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Seelenmoerder

Titel: Seelenmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
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gewissermaßen.«

    Mist, jetzt hatte er sie beleidigt. Langsam bekam er Übung darin. »Ich habe nur gemeint, dass … Dixon ein ziemlich gesundes Ego hat. Mann, ich doch genauso. Ich glaube, er findet es geil, mein Chef zu sein.«
    Ich habe deine Karriere vor der Müllhalde bewahrt, Freundchen. Wie wär’s mit ein bisschen Dankbarkeit?
    Dixons Worte von vorhin hallten höhnisch in seinem Kopf wider. Man konnte wirklich mit Fug und Recht behaupten, dass der Mann es genoss, sein Vorgesetzter zu sein. Ja, wahrscheinlich hatte er ihm nur deshalb einen Job angeboten. Ryne hatte sich über das Entgegenkommen gewundert, doch damals waren seine Wahlmöglichkeiten alles andere als üppig gewesen. Seine Karriere in Boston war zwar nicht völlig ruiniert, doch er war durch seinen eigenen Fehler in eine Sackgasse geraten. Das war ihm klar. Und sein Captain hatte es ebenfalls gewusst. Dixons Vorschlag hatte ihn erstaunt, doch er hatte nicht allzu genau hingesehen. Was Dixon auch für Gründe haben mochte, Ryne würde bestimmt mit ihnen leben können.
    »Er bewundert dich. Als ich am ersten Tag mit ihm gesprochen habe, hat er endlos von deinen verdeckten Ermittlungen in der Drogenszene und von deiner Phase beim Morddezernat geredet. Anscheinend kennt er deine Personalakte auswendig. Er hat mehrere Auszeichnungen und Belobigungen erwähnt, die du bekommen hast.«
    Ryne stutzte. »Das hat er dir alles erzählt?«
    Sie nickte. »Manches davon vielleicht nur, um mich damit zu beeindrucken, was für ein tolles Team er für diese Ermittlungen auf die Beine gestellt hat, aber es lag auch etwas anderes in seinem Tonfall. Wie wenn der Trainer des Highschool-Footballteams von seinem Star-Quarterback schwärmt, weißt du?«
    Er wandte sich ab, da ihm der Vergleich peinlich war. »Du
solltest dich mal hören. Als Nächstes machst du noch ein heimliches Liebespaar aus uns. Du interpretierst ihn falsch, das ist alles.«
    »Ich glaube nicht. Und in puncto Liebespaar brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Er mag dich nicht, trotz all deiner Erfolge. Oder wahrscheinlich gerade deswegen. Und da du auch nicht übermäßig hingerissen von ihm zu sein scheinst, hätte mich eben interessiert …«
    Sie verstummte, eine stillschweigende Aufforderung an ihn, den Faden aufzunehmen, doch er tat es nicht.
    »Warum hast du den Job hier unter ihm angenommen?«
    Deborah Hannas Gesicht blitzte vor seinen Augen auf, sein Magen krampfte sich zusammen, und er schob das Bild mit aller Gewalt beiseite. »Ich hatte meine Gründe.«
    Sie wartete und hoffte, er werde mehr dazu sagen. Als er beharrlich schwieg, ergriff sie erneut das Wort. »Offenbar hattest du das Bedürfnis, dich selbst zu bestrafen.«
    Er musterte sie unverwandt, während die Logik hinter einer Flammenwand aus Emotionen verschwand, die zu plötzlich und zu massiv aufgewallt waren, um sie zurückzudrängen. Er nahm den Humor in Abbies Tonfall überhaupt nicht wahr, als ihn die quälenden Erinnerungen bedrängten. Schon war er aufgestanden und hatte mit zwei schnellen Schritten die Distanz zwischen ihnen geschlossen.
    Unsanft umklammerte er ihre Arme, brachte sein Gesicht dicht vor ihres und zischte sie an. »Tu uns beiden den Gefallen und halt dich aus meinem Kopf raus, Abbie. Glaub mir, was du dort findest, würde dir nicht gefallen.«

13. Kapitel
    Abbie schnappte nach Luft, und Ryne registrierte verspätet, wie fest er ihre Arme umfasst hielt. Erschrocken von seiner Unbeherrschtheit, löste er die Finger.
    »Das war ein Witz. Ich habe das Wetter gemeint«, sagte sie. Seine Verwirrung zeichnete sich offenbar auf seiner Miene ab, denn sie sprach weiter. »Die Hitze und die hohe Luftfeuchtigkeit. Du hast dich doch schon x-mal darüber beklagt.« Sie blickte argwöhnisch drein, aber nicht ängstlich. Dabei hätte sie allen Grund gehabt, sich zu ängstigen. Er hatte jedenfalls höllische Angst. Angst vor der Flutwelle von Gefühlen, die ihn übermannt hatte, als sie für seinen Geschmack der Wahrheit etwas zu nahe gekommen war.
    Einen Moment lang hatte er gemutmaßt, dass Dixon ihr ein bisschen mehr über sein Vorleben erzählt hatte, statt nur ein Loblied auf ihn zu singen. Normalerweise hatte er die Geister aus seiner Vergangenheit besser unter Kontrolle, und mit ihr darüber zu sprechen war auf jeden Fall das Letzte, was er wollte.
    »Tut mir leid«, murmelte er und ließ die Hände sinken. Und das stimmte. Es tat ihm leid, und es war ihm peinlich. Er hatte heute schon zu viele Tiefschläge

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