Seelenlos
gar nicht aufgefallen.«
»Es würde besser funktionieren, wenn du dich selbst ans Lenkrad setzen würdest, stimmt’s?«
»Stimmt. Aber das wäre schwer zu erklären. Schließlich ist dies ein Polizeiauto, und ich bin bloß ein Grillkoch.«
Während wir den Weg entlangrollten, schaltete der Chief die Scheinwerfer ein. »Machen wir es einfach so«, sagte er. »Ich fahre, wohin ich will, und wenn du das Gefühl hast, ich sollte nach links oder rechts abbiegen, sagst du’s mir einfach.«
»Versuchen wir es.« Ich deutete auf das ausgeschaltete Funkgerät. »Wird man Sie denn nicht erreichen wollen?«
»Meine Leute am Tatort? Das ist jetzt reine Routine, und da kennen sich die Burschen von der Spurensicherung besser aus als ich. Erzähl mir doch mal von dem Kerl mit dem Taser.«
»Gemeine grüne Augen. Hager und gewandt. Schlangenhaft. «
»Konzentrierst du dich gerade auf ihn?«
»Nein. Ich hab ihn nur kurz gesehen, bevor er mich erwischt hat. Damit das funktioniert, muss ich eine bessere Vorstellung von jemand haben – oder einen Namen.«
»Was ist mit Simon?«
»Wir wissen doch nicht sicher, ob er beteiligt ist.«
»Da würde ich mein letztes Hemd drauf wetten«, sagte Chief Porter. »Der Mörder hat noch auf Wilbur Jessup eingeschlagen, als der schon lange tot war. Es war ein leidenschaftlicher Mord. Aber er ist nicht allein gekommen. Er hatte einen Komplizen, vielleicht jemand, den er im Bau kennengelernt hat.«
»Egal. Ich versuche es trotzdem lieber mit Danny.«
Eine Weile fuhren wir schweigend dahin.
Die Wagenfenster waren offen. Die Luft sah klar aus, trug jedoch aus der weiten Wüste, die unsere Stadt umgibt, den Duft von Kieselerde heran. Unter den Reifen knirschten die trockenen Blätter des Indischen Lorbeers am Straßenrand.
Pico Mundo sah aus, als wäre es evakuiert worden.
Der Chief sah mich mehrfach von der Seite her an, dann fragte er: »Hast du eigentlich vor, irgendwann mal wieder im Grill zu arbeiten?«
»Ja, Sir. Früher oder später.«
»Früher wäre besser. Die Leute vermissen deine Bratkartoffeln. «
»Poke macht auch gute«, sagte ich. Gemeint war Poke Barnett, der andere Koch im Pico Mundo Grill.
»Seine sind zwar nicht so schlecht, dass man sie runterwürgen müsste«, gab der Chief zu, »aber an deine kommen sie eindeutig nicht ran. Von seinen Pfannkuchen ganz zu schweigen. «
»Mit dem Lockerheitsfaktor meiner Pfannkuchen kann tatsächlich niemand konkurrieren«, sagte ich.
»Ist das ein kulinarisches Geheimnis?«
»Nein, Sir. Das ist angeborener Instinkt.«
»Eine Gabe für Pfannkuchen.«
»Ja, sieht ganz so aus.«
»Fühlst du dich eigentlich schon magnetisiert oder was immer es ist?«
»Nein, noch nicht. Übrigens wäre es besser, wenn wir nicht darüber sprechen und es einfach nur geschehen lassen würden. «
Chief Porter seufzte. »Ich weiß wirklich nicht, wann ich mich an dieses übersinnliche Zeugs gewöhnen werde.«
»Ich habe mich nie daran gewöhnt«, sagte ich, »und daran wird sich wohl auch nichts ändern.«
Zwischen den Stämmen zweier hoher Palmen, die vor der Highschool aufragten, verkündete ein großes Banner: VORWÄRTS, ECHSEN!
Als ich die Highschool besuchte, liefen die Schulmannschaften noch unter dem Namen Krieger auf. Alle Cheerleader trugen ein Stirnband mit einer Feder. Inzwischen ist man auf die Idee gekommen, das stelle eine Beleidigung der in der Umgebung wohnenden Indianerstämme dar, obwohl sich keiner der Indianer je beschwert hat.
Jedenfalls hat die Schulverwaltung dafür gesorgt, dass die Bezeichnung Krieger durch Echsen ersetzt wurde. Das namengebende Reptil, die Gila-Krustenechse, sei eine ideale Wahl, weil es symbolisch für die gefährdete Umwelt der Mojave-Wüste stehe.
In Football, Basketball, Leichtathletik und Schwimmen haben die Echsen bei Weitem nicht so viel Erfolg wie die Krieger. Die Schuld daran geben die meisten Leute den Betreuern.
Ich habe früher geglaubt, alle gebildeten Leute wüssten, dass eines Tages ein Asteroid auf die Erde aufprallen und die menschliche Zivilisation zerstören werde. Aber vielleicht haben viele von diesen Leuten noch nicht davon gehört.
»Es hätte noch schlimmer kommen können«, sagte Chief Porter, als könnte er Gedanken lesen. »Schließlich gehört auch die Grüne Stinkwanze zu den gefährdeten Tierarten draußen in der Wüste. Man hätte die Teams also Stinkwanzen nennen können.«
»Links«, schlug ich vor, woraufhin er an der nächsten Kreuzung abbog.
»Ich hab
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