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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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Fontäne in den blauen Himmel schoss und alles mit funkelnden Tropfen überzog. Durch das leise Plätschern waren die Rufe der Soldlinge, die den Irrgarten durchsuchten, deutlich zu hören. Es würde nicht mehr lange dauern und sie hätten sie eingekreist.
    » Und was jetzt? « Setten drehte sich langsam um sich selbst. Neben ihm sah Noren mit einer fragend gehobenen Braue zu Réfen hin und rückte den Jarhaal auf seiner Schulter zurecht. Der lauschte einen Moment angestrengt auf die Geräusche um sie herum, dann nickte er.
    » Ihr bringt ihn hier heraus, ich lenke sie ab. «
    Norens Knurren sagte mehr als deutlich, was er von diesem Plan hielt.
    Der Hauptmann warf ihm einen gereizten Blick zu. » Hast du vergessen, dass ich mich hier auskenne? Wenn es sein muss, kann ich in diesem Garten einfach verschwinden. « Ein brüskes Kopfschütteln verhinderte einen Einspruch seines Freundes. » Geht durch den Durchgang dort rechts. « Er wies hinter die Nariede. » Haltet euch einmal rechts, dreimal links, lasst einen Gang zu eurer Rechten aus, geht zweimal rechts und dann noch einmal links. Der Weg endet vor einer Grennhecke, aber er ist nur scheinbar eine Sackgasse. Neben der rechten Ecke fehlt eine der Pflanzen. Ihr müsst zwischen den Ästen hindurch. Dahinter ist eine kleine Pforte verborgen, von der ein schmaler Fußweg in die Klippen führt.
    Und seid vorsichtig. In diesen Klippen treibt Prinzessin Darejan sich gerne herum. Gewöhnlich benutzt sie diese Pforte, um ungesehen aus dem Palast hinaus und wieder hinein zu gelangen. Und sie weiß nicht, dass ich es weiß. « Er bedachte Noren mit einem scharfen Blick. » Sollte ich jemals erfahren, dass diese Tür nach heute von irgendjemandem außer ihr benutzt wird, vergesse ich, dass wir Freunde sind. «
    Noren verdrehte die Augen und nickte. » Und was ist mit dir? « , fragte er dann angespannt.
    Ein kaltes Lächeln huschte um Réfens Mund. » Ich gebe euch so viel Vorsprung, wie ich kann, dann setze ich unsere Flucht äußerst geräuschvoll in die entgegengesetzte Richtung fort. Und wenn sie mir weit genug gefolgt sind, verschwinde ich. «
    Einen kurzen Augenblick musterte Noren ihn mit zusammengepressten Lippen, ehe er mit einem wortlosen Neigen des Kopfes Setten in den Durchgang befahl, den Réfen ihnen zuvor bedeutet hatte, und dem fuchsgesichtigen Mann folgte.
    Lauschend stand der Hauptmann der Garde still. Die Soldlinge kamen näher. Schneller als er gedacht hatte. Leise fluchend, eilte er links an der Nariede vorbei und auf einen schmalen Durchgang zu. Er hatte ihn gerade erreicht, als die Soldlinge auf das geharkte Rund stürmten.

9
    M it einem Ruck wurden die Türen des Gemaches geöffnet und ein halbes Dutzend Soldlinge schleppten einen Mann herein, den sie grob vor Königin Seloran auf den Boden stießen. Einen langen Moment waren nur die harten Atemzüge des Gefangenen zu hören, dann wurden die dunkelblau glitzernden Augen der Königin von dem schweren Folianten, in dem sie gerade gelesen hatte, gelöst. Eine schlanke Hand bewegte sich in einer knappen Geste und die Türflügel schlossen sich wieder, ohne dass einer der Männer sie berührt hätte. Der Kommandant der Soldlinge zuckte ebenso zusammen wie seine Krieger, verneigte sich dann aber rasch, um sein Erschrecken zu verbergen. » Wie befohlen, Herrin… «
    Ein Fingerschnippen brachte ihn zum Schweigen. Vollkommen gelassen wurde die Stelle des Buches markiert, an der ihr Erscheinen die schlanke Gestalt der Königin der Korun gerade unterbrochen hatte. Der Foliant wurde so behutsam zugeschlagen, dass noch nicht einmal der hölzerne Dreifuß vibrierte, auf dem er ruhte. Erst jetzt wurden ihr dunkelschillernden Augen gehoben und auf den Mann gerichtet, der mit auf dem Rücken gefesselten Händen, halb zerrissenem, blutdurchtränktem Hemd und ebenfalls rotfleckiger Hose auf dem Boden lag, ehe sie zum Kommandanten der Soldlinge weiterwanderten. Der Blick, mit dem er gemustert wurde, ließ ihn trocken schlucken.
    » Und der Jarhaal? « Die Stimme der Königin war von mörderischer Sanftheit.
    » Entkommen, Herrin, aber… « Wieder ließ ein Fingerschnippen ihn verstummen.
    Stümper! Er erhob sich von dem thronartigen Stuhl, auf dem der schlanke Frauenkörper die ganze Zeit gesessen hatte, und trat auf den Gefangenen zu. Zufrieden registrierte er, wie der Kommandant der Soldlinge ebenso vor der Gestalt von Königin Seloran zurückwich wie seine Männer. Wenn sie gewusst hätten, wie wenig Kraft ihm

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