Seelenkuss
ihren Sklaven machten– verrückt wurden, weil sie es versucht hatten und ihre eigene Seele dann zwischen den Fragmenten der anderen gefangen war. Es soll nur ein paar wenige gegeben haben, die in der Lage waren, eine fremde Seele für kurze Zeit in ihrem Körper zu ertragen und sie dann wieder vollständig daraus zu vertreiben. Wenn es stimmt, was mein Großvater erzählt hat, war jeder von ihnen ein KâlTeiréen aus dem Volk der Jarhaal. «
» Wie der DúnAnór, der euer Gast war. « Réfen hakte einen Fuß um das Stuhlbein.
» Ja, natürlich, Gast! « Höhnisch schnaubte der junge Nekromant. » Der arrogante Bastard. Steht mitten in der Nacht vor meiner Tür, teilt mir mit, dass er die Verpflichtung einfordert und dass ich ihn für ein paar Tage unter meinem Dach aufnehmen muss. Ihn und seinen Seelenbruder. Und ehe ich auch nur einen klaren Gedanken fassen konnte, marschiert er mit dieser Bestie in mein Haus und macht es sich gemütlich. «
» Wie konntet ihr eigentlich sicher sein, dass er tatsächlich ein DúnAnór war? «
» Er hat mir seine Schutzrunen gezeigt. « In einer fahrigen Bewegung zog der junge Mann den Kragen seiner Robe enger zusammen.
» Schutzrunen? « Plötzlich war Réfen kalt.
» Tätowierungen. Auf der linken Seite. Vom Schlüsselbein bis zur Hüfte.– Die Runen sollen sie davor schützen, dass eine besonders mächtige Seele in ihren Körper eindringen kann. «
» Und wenn eine dieser Runen durch irgendetwas verletzt wird? Zum Beispiel eine Wunde? « Es fiel ihm erstaunlich schwer, gelassen zu klingen.
» Käme darauf an, welche. Eine der äußeren wäre kein größeres Problem, aber wenn eine der inneren verletzt wäre, könnte das schon gefährlich werden. Und wenn es die zentrale Rune selbst wäre… « Das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, rieb Fren sich den Nacken. » Wenn die Seelenrune zerstört ist und der Geist des Betreffenden durch irgendetwas geschwächt ist– zu viel Wein oder eine Krankheit–, hätte eine mächtige Seele unter gewissen Voraussetzungen leichtes Spiel.– Warum…? « Unvermittelt wurden seine Augen groß. » Ihr wisst, wo er ist! « Plötzlich begann er, zu lachen. » In welchen Schwierigkeiten er auch immer steckt– hoffentlich kosten sie ihn seinen arroganten Hals! «
Réfen spürte, wie Ärger in ihm emporkroch. Mühsam schluckte er ihn unter. » Und seinen Namen hat er tatsächlich nicht genannt? «
» Nein! « Das Grinsen wich nur langsam aus Frens Zügen. » Und ich habe ihn auch nicht danach gefragt. «
» Wisst ihr, was er in Kahel wollte? «
» Erkundigungen einholen. Mehr hat er nicht gesagt. Er wollte nur wissen, wo die Bürgerverzeichnisse aufbewahrt werden– auch die alten. Ich habe ihn in die Bibliothek geschickt.– Aber was auch immer er hier wirklich wollte: Es hat etwas mit Seelenhexerei zu tun. Und wenn sie einen aus dem Inneren Kreis der Klingen schicken– also einen der mächtigsten Drei… « , er stieß ein Schnauben aus, » nach dem Großmeister selbst, versteht sich–, steckt ein verdammt mächtiger Nekromant dahinter. «
Für die Selbstzufriedenheit, mit der der junge Mann sich auf seinem Stuhl zurücklehnte, hätte Réfen ihn verprügeln mögen. Er hielt sich zurück. Ob es ihm gefiel oder nicht: Dieses selbstgerechte Wiesel war im Augenblick seine einzige Möglichkeit, Antworten zu bekommen. » Was würdet ihr sagen, wenn ich euch sagte, dass der DúnAnór Erkundigungen über einen Mann Namens Kartanen Lìr Hairál eingezogen hat? «
Fren setzte zu einem gleichgültigen Schulterzucken an– und erstarrte. » Was? « Er klang plötzlich, als hätte er ein Raueisen verschluckt. » Er hat– was? «
» Sich nach jemandem erkundigt, der Kartanen Lìr Hairál heißt « , wiederholte Réfen scheinbar geduldig.
» Wir reden von Kartanen Lìr Hairál, dem Ahnherren des Königsgeschlechts, oder? « Der junge Nekromant war mit einem Mal aschfahl.
Réfens » Ja « ließ ihn resigniert nicken. » Ich habe es befürchtet. « Die Finger ineinandergekrallt, sank er auf seinem Stuhl zusammen. » Kartanen Lìr Hairál war nicht nur der Ahnherr des Königsgeschlechts, er war auch ein DúnAnór, mehr noch, er war der Hüter einer Hälfte des KonAmàr. Und als er den Orden verließ, nahm er ihn mit. «
» Was ist ein KonAmàr? « Réfen ließ den jungen Mann nicht aus den Augen.
» Ein Seelenstein! « Fren fuhr sich durchs Haar und schüttelte gleichzeitig den Kopf. » Was red’ ich: der Seelenstein!– Ein Nekromant, der
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