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Seelenlos

Seelenlos

Titel: Seelenlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Züge zu mildern.
    Wie ein wandelnder Berg kam er zum Tisch. Er stellte sich neben Roberts Stuhl auf.
    Als Datura die Faust um die langstieligen Rosen geschlossen hatte, waren ihr deren Dornen in die Haut gedrungen. Obwohl ich ihr keinerlei Schmerzen angesehen hatte, blutete die Hand.
    Womöglich hätte Robert sich an den Wunden gütlich getan, bis keine Spur Blut mehr hervorquoll. Er gab ein zutiefst befriedigtes Brummen von sich.
    So verstörend das war, es handelte sich wohl noch nicht um das »Bedürfnis«, von dem Datura gesprochen hatte. Das musste etwas Schlimmeres sein.

    Mit dem Ausdruck einer perversen Noblesse entzog die selbst ernannte Göttin Robert ihre Gunst und bot André ihre Hand dar.
    Ich versuchte, mich auf das Schauspiel des Unwetters hinter dem Fenster zu konzentrieren, schaffte es jedoch nicht, den Blick von der gruseligen Szene auf der anderen Seite des Tischs abzuwenden.
    Der Koloss senkte den Kopf zu Daturas gewölbter Handfläche. Er leckte wie ein Kätzchen, wobei er sicher nicht auf Nahrung aus war, sondern noch etwas anderes als Blut begehrte, etwas Unbekanntes und Unheiliges.
    Während Cheval André die Gunstbezeugung seiner Herrin genoss, beobachtete Cheval Robert ihn aufmerksam. Begierde marterte sein Gesicht.
    Seit ich ins Zimmer gekommen war, hatte der Duft von Iriswurzel immer wieder eine eklige Süße angenommen. Nun verdichtete er sich so stark, dass mir zunehmend übel wurde.
    Während ich mich bemühte, diese Übelkeit zu unterdrücken, stieg eine Vorstellung in mir auf, die rein symbolischen Charakter hatte, aber dennoch äußerst beunruhigend war.
    Indem Datura ihr blutiges Ritual zelebrierte, kam sie mir nicht mehr wie eine Frau vor, ja überhaupt nicht wie ein geschlechtlich differenziertes Wesen, sondern wie das Mitglied einer Spezies, bei der im selben Individuum beide Geschlechter vorhanden waren. Fast insektenhaft sah sie aus. Hätten die Blitze gewirkt wie Röntgenstrahlen, so hätte ich ihren Körper wohl als Mimikry einer menschlichen Gestalt gesehen, in der ein vielbeiniges Wesen zuckte.
    Sie entzog André ihre Hand, die er nur widerstrebend losließ. Als sie ihm jedoch den Rücken zuwandte, kehrte er gehorsam zum Fenster zurück, legte wieder die Handflächen an die Scheibe und blickte in den Sturm.

    Robert beschäftigte sich wieder mit den Kerzen auf dem Tisch. Sein Gesicht wurde ruhig, doch in seinen Augen tanzte der Widerschein der Flammen.
    Datura wandte ihre Aufmerksamkeit wieder mir zu. Einen Moment starrte sie mich an, als würde sie sich nicht erinnern, wer ich war. Dann lächelte sie.
    Sie nahm ihr Weinglas vom Tisch und kam auf mich zu.
    Hätte ich geahnt, dass sie vorhatte, sich mir auf den Schoß zu setzen, dann wäre ich augenblicklich aufgesprungen, doch als mir ihre Absicht klar wurde, war es bereits passiert.
    Ihr warmer Atem, der mir sanft ins Gesicht schlug, roch nach Wein.
    »Hast du schon einen Vorteil gesehen, den du ergreifen könntest?«
    »Noch nicht.«
    »Ich möchte, dass du etwas mit mir trinkst«, sagte sie und drückte mir das Weinglas an die Lippen.

34
    Sie hielt das Weinglas in der Hand, die von Dornen zerstochen worden war, der Hand, an der die beiden Männer gesaugt hatten.
    Eine neue Welle der Übelkeit überkam mich. Ich zog den Kopf zurück, um nicht mehr den kühlen Glasrand an den Lippen zu spüren.
    »Trink etwas«, wiederholte sie. Selbst unter diesen Umständen klang ihre rauchige Stimme verführerisch.
    »Ich will aber nichts«, sagte ich.
    »Doch, du willst es, Süßer. Du weißt bloß nicht, dass du es willst. Das liegt daran, dass du dich selbst noch nicht verstehst. «
    Wieder drückte sie mir das Glas an die Lippen, und ich drehte den Kopf weg.
    »Armer Odd Thomas«, sagte sie. »Wie viel Angst du davor hast, verdorben zu werden! Hältst du mich etwa für ein schmutziges Ding?«
    Sie offen zu beleidigen, war womöglich schlecht für Danny. Nachdem sie mich erfolgreich hierhergelockt hatte, war er ihr kaum mehr von Nutzen. Wenn ich sie kränkte, konnte sie mich bestrafen, indem sie die schwarze Taste auf der Fernbedienung drückte.
    »Ich stecke mich bloß leicht mit Erkältungen an«, sagte ich lahm.

    »Aber ich bin gar nicht erkältet.«
    »Tja, das weiß man nie so genau. Vielleicht bist du es doch, hast aber noch keine Symptome.«
    »Ich nehme regelmäßig Echinacea ein. Das solltest du auch tun, dann bekommst du nie wieder eine Erkältung.«
    »Ach, ich stehe nicht so auf Kräutermedizin«, sagte ich.
    Ihr

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