meine Prüfung, überlasse ich dir einen weiteren KonAmàr. Versagst du, verlasst ihr mein Reich unverrichteter Dinge und du wirst mit ansehen müssen, welche Gräuel Ahoren deinetwegen über Oreádon bringt. «
    Er verneigte sich und fragte: » Was muss ich tun, Herr? «
    » Zwischen jenen beiden unbeschädigten Säulen zu deiner Rechten befindet sich ein Weg. An seinem Ende findest du den KonAmàr, den du erbeten hast. Du hast nichts weiter zu tun, als dich allem zu stellen, was dir auf diesem Weg begegnet. Dann gehört er dir. Geh! Und vergiss nicht, dass dein Vorhaben nur gelingen kann, wenn der Seelenmond noch in seinem Zenit steht. «
    » Und Rejaan…? «
    » Deine Korun-Prinzessin wird bei mir bleiben. Nur du kannst dich dem KonAmàr nähern. Versucht sie es, vergeht ihre Seele. « Die mächtigen Flügel entfalteten sich ein wenig. » Geh! Deine Zeit verrinnt! «
    Noch einmal sah er zu Rejaan hin. Die Vorstellung, sie hier bei dem Wächter der Seelen zurückzulassen, weckte ein Ziehen in seinen Eingeweiden. Doch dann drehte er sich um und ging auf die beiden Säulen zu. Hinter ihnen schien nichts zu sein als Dunkelheit und fahlem Nebel, aber kaum hatte er sie durchschritten, veränderte sich alles um ihn her. Plötzlich war er von Mauern umgeben, die von Reif überzogen waren. Irgendwo in der Ferne donnerte die Brandung gegen Felsen. Die Erinnerung kam mit schmerzhafter Wucht. Er zuckte zurück, doch um seine Handgelenke lagen eiserne Ringe. Ketten, die es ihm unmöglich machten, sich auch nur halb aufzurichten, fesselten ihn an die Mauer. Grauen wuchs in seinem Inneren und schnitt ihm die Luft ab. Er presste die Lider zusammen und ballte die Fäuste, versuchte, die Angst niederzuzwingen. Das Schaben von Stiefeln auf Stein ganz in seiner Nähe. Er riss die Augen wieder auf. In den Schatten erwachten Gestalten, kamen auf ihn zu. Weite graue Gewänder; Helme, die die Gesichter verdeckten und in deren Tiefen er dennoch ihre Augen zu sehen glaubte. Augen, die ihn anstarrten, ihn versengten und gleichzeitig erfrieren ließen. Er zerrte in blinder Panik an seinen Ketten, schrie, bis seine Kehle heiser war. » Du hast nichts weiter zu tun, als dich allem zu stellen, was dir auf diesem Weg begegnet … nichts weiter zu tun, als dich allem zu stellen … allem zu stellen … allem zu stellen … « Die Worte verwandelten sich in höhnisches Kreischen. Die Kälte breitete sich in seinem Gefängnis aus, grub sich in

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