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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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Intimität war auch nur das Geringste zu spüren. Noch dazu hatte sie jegliche Intimität zwischen ihnen an diesem Morgen für gestorben erklärt.
    Er spürte, wie sich ein Kloß in seinem Magen bildete. »Hör mal, Abbie …«
    »Du warst heute Morgen im Recht.«
    Ihre Worte machten ihn sprachlos.
    »Du musstest mit Callie reden. Ich hätte genauso entschieden.«
    Es war das Letzte, was er aus ihrem Mund erwartet hätte. Das Letzte, was er hören wollte. Ihm schnürte es die Kehle zu, als er seinen Fehler endlich begriff. »Ich hätte dir sagen sollen, dass ich sie vernehmen will.«
    »Ja, hättest du.«
    Er holte Luft und sah sich um, ohne seine Umgebung wirklich wahrzunehmen. Verdammt, er war doch auf Nummer sicher gegangen. Hatte sich an die Regeln gehalten. Warum war es so danebengegangen?
    Weil es hieß, dass er Abbie unterschätzt hatte. Schwer. Und sie hatte ihm unmissverständlich klargemacht, was ihn das kosten würde.
    Seine Hände wurden feucht. »Hör mal …«
    »Ich muss jetzt Callie abholen. Wir sprechen uns später.«
    Die Verbindung brach ab. Ryne zögerte eine ganze Weile, bis er sein Handy wegsteckte und sich im Geiste selbst mit
verschiedenen Schimpfnamen bedachte. Verdammt noch mal, warum ließ ihn eine Entscheidung, die ihm vor wenigen Stunden noch so richtig erschienen war, jetzt wie einen Vollidioten dastehen? Genau deshalb hatte er sich immer vor Beziehungen gehütet. Sie waren voller Minenfelder, und beim kleinsten Fehltritt flog einem alles um die Ohren.
    »Robel, ein Anruf für Sie auf Leitung drei«, rief Marcy.
    Doch Ryne zögerte, ehe er nach dem Apparat griff. Und es kostete ihn mehr Mühe als erwartet, sich auf die Anruferin zu konzentrieren.
    »Detective Robel?« Die Frau klang außer Atem, erregt. »Hier ist Cyn Paulus. Gerade habe ich Ihre Nachricht abgehört. Ich bin heute erst wieder nach Hause gekommen, weil ich ein paar Tage verreist war, auf Einkaufstrip. Wissen Sie, ich habe nämlich einen kleinen Laden und verkaufe alle möglichen …«
    Gnadenlos schnitt Ryne den Redeschwall der Frau ab. »Danke für Ihren Rückruf. Ich habe eine Frage über jemanden, den ich in Ihrem Blog gefunden habe. Ein ehemaliger Mitschüler von Ihnen. Trevor Holden.«
    »Warum? Was hat er denn verbrochen?«
    Ryne ignorierte ihre Frage und stellte ihr stattdessen selbst eine. »Was können Sie mir über ihn sagen?«
    »Alsooo …« In dem lang gezogenen Wort schwang ein Schmollen mit. »So gut hab ich ihn gar nicht gekannt. Wir verkehrten nicht gerade in denselben Kreisen. Aber ich wollte eben alle ehemaligen Mitschüler einladen, und er hat zusammen mit uns den Abschluss gemacht, auch wenn er nur zwei Jahre oder so an unserer Schule war.«
    Ryne verlor langsam die Geduld. »Warum das?«
    »Er war einer dieser Straftäter von der State Training School.« Ryne horchte auf. »Natürlich ist keiner von ihnen zum Klassentreffen gekommen, was mir auch ganz recht war.
Aber ich habe zu meiner Freundin gesagt, einladen muss ich sie trotzdem, einfach aus Gründen der Fairness …«
    Ryne setzte sich bequemer hin. Etwas sagte ihm, dass dieses Telefonat eine Weile dauern würde. »Können Sie mir sagen, was Sie noch über Holden wissen?«
    »Er war irgendwie unheimlich, daran kann ich mich erinnern. Hat die Mädchen immer angesehen, als wollte er sie mit Blicken ausziehen. Wissen Sie, was ich meine?«
    Ryne hätte fast den Atem angehalten. »Schulen sind doch Gerüchteküchen, oder? Haben Sie je gehört, weshalb er auf der State School gelandet ist?«
    »Wenn, dann weiß ich es nicht mehr. Wir haben uns ziemlich von den Staties ferngehalten. Entschuldigung, aber so haben wir die Insassen der State School genannt. Eigentlich hat sich auch von denen keiner mit uns anfreunden wollen. Die sind immer unter sich geblieben.«
    »Sie haben also keine Ahnung, wo Holden jetzt ist und was er macht.«
    »Oh, ich habe auf dem Klassentreffen etwas aufgeschnappt.« Die Frau schnaubte hörbar. »Kann es aber kaum glauben. Ein Typ, er heißt Danny Sorenson, hat gesagt, Holden sei auf demselben Junior College gewesen wie sein Cousin. Die beiden hätten angeblich eine Menge Kurse gemeinsam besucht. Er wollte uns sogar verklickern, dass er von seinem Cousin gehört hätte, Holden würde bei irgendeiner Pharmafirma arbeiten.«
    Ryne nahm es zufrieden zur Kenntnis. »Irgendeine Ahnung, wo? Oder bei welcher Firma?«
    »Nein, wie gesagt, es hat kein Mensch geglaubt. Danny meinte, irgendwo im Westen. Die meisten von uns sind allerdings

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