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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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kann?«
    »Ich glaube nicht, dass Juárez der Täter ist«, fauchte sie ihn wütend an. Zum Teufel mit der Sachlichkeit. Wenn Ryne sich bestimmten Möglichkeiten verschließen wollte, dann konnte sie das auch. »Schau dir das Profil an. Weiter verlange ich nichts. Amanda Richards passt ebenfalls ins Schema. Ihre Mutter hat sie zu Schönheitswettbewerben geschickt, seit sie vier war. Sie war die Favoritin für den Titel der Miss Georgia. Und was hat unser Täter für sie arrangiert?«
    Ryne sah zweifelnd drein. »Und die Hornby? Nenn mir einen plausiblen Grund dafür, warum der Kerl sie mit Krokodilklemmen und einem Schlosserhammer bearbeitet hat. Hatte sie eine Abneigung gegen Baustellen?«
    Abbie stemmte die geballten Fäuste in die Seite, um die Versuchung zu unterdrücken, ihm einen Kinnhaken zu verpassen. Ihr heftiger Jähzorn erschreckte sie. Abbie Phillips verlor nicht die Kontrolle. Nicht mehr.
    Sie bebte vor mühsamer Beherrschung, doch sie sprach in nüchternem Tonfall weiter. »Ich weiß nicht genug über Ashley Hornby, um Vermutungen anzustellen. Wie gesagt, sie geht weder ans Telefon noch an die Tür.«
    »Pass auf«, sagte Ryne jetzt wieder ganz ruhig. »Mir ist klar, dass du eine Menge Arbeit in das Profil gesteckt hast. Du hast etliche Verbindungen aufgedeckt, die uns entgangen sind, dafür herzlichen Glückwunsch.«
    »Leck mich.«
    Seine Kinnpartie wurde hart. »Ich kann nicht leugnen, dass mir das auch schon in den Sinn gekommen ist, aber vermutlich meinen wir nicht das Gleiche.«
    Wutbebend warf sie die Blätter nach ihm, von wo sie schließlich wieder auf die Mappe auf dem Tisch fielen. »Behandel mich gefälligst nicht so von oben herab. Ich habe
recht. Ob ich handfeste Beweise habe? Nein. Es gibt keine handfesten Beweise für eine solche Theorie. Aber das Muster ist da, ob du nun die Augen davor verschließen willst oder nicht. Es sagt uns vielleicht nicht wer , aber es sagt uns warum . Und das ist mehr, als wir gestern um diese Zeit hatten.«
    Feindselig funkelten sie sich noch eine ganze Weile an, ohne dass einer von beiden nachgegeben hätte. Doch dann wurde Ryne vom Klingeln seines Mobiltelefons abgelenkt, während Abbie die Unterbrechung nutzte, um sich zu fassen.
    Es erschütterte sie, dass sie dermaßen die Beherrschung verloren hatte. In der Ausbildung hatte Raiker sie an jedem Punkt infrage gestellt und sie gezwungen, ihre Theorien mit unerschütterlichen Argumenten zu untermauern. Sie hatte schon öfter erlebt, dass Polizisten ihre Beiträge ins Lächerliche zogen und ihr Können abwerteten, doch das spornte sie lediglich dazu an, sich noch mehr anzustrengen, da es unendlich viel süßer war, am Ende recht zu behalten.
    Allerdings hatte keine dieser Erfahrungen je eine so heftige Gefühlsaufwallung ausgelöst, und sie musste nicht lange überlegen, um herauszufinden, warum. Keiner dieser Männer war Ryne gewesen.
    Ihr Ärger wandte sich gegen sie selbst. Sie begriff nicht, wie der Mann es geschafft hatte, ihr so nahezukommen. Nahe genug, dass seine Missachtung ihrer Theorie sie wirklich verletzte. Sowie sie das Gefühl entschlüsselt hatte, gingen alle ihre Abwehrmechanismen in Alarmstellung.
    Das schlimmste menschliche Leid wurde stets durch Personen verursacht, die einem zu nahegekommen waren. Emotional. Psychisch. Intellektuell. Der Vergewaltiger, den sie jagten, wusste das vermutlich nur allzu gut.
    Genau wie sie.

    »Oh mein Gott.«
    Widerwillig wandte Abbie den Blick zu Ryne. Er rieb sich den Nacken und hatte eine ausdruckslose Miene aufgesetzt. »Riegeln Sie das Haus ab. Lassen Sie niemanden hinein außer der Spurensicherung und den Sanitätern. Ich bin schon unterwegs.«
    Ihr Magen verkrampfte sich vor Beklommenheit. Abbie befeuchtete ihre Lippen, die auf einmal unerklärlich trocken geworden waren. »War das … Hat es wieder eine Vergewaltigung gegeben?«
    »Nein.« Er steckte sein Telefon ein und sammelte mit mühsam beherrschtem Zorn die Akten zusammen. »Ashley Hornby ist tot zu Hause aufgefunden worden. Offenbar Selbstmord.«
     
     
    Ryne erkannte den uniformierten Kollegen an Ashley Hornbys Haustür sofort. Joe Gómez war unter den Beamten gewesen, die nach der ersten Vergewaltigung mögliche Zeugen vernommen hatten, und er war es auch, der ihn vorhin angerufen hatte. Ryne winkte ihn zu sich. »Wer ist im Haus gewesen?«
    »Die Nachbarin, Iris Clemons, hat uns gerufen.« Er zeigte auf die ältere Frau, die hinter ihm in einer Sofaecke kauerte und ausdruckslos auf ihre

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