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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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mit ihm reden! « Réfen stieß sich vom Türrahmen ab und ging zum Tisch hinüber, wo er sich seitwärts auf der Kante niederließ. Plötzlich zwischen ihnen gefangen, schluckte Fren schwer, wagte es aber anscheinend nicht, den Blick von Réfen abzuwenden, obwohl Kajlan hinter ihm murrte und lautstark die brennenden Scheite im Kamin hin- und herschob.
    » Also, Meister Fren, wie die Dame Kajlan euch schon erklärt hat, möchte ich einiges über den Mann erfahren, der vor einiger Zeit euer Gast war. Genau genommen möchte ich alles über ihn wissen. Ich werde euch deshalb ein paar Fragen stellen « , er stemmte den Fuß auf eine Armlehne des Stuhles, auf dem Fren saß, stützte nachlässig den Ellbogen auf sein Knie und neigte sich zu ihm hin, » und ihr werdet so freundlich sein, nicht nur in einem oder zwei Worten zu antworten.– Ihr versteht? «
    Der junge Scharlatan nickte steif.
    » Sehr schön. « Réfen richtete sich wieder auf. » Um es für euch leichter zu machen, Meister Fren: Erzählt einfach von Anfang an. Wann kam der Mann zu euch und weshalb habt ihr ihn bei euch aufgenommen? «
    Fren warf einen raschen Blick über die Schulter, ehe er zu sprechen begann. Seine Finger nestelten unruhig an dem Kragen seiner Robe. » Der Kerl tauchte mitten in der Nacht hier auf. «
    » Wann? «
    » Vor etwa einer und einer halben Mondhälfte. In der dritten Nacht des Berdren-Festes. Er hat so laut gegen die Tür gehämmert, dass mir nichts anderes übrigblieb, als zu öffnen. Ich wollte ihn eigentlich nicht hereinlassen. Er war mir unheimlich mit dem dunklen Haar, den Tätowierungen und den Dämonenaugen. Aber dann hat er gesagt, er sei einer der DúnAnór und hat mich an die Verpflichtung erinnert. Und dass er sie einfordern würde. Also hatte ich gar keine andere Wahl, als ihn hereinzulassen. «
    Mit einer raschen Handbewegung unterbrach Réfen ihn. » Was hat es mit den DúnAnór und dieser Verpflichtung auf sich? «
    Für einen kurzen Moment schien der junge Mann zu überlegen, wie viel er ihnen sagen sollte, doch dann ließ Kajlan hinter ihm ein leises Husten hören und er sprach schnell weiter. » Die DúnAnór sind ein Krieger-Orden, ein ziemlich alter, um genau zu sein. «
    » Und warum habe ich dann noch nie von diesem Orden gehört? « Réfen verschränkte die Finger ineinander.
    » Weil er so alt ist, dass die Menschen ihn vergessen haben. « Fren zuckte die Schultern. » Wahrscheinlich erinnert sich niemand mehr an diese Kerle außer denen, die… na ja, die mit ihnen in gewisser Weise verbunden sind. «
    » Die Verpflichtung, von der ihr gesprochen habt? «
    » Ja.– Sie betrifft Leute wie… wie meine Familie, die mit den Seelen jener sprechen können, die durch den Schleier gegangen sind. « Seine Finger ließen vom Kragen seiner Robe ab und wandten sich dem Gürtel zu. Als Réfen eine Braue hob, ohne den Blick von ihm zu nehmen, stieß er in einem ergebenen Seufzen die Luft aus. » Vermutlich ist es am besten, wenn ich euch alles von Anfang an erkläre. « Er fuhr sich mit beiden Händen durch sein dunkles, kupfern schimmerndes Haar. » Wisst ihr, was Nekromantie ist?– Nein?– Natürlich! Woher auch. Die Seelenhexerei ist ebenso in Vergessenheit geraten wie die DúnAnór.– Nekromantie ist, einfach erklärt, die Fähigkeit, die Seelen der Lebenden und Toten zu beherrschen. Also im einfachsten Fall, eine Seele aus der fahlen Welt für kurze Zeit in unsere zurückzurufen… «
    » Was ihr gegen Geld tut, wie man mir sagte? «
    Fren schien sich bei seinen Worten zu ducken, sprach aber weiter. » …damit sie einem Rede und Antwort stehen. Vor einigen Hundert Jahresläufen gab es allerdings auch Männer und Frauen, die die Seelen aus der fahlen Welt in unsere zurückholten und sie dann zwangen, ihnen zu Diensten zu sein. Manchmal sperrten sie sie in ihren eigenen toten Körper zurück, manchmal gaben sie ihnen auch einen anderen Körper– einen, den sie nur für diesen Zweck geschaffen hatten. « Er blickte von einem zum anderen. » Ihr versteht, was ich sagen will?– Sie töteten Menschen, um ein Gefäß für die Seele zu haben, die sie aus der fahlen Welt zurückholen wollten.– Natürlich taten sie so etwas nicht für jede beliebige Seele, und natürlich war nicht jeder Nekromant so mächtig, dass er in der Lage war, eine Seele länger als eine kurze Frist zwischen Sonnenuntergang und Sonnenaufgang in unsere Welt zu bringen. Aber einige wenige waren tatsächlich mächtig genug. Und die Seelen,

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