Seelenkuss
eines Verbrechens gegen eine Seele zweifelsfrei überführt worden war, wurde von den DúnAnór hingerichtet. Seine Seele aber wurde in einen sogenannten Seelenstein gebannt, der später in einer geheimen Zeremonie zerstört wurde. So wurde sichergestellt, dass kein anderer Nekromant diese Seele aus der fahlen Welt zurückholen und sich ihre Macht und ihr Wissen dienstbar machen konnte. Nur einer wurde nicht zerstört: der KonAmàr. In ihm war die Seele eines Nekromanten gefangen, der mächtiger war als alle vor ihm. Ahoren Nesáeen. Er schwang sich zum Fürsten über halb Oreádon auf und führte Krieg gegen die wenigen Herrscher, die es wagten, sich ihm und seinen Schattenlegionen zu widersetzen.– Könnt ihr euch eine Armee aus fürchterlichen Kriegern vorstellen, die tot sind und gleichzeitig lebendig? « Er schauderte. » Die Lebenden interessierten ihn nur insoweit, als dass er in ihnen Gefäße für seine Krieger-Seelen sah. Es heißt sogar, er sei in der Lage gewesen, die Seelen von Lebenden aus ihren Körpern zu vertreiben und diese lebenden, atmenden Körper den Seelen zu überlassen, die er aus der fahlen Welt zurückgeholt hatte. Es brauchte vier der mächtigsten DúnAnór, um ihn gefangen zu nehmen und zu töten.– Da die DúnAnór fürchteten, dass Ahoren es trotz aller Vorsichtsmaßnahmen ihrerseits schaffen könnte, den Schleier aus eigener Kraft zu durchdringen und aus der fahlen Welt zurückzukehren, wenn sie seinen Seelenstein zerstörten, teilten sie den KonAmàr in zwei Hälften, ohne ihn tatsächlich zu zerstören. Eine Hälfte wurde an einem geheimen Ort verborgen. Die andere kam in die Obhut von Kartanen Lìr Hairál.– Und wenn stimmt, was mein Großvater mir erzählt hat, wurde das Amt des Hüters von Generation zu Generation weitergegeben. An den Thronerben. «
» Also an Königin Seloran. « Réfen rieb sich übers Gesicht.
Fren nickte. » Königin Seloran muss irgendwie an der Macht des KonAmàr gerührt haben. Aus diesem Grund haben die DúnAnór einen aus dem Inneren Kreis geschickt.– Er kannte nur den Namen des ersten Hüters, konnte sich aber denken, dass dieses Amt von Erben zu Erben weitergegeben wurde. Deshalb hat er gefragt, wo die alten Bürgerlisten aufbewahrt werden. «
» Und es war nicht schwer herauszufinden, wer die Erben Kartanens waren und wer jetzt der Hüter dieses KonAmàr ist « , spann Réfen den Gedanken weiter.
» Warum hat Königin Seloran ihn dann aber gefangen nehmen und zu diesem Berg bringen lassen? « Kajlans Stimme klang nachdenklich.
» Sie hat…? Woher weißt du das? « Sichtlich erschrocken sah der junge Nekromant sie an.
Sie hob die Schultern. » Von einem der Soldlinge, die ihn und dieses Adlerpferdevieh dort hingebracht haben. Er erzählte auch etwas von einem Ritual, das die Königin durchgeführt haben soll. «
» Wann war das? Was hat der Mann noch gesagt? « Frens Hände zitterten jetzt sichtlich. » Was genau hat die Königin getan? War da ein Stein?– Nein, natürlich müsste der Stein in zwei Hälften geteilt gewesen sein, aber wenn man sie zusammensetzt, müsste er etwa faustgroß gewesen sein, ockerfarben und vollkommen makellos. « Bebend holte er Luft. » Wurde dieser Stein zerstört? «
» Was wäre, wenn er zerstört worden wäre? « Kajlan warf Réfen einen raschen Blick zu.
Bei ihren Worten vergrub Fren das Gesicht in den Händen. » Wenn der KonAmàr zerstört wäre, würde das bedeuten, dass Ahorens Seele frei ist und sich unbemerkt einen Körper… « Sein Blick flog hoch, heftete sich auf Réfen. » Der DúnAnór! Seine Seelenrune– war sie es, die verletzt war?– Ihr Sterne steht uns bei!– Wo habt ihr ihn gesehen? Bei Königin Seloran? «
Der schüttelte den Kopf. » Nein! Er ist im Kerker. «
» Im Kerker? Aber… Ich dachte…? « , blinzelte Fren verwirrt und runzelte die Stirn. » Ist er… gesund und bei Kräften? «
» Dafür, dass ihr diesem Mann eben noch den Tod gewünscht habt, seid ihr jetzt sehr besorgt. Warum? « Réfen lehnte sich vor.
» Weil der DúnAnór das ideale Gefäß für Ahorens Seele wäre. « Er ballte die Fäuste. » Ahoren käme mit all seiner früheren Macht zurück. Nichts könnte ihn daran hindern, auch seine Schattenlegionen aus der fahlen Welt zu holen. Für ihn gäbe es nur zwei Dinge: Macht und Rache.– Muss ich euch erklären, was das für Oreádon und seine Bewohner bedeuten würde? «
» Das sagt ausgerechnet ein anderer Nekromant! « , höhnte Kajlan, aber ihre Stimme
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