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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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«
    » Aber ihr müsst… «
    » Was? « Réfen ließ Fren nicht ausreden. » Einen Mann ermorden, der in diese Lage geraten ist, weil er nichts anderes als seine Pflicht getan hat– auch wenn er dadurch zu einer Gefahr geworden ist? Nein! Das werde ich nicht tun. «
    » Aber… «
    Wieder wurde Fren unterbrochen, als Kajlan ein tiefes Schnaufen hören ließ. » Wenn du ihn nicht töten willst, kann das nur eins bedeuten: Du willst ihn befreien. «
    Schweigend sah Réfen sie einen Moment an, ehe er nickte. » Offenbar habe ich keine andere Wahl, da er im Kerker nicht bleiben kann, wenn stimmt, was Fren behauptet. «
    Ein rasches Grinsen huschte über Kajlans Lippen, als sie sich zurücklehnte. » Das bedeutet, das Spiel, das wir spielen, heißt › Befreiung aus dem Kerker ‹ ? «
    » Wir? « Überrascht hob Réfen eine Braue.
    » Natürlich, › wir ‹ – oder glaubst du, ich lasse mir diesen Spaß– und den Ruhm– entgehen? «
    Er hätte es wissen müssen. » Das Spiel, das wir spielen, heißt nicht › Befreiung aus dem Kerker ‹ . Es heißt › Hochverrat ‹ , weil die Königin in die ganze Sache verwickelt ist. «
    Kajlans Grinsen wurde breiter. » Dann müssen wir Noren mitspielen lassen! «
    Réfen verdrehte die Augen zur Decke. Er hätte es wirklich wissen müssen.

8
    E s gab bei dieser Sache etliche entscheidende Nachteile. Erstens: Es war helllichter Tag! Zweitens: Er hasste überstürzt in die Tat umgesetzte Pläne, und diesen Wahnwitz– der unbedingt heute ausgeführt werden musste– hatten Réfen und seine Schwester erst in der vergangenen Nacht ausgeheckt!– Und drittens: Seit dem Morgen trieben sich fast vier Dutzend Soldlinge im Jisteren-Palast herum, von deren Anwesenheit auch Réfen noch nichts gewusst zu haben schien.
    Wenn er an den Anblick dachte, der sich ihm geboten hatte, als er in der Nacht von einem kleinen Geschäft auf See zurückgekommen war, musste er noch immer breit grinsen. Kajlan und der Hauptmann der Garde, über einen hastig auf einen Bogen Pergament skizzierten Grundriss des Palastes gebeugt, auf dem nicht nur selten genutzte Seitenkorridore und Treppenfluchten sowie Wachzimmer und Kerkergänge verzeichnet waren, sondern auch zwei schwer einsehbare und nur nachlässig bewachte Seitenpforten in der Palastmauer.
    Er hatte sich setzen müssen, als seine Schwester ihm offenbarte, was die beiden da planten: die Befreiung eines Gefangenen, der auf der unteren Ebene der Verliese des Jisteren-Palastes in Ketten lag. Dass dieses Vorhaben zudem schon am nächsten Tag stattfinden sollte, hatte ihn endgültig an Kajlans und Réfens Verstand zweifeln lassen– bis sie ihm erklärt hatten, warum ihnen nicht mehr Zeit blieb.
    Zumindest schien ihnen das Glück bei ihrem verrückten Unternehmen gewogen zu sein, war doch ausgerechnet heute Kettellmarkt. Händler aus Zaifran und Resgivan oder noch weit entfernteren Städten würden den Inneren Hof des Palastes bevölkern und ihre Waren feilbieten. Schon Mondläufe zuvor zahlten sie horrende Summen, um einen Passierschein für das Innere Tor zu erhalten und an diesem Markt teilnehmen zu können. Immerhin hatte der Adel Kahels es sich zur Gewohnheit gemacht, ihn zu besuchen– und gewöhnlich, ohne zu feilschen, die geforderten Preise zu bezahlen. Es war Réfens Einfall gewesen, ihnen falsche Papiere für die Inneren Tore auszustellen. Noren würde den Ausdruck im Gesicht seines Freundes nie vergessen, als er ihm dann Siegelwachs und eine Kopie des Dienstsiegels des Hauptmanns der Garde gegeben hatte, um den Pergamenten das nötige Aussehen zu verleihen. Schließlich hatte er sieben seiner Männer hereingerufen und ihnen mitgeteilt, was sie vorhatten. Keiner von ihnen hatte sich geweigert mitzumachen. Nachdem jeder seine Aufgabe kannte, war Réfen kaum eine Stunde vor Morgengrauen schließlich in den Palast zurückgekehrt.
    In aller Eile hatten sie einen seiner speziellen Karren mit prächtigen Fellen und kostbarem Tuch beladen, und sich in der Verkleidung von Händlern zum Palast begeben. Die Wachen am Inneren Tor hatten ihre Papiere sorgfältig geprüft, dann hatten sie passieren dürfen, ohne dass einem der Soldaten die hohen Seitenwände des Lastkarrens aufgefallen wäre. Tolren und Zadalen hatten begonnen, ihre Waren ganz nach Händlermanier anzupreisen, während Noren zusammen mit Danen, Keraden und Setten in ihrem Versteck, dem doppelten Boden des Händlerkarrens, auf eine günstige Gelegenheit gewartet hatten, es zu verlassen und

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