Seelenmoerder
musterte den Officer neben Bolen. »Sackett, wenn Sie Landis heute Morgen ablösen, klingeln Sie bei Juárez. Wir müssen uns vergewissern, dass er wirklich in seiner Wohnung ist und krankfeiert.«
Der Mann nickte, und Ryne fuhr fort. »Isaac, wir müssen die Liste von Juárez’ Angehörigen und Bekannten weiter abarbeiten. Bis heute Abend will ich den Mann in- und auswendig kennen. Mit wem hat er Kontakt? Mit wem redet er? Wayne und Nick.« Er wandte sich den beiden Genannten zu. »Was ist bei der Befragung der Prostituierten herausgekommen?«
»Also Wayne hat sich’nen bösen Tripper eingefangen.« Die einzigen Männer im Raum, die nicht über McElroys Humor lachen konnten, waren Ryne und Cantrell. »Aber es sieht nach einer Sackgasse aus. Es laufen jede Menge kranke Typen rum, aber es gibt keine bisher nicht angezeigten Gewalttaten oder Vergewaltigungen wie die, mit denen wir es
zu tun haben.« Nick warf Abbie ein falsches Lächeln zu. »Tut mir leid, Tinkerbell. Das war wohl nichts.«
»Ich würde eure Notizen trotzdem gern sehen, vor allem die von Prostituierten, die mit S&M zu tun haben.« Als Nick keine Antwort gab, fügte sie hinzu: »Vielleicht fällt mir etwas auf, was euch entgangen ist.«
McElroy zuckte die Achseln. »Klar. Wie’s beliebt. Robel hat eine Abschrift.«
»Was ist mit dem Steinchen aus Juárez’ Schuhen?«
Cantrell beantwortete Abbies Frage. »Das aus den Schuhen, die in seinem Schrank standen, von denen er aber abstreitet, dass sie ihm gehören? Das passt genau zu den Steinchen in Billings’ Garten.«
»Genau wie die Partikel in seinem Auto«, ergänzte Ryne.
Cantrell fuhr fort. »Im Labor haben sie die Dinger identifiziert, und soweit wir wissen, werden sie hier in der Gegend in mehreren Läden verkauft. In Discountern und Baumärkten, in Gartencentern und Baumschulen … Wahrscheinlich liegt das Zeug in der Hälfte aller Gärten in Savannah.«
Ryne sprach die beiden direkt an. »Cantrell und McElroy, versucht mal, über die Schuhe selbst etwas herauszufinden. Ob sie hier in der Gegend verkauft werden, ob jemand den Kunden identifizieren kann, der sie gekauft hat …«
»Stochern im Nebel«, knurrte Cantrell.
»Ja. Genau wie euer nächster Auftrag. Macht euch mal über den Hersteller der Spritze schlau, die wir gefunden haben. Was hat die Firma für Kunden, und wo gibt es hier in der Gegend solche Spritzen. Ihr wisst schon, worauf es ankommt.«
»Dreck, verfluchter«, zischte McElroy.
»Das ist eine prägnante und treffende Zusammenfassung dessen, was wir bisher über den Kerl wissen, Nick«, sagte Ryne in schneidendem Tonfall. »Wir haben ein paar Fingerabdrücke
von Barbara Billings in seinem Auto gefunden, viele von Juárez und ein paar andere im Innern und an den Nummernschildern. Wir lassen sie alle noch durchs IA-FIS sowie unsere staatlichen und städtischen Datenbanken laufen. Wer will darauf wetten, dass wir dabei einen Treffer landen?« Im Raum herrschte Schweigen. Ryne lächelte grimmig. »Genau. Deshalb verfolgen wir jede nur denkbare Spur, ob es jetzt ein Stochern im Nebel ist oder nicht. Ich weiß ja nicht, wie es euch damit geht, aber ich will nicht unbedingt tatenlos auf die nächste Vergewaltigung warten und hoffen, dass er uns seine Visitenkarte dalässt.«
Seine Worte sprachen Abbie aus der Seele. Sie wartete, bis Captain Brown ein vertrauliches Gespräch mit Ryne beendet hatte und den anderen Männern aus dem Raum folgte, ehe sie nach vorn ging. »Weißt du was? Das hat er vielleicht sogar schon getan. Eine Visitenkarte dagelassen, meine ich.«
Ryne blickte nicht auf, während er Papiere in verschiedene Aktendeckel einsortierte. »Du hast wirklich ein Talent dafür, mir Dinge zu sagen, die ich nicht hören will, weißt du das?« Er legte die Papiere beiseite und sah mit ironischem Lächeln zu ihr auf. »Du willst auf die Verwendung von Juárez’ Wagen hinaus, stimmt’s?«
Abbie nickte. »Wenn die Beweise nicht auf Juárez als den Vergewaltiger hindeuten …«
»Wir haben noch nicht alle Beweise …«
»… dann wissen wir, warum die Schilder an seinem Bronco gelassen wurden, auch als die Vergewaltigung schon geschehen war«, fuhr Abbie fort und rutschte mit einer Pobacke auf den Tisch. »Der Täter konnte sich nicht darauf verlassen, dass Ethel Krebbs den Wagen identifizieren würde.«
»Aber mit gestohlenen Nummernschildern wurde die Wahrscheinlichkeit höher, dass die Polizei den Wagen finden würde. Und da stünde er dann wie ein
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