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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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geblieben war… Der Hunger brannte wieder in ihm. Ein Stoß mit der Fußspitze gegen die Schulter beförderte den Korun mit einem schmerzerfüllten Ächzen auf den Rücken. Hauptmann Réfens Augen begegneten den dunkelblauen der Königin, nur um sich dann zu misstrauischen Schlitzen zu verengen. Mit nachlässiger Anmut kniete ihre schmale Gestalt sich neben ihn, dann schob er ihre Hand in den Nacken des Hauptmanns, darum bemüht, die Schwäche ihres Körpers nicht zu beachten, und beugte sich über den Mann, den er vom ersten Moment an für gefährlich gehalten hatte.
    » Wo ist er? « Die Frage war ein verführerisches Schnurren aus der Kehle der Königin.
    Für einen winzigen Moment zogen sich die Augen des Hauptmanns der Garde noch weiter zusammen, dann schüttelte er in bemitleidenswertem Mut den Kopf. » Ich weiß nicht, was du meinst, Seloran. « Seine Stimme klang gepresst.
    » Du weißt sehr gut, was ich meine. Du hast etwas gestohlen, das mir gehört; auf das ich sehr lange gewartet habe– und ich will es wiederhaben. « Er verstärkte den Griff der schlanken Finger im Nacken des Korun, bis ihre Nägel in seine Haut schnitten. » Wo ist der DúnAnór? « Die Worte waren kaum mehr als ein sanftes Wispern. Doch das Begreifen, das unvermittelt in den Augen des Hauptmanns aufblitzte, entlockte ihm ein Lachen. Er hatte nichts anderes erwartet.
    Anstatt sich jedoch, wie so viele vor ihm, einfach seinem Willen zu unterwerfen, presste der Korun die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Und verzog sie dann zu einem spöttischen Lächeln. » Sucht ihn! «
    Ein Zittern durchrann die Königin. Es gelang ihm kaum, seine Wut zu beherrschen. Wut, die die Kraft dieses Körpers zu schnell verzehrte. Er drängte sie zurück und zwang ihren Mund schließlich zu einem ganz ähnlichen Lächeln. Der Geruch von Blut, der dem Korun anhaftete, machte den Hunger schier unerträglich. Warum sollte er sich gedulden, bis die Schatten aufzogen? Langsam beugte er sich weiter vor, so weit, dass Selorans Lippen beinah die des Gefangenen berührten und ihr Atem sich mit seinem vermischte. » Er kann mir nicht entkommen. Er konnte es nicht, als er noch bei klarem Verstand war. Und jetzt… Ich werde ihn zurückbekommen. Das verspreche ich euch! Es gibt keinen Ort, an dem er sicher wäre. Die anderen DúnAnór werden ihm nicht helfen können, denn ich werde sie ebenso vom Angesicht Oreádons tilgen wie jeden anderen, der sich mir in den Weg stellen könnte « , flüsterte er, ehe er ihren Mund auf den des Korun legte. Der Körper bäumte sich auf, bog sich zurück, sein Kuss erstickte die Schreie, während er gierig die vor jähem Entsetzen keuchenden Atemzüge des Mannes trank– und mit ihnen seine Kraft. Verzückt schloss er die Augen der Königin. Kraftvoll und männlich loderte die Flamme durch diesen unzulänglichen Frauenkörper. Er konnte spüren, wie seine alte Macht sich wieder regte! Nur noch ein wenig mehr… Nein! Mit Gewalt musste er sich von dem Korun losreißen. Glasig starrten die dunklen Augen des Hauptmanns ihn an. Angst flackerte in ihnen. Wieder brachte er ein Lächeln auf die Lippen Königin Selorans, als er sich noch einmal ganz nah zu dem Mann herabbeugte. Der Körper in seiner Umarmung wurde starr. » Ich werde erfahren, was ich zu erfahren wünsche.– Und sollte ich den DúnAnór bis zum nächsten Seelenmond tatsächlich nicht wieder zurückbekommen, habe ich eine ganz besondere Verwendung für euch « , versprach er mit einem zärtlichen Flüstern. Dann ließ er den Hauptmann der Garde so unvermittelt los, dass der Kopf des Mannes dumpf auf den Boden aufschlug, und richtete sich auf.
    Sichtlich entsetzt starrten die Soldlinge Königin Seloran an. Einem nach dem anderen sah er in die Augen; sah, wie das Entsetzen aus ihren Blicken wich– und aus ihrer Erinnerung. Er wandte sich ab und ließ sich wieder auf dem weich gepolsterten Sessel der Königin nieder. Es war bei diesen Kerlen so einfach. » Schafft ihn in den Kerker und legt ihn in Ketten. Die BôrNadár werden ihn verhören, sobald die ersten Schatten aufziehen. Bis dahin– und wenn sie wieder fort sind– werdet ihr ihn bewachen. Niemand darf zu ihm. Hinaus! «
    Wortlos verneigten die Männer sich, packten den Gefangenen und zerrten ihn aus dem Raum. Gerade als sich die Türen hinter ihnen schlossen, bemerkte er die Gestalt, die sich in die Fensternische draußen im Gang drückte. Prinzessin Darejan. Für den Bruchteil eines Moments zuckte ein

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