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Seelenkuss

Seelenkuss

Titel: Seelenkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Raven
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etwas– oder jemandem. Noren fluchte unterdrückt, als ein dumpfes Krachen verriet, dass die Inneren Tore geschlossen worden waren. Wie auch immer es geschehen war: Ihr Plan war keinen Kupferdoren mehr wert.
    Hinter ihnen wurden Schritte laut, die sich rasch den Korridor entlang näherten. Noren griff nach seinem Dolch. Setten tat es ihm nach. Dann bog der Ankömmling um die letzte Ecke, und die beiden Männer entspannten sich wieder, als sie Réfen erkannten.
    » Wie konnten sie uns so schnell entdecken? « , empfing Noren den Freund wütend, kaum dass der sie erreicht hatte.
    » Wenn ich das wüsste, hätte ich es vielleicht verhindern können. « Sichtlich nicht minder ärgerlich schob Réfen sich an den drei Männern vorbei und spähte durch den Türspalt in den Hof.
    » Was ist mit meinen Leuten? «
    » Bisher wurde noch niemand verhaftet, soweit ich weiß. «
    Noren verzog den Mund in grimmiger Befriedigung. Zumindest das war eine gute Nachricht. » Und was jetzt? Über kurz oder lang werden sie uns hier entdecken. «
    Réfen bedachte ihn über die Schulter hinweg mit einem schnellen Blick. » Wie weit kannst du ihn tragen? « Mit dem Kinn wies er auf den schwer im Griff der beiden Männern hängenden Jarhaal.
    Norens Antwort war ein verächtliches Schnauben.
    Eine von Réfens Brauen hob sich. » Und wie schnell bist du dann noch? «
    » Schnell genug für dich. Hör auf, so blödsinnige Fragen zu stellen. Bring uns einfach hier heraus. « Er warf sich den schlaffen Körper wie zuvor über die Schultern, dann nickte er Réfen zu.
    Für einen Atemzug zögerte der, dann wandte er sich abrupt ab, spähte noch einmal durch den Spalt hinaus und signalisierte ihnen einen Augenblick später, ihm zu folgen.
    Sie wandten sich nach links, weg vom Lärm und Treiben des Marktes, den aufgebrachten Rufen der Händler und dem Gebrüll der Soldlinge, die auf ihrer Suche rücksichtslos Waren zu Boden rissen. Im Halblicht des Wehrganges bewegten sie sich hintereinander dicht an der Mauer entlang. Immer wieder bedeutete Réfen ihnen zurückzubleiben, sich tiefer in die Schatten hineinzuducken oder eine offene Fläche schnell zu überqueren. Ein paar Mal hörten sie Rufe in dem harten Dialekt, den die meisten Soldlinge sprachen, aber Réfen schaffte es immer wieder, sie im letzten Moment hinter eine Mauer oder in einen Durchgang zu führen, sodass sie unbemerkt blieben.
    Schließlich befahl Réfen ihnen mit einer Geste zu warten, dann überquerte er den kleinen Hof, auf dessen gegenüberliegender Seite die helle Janansteinmauer des Siebengartens aufragte. Neben der kleinen Pforte verharrte er und ließ mehrere Momente lang den Blick angespannt durch den Hof und über die Fenster des Palastes gleiten, die auf den Eingang des kunstvoll angelegten Gartens hinausgingen, ehe er sie herüberwinkte. Während sie zu ihm hasteten, stieß er die Pforte auf. Rasch drängten sie sich an ihm vorbei in den stillen Garten. Der Duft von Vinnbüschen, deren rot geränderte, goldene Blütenkelche sich vor dem dunklen Grün ihrer sichelförmigen dichten Blätter abhob, wehte ihnen entgegen und vermischte sich mit dem der langen violetten Blütendolden der Mondlinden, die den kiesbetreuten Weg säumten. Mit einem knappen Nicken bedeutete Réfen ihnen, sich rechts zu halten, an der Gartenmauer entlang, während er die Pforte schloss. Der Ruf erklang im gleichen Moment. Fluchend schlug Réfen die Tür endgültig zu. Wie auf ein stummes Kommando rannten sie los. Hinter ihnen krachte Holz auf Stein. Noren fasste den schlaffen Körper über seiner Schulter fester. Stimmen brüllten durcheinander. Schritte polterten hinter ihnen her, begleitet vom Klirren der Waffen. Dicht neben Setten schrammte ein Pfeil über die Mauer. Réfen schickte sie nach links, in einen schmalen Durchgang zwischen mannshohen Grennhecken hinein, deren harte, bläulichgrün schimmernde Blätter leise raschelten. Eine ganze Zeit folgten sie seinen gezischten Anweisungen durch die Gänge des Irrgartens, bis er ihnen befahl stehen zu bleiben. Angestrengt lauschend und zugleich darum bemüht, ihre eigenen Atemzüge zu dämpfen, verharrten sie auf dem kleinen Rund sauber geharkten hellen Janansteinkieses. Die Sonne glitzerte in seiner Mitte auf dem Wasser eines halbrunden Bassins. Eine zierliche Nariede saß in ihm auf einem kunstvoll gemeißelten Felsen, den langen Fischschwanz halb erhoben, einen mit Perlmutt besetzten Gendhecht auf dem Schoß, aus dessen emporgerecktem Maul eine

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