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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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kontrollieren. Und ich habe mir gedacht, dass es ziemlich wahrscheinlich ist, dass sie wirklich irgendwo dort draußen verscharrt ist und nie gefunden wurde.«
    »Wenn du sie also beschworen hättest und wir die Leiche dann dort liegengelassen hätten, so dass sie schließlich doch noch gefunden wird – das wäre gar nicht so übel gewesen, oder?«
    »Vielleicht nicht. Vorausgesetzt, ich wüsste, dass ich sie wirklich gefahrlos hätte beschwören und dann freigeben können. Aber was, wenn ich … Was, wenn sie sich nicht hätte ins Freie graben können und ich nicht bemerkt hätte, dass ich sie beschworen habe, und sie …«
    Ich wandte mich ab und sah wieder in den Wald hinaus.
    »Ich hole dir auch einen Stuhl«, sagte Derek.
    Ich protestierte, ich hätte sowieso nicht vor zu bleiben, aber er blieb gar nicht stehen. Als er zurückkam, kam er aus der entgegengesetzten Richtung.
    »Bin einmal ums Haus gelaufen«, erklärte er. »Wenn’s auf dem Grundstück eine Leiche gäbe, hätte ich sie gerochen. Der Wind steht gut heute Nacht. Keine Gefahr für dich.«
    »Es … es sind nicht nur Menschen, wegen denen ich mir Sorgen mache.«
    Und so erzählte ich ihm schließlich doch noch von den Fledermäusen in dem Lagerhaus.
    »Ich hab sie nicht gerufen«, sagte ich. »Ich hab nicht mal gewusst, dass das bei Tieren überhaupt geht, dass sie eine Seele, einen Geist, was auch immer haben. Wenn ich einschlafe und in irgendeinem Zusammenhang vom Geisterbeschwören träume, dann muss da nur irgendein totes Tier in der Nähe sein, und schon könnte ich es beschwören, ohne es auch nur zu merken. Ich würde einfach weggehen und es in seinem Körper zurücklassen, für wie lang …« Ich holte tief Atem. »Okay, ich werde gerade leicht panisch, ich weiß.«
    »Mit gutem Grund.«
    »Es ist ja nicht so, als ob ich’s absichtlich täte, und vielleicht sollte das einen Unterschied machen, aber …«
    »Es ist trotzdem nichts, wofür man verantwortlich sein will.«
    Ich nickte.
    Er nahm einen Schluck von seiner Cola, schraubte die Flasche zu, schob sie in die Tasche und stand auf. »Gehen wir.«
    »Wohin?«
    »Ich höre jeden, der in die Nähe kommt, es ist also nicht nötig, dass ich hier rumsitze und gar nichts tue. Wir können genauso gut ein paar tote Tiere für dich finden.«
    Ich runzelte die Stirn. »Das ist nicht witzig.«
    »Ich mache auch keine Witze, Chloe. Du machst dir Sorgen, weil du nicht weißt, warum es passiert und wie es funktioniert und wie du es verhindern kannst. Wir können ein paar Experimente starten, versuchen, eine Antwort zu bekommen. Es ist ja nicht so, als ob einer von uns in den nächsten ein, zwei Stunden irgendwas Besseres zu tun hätte.«

[home]
39
    D erek ging neben einem flachen, verfilzten Etwas in die Hocke, das irgendwann wohl durch den Wald gerannt war, jetzt aber aussah, als sei es von einer Dampfwalze überfahren worden.
    Ich tippte es mit der Fußspitze an. »Ich hatte mir eigentlich irgendwas vorgestellt, das noch mehr …«
    »Erkennbare Gliedmaßen hat?«
    »Erkennbare Teile ganz allgemein, einfach damit ich weiß, was ich da beschwöre. Aber ja, ein paar Gliedmaßen mehr würden auch schon helfen.«
    »Das war ein Maulwurf. Ich glaube, dahinten irgendwo ist ein Kaninchen.«
    »Du kannst wirklich alles wittern, oder? Cool.«
    Er sah mich mit hochgezogenen Brauen an. »Die Fähigkeit, verwesende Tiere zu finden, ist cool?«
    »Na ja, es ist jedenfalls eine … außergewöhnliche Begabung.«
    »Mit deren Hilfe ich es im Leben sehr weit bringen werde.«
    »Hey, irgendwer muss doch dafür zuständig sein, die überfahrenen Tiere am Straßenrand einzusammeln. Ich wette, das wird gut bezahlt.«
    »Nicht gut genug.«
    Er stand auf und atmete tief ein, dann ging er ein paar Schritte weiter, bückte sich und stieß einen Klumpen Kaninchenfell an.
    »Und hier stelle ich mir ganz entschieden etwas mit mehr vorhandenen Teilen vor«, sagte ich. »Einem Kopf zum Beispiel.«
    Ein kurzes schnaubendes Auflachen. »Der ist wahrscheinlich auch hier irgendwo, aber ich nehme an, du willst die Teile außerdem auch noch zusammenhängend?« Eine Pause. »Ich frage mich, was passieren würde, wenn …«
    »Das kannst du dich auch weiter fragen, das ist nämlich ein Experiment, das ich ganz entschieden
nicht
durchführen werde.«
    »Wir finden schon irgendwas.«
    Er ging noch ein paar Schritte, blieb wieder stehen, und seine Schultern verspannten sich, als er den Wald musterte.
    Ich schob mich näher an

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