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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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»So war das nicht gemeint. Hab ja nichts gegen solche Sachen, bloß – wissenschaftlich betrachtet war das, was der Typ gemacht hat, Müll. Die ganzen Naturschützer haben’s natürlich gemocht. Aber meins hat den Publikumspreis gekriegt.«
    »Weil die Leute allem Anschein nach mehr dran interessiert sind, sich tote madige Tiere anzusehen, als die Umwelt zu schützen?«
    En kurzes Lachen. »Sieht ganz so aus.«
    »Zurück zu diesem speziellen madigen Ding hier … ich nehme mal an, ich sollte mich ans Werk machen, zusehen, dass ich es untot kriege.« Ich ging neben ihm in die Knie.
    »Wir fangen damit an, dass …«, begann Derek. Dann unterbrach er sich. »Mund halten, richtig?«, fragte er. »Ich wollte ein paar Vorschläge für eine, äh, Testreihe machen, aber ich nehme mal an, das kannst du auch selbst.«
    »Ich habe nur eine sehr blasse Vorstellung davon, was eine Testreihe ist, also werde ich mir die Blamage ersparen und diesen Teil großmütig dir überlassen. Wenn es allerdings ans eigentliche Beschwören geht …«
    »Halt ich den Mund und lass dich arbeiten.« Er setzte sich im Schneidersitz auf den Boden. »Du hast gesagt, bei der Sache mit den Fledermäusen hast du einen Geist gerufen, den du nicht sehen konntest. Es war also so eine Art unspezifische Beschwörung. Du solltest damit anfangen, dass du eine
spezifische
Beschwörung probierst. Das wird uns verraten, ob du auch dann versehentlich ein Tier in der Nähe beschwörst, wenn du eigentlich eine bestimmte Person meinst.«
    »Kapiert. Ich versuch’s mit Liz.«
    Wenn wir das wirklich wissenschaftlich angehen wollten, dann sollte ich wohl Kontrollmaßnahmen treffen und mit der untersten, niedrigsten Einstellung anfangen – lediglich in Gedanken »Hey, Liz, bist du da?« fragen. Ich tat es und warf einen Blick auf den Vogel. Keine Reaktion.
    Ich stellte mir Liz vor und rief wieder. Nichts. Ich stellte mir vor, wie ich sie zu mir herüberzog. Nichts. Ich versuchte es mit mehr Nachdruck, wobei ich mich immer noch auf ihr Bild konzentrierte. Ich sah jedes Mal wieder zu dem Vogel hin, und zugleich wartete – hoffte – ich auf ein Zeichen von Liz selbst.
    »Wie sehr soll ich es versuchen?«, fragte ich.
    »Sosehr du kannst.«
    Ich dachte an das, was die Quasi-Dämonin über das Beschwören von Zombies auf einem zwei Meilen entfernten Friedhof gesagt hatte. Mit Sicherheit hatte sie da übertrieben. Oder?
    »Versuch es, so stark es geht, ohne dass du dich dabei wirklich unwohl fühlst«, riet Derek, als er mich zögern sah. »Wir können jederzeit mehr Experimente machen.«
    Ich drehte die mentale Lautstärke etwas höher. Dann noch etwas mehr. Ich schloss die Augen, nachdem ich den Vogel überprüft hatte, und dann sagte Derek plötzlich: »Stopp.«
    Meine Augen öffneten sich jäh. Der Flügel des Vogels zuckte. Ich stand auf und ging auf ihn zu.
    »Vielleicht sind es wieder nur die Maden«, sagte er. »Warte.« Er stand ebenfalls auf, griff nach einem Stock und streckte ihn nach dem Vogel aus, als sein Kopf plötzlich nach oben zuckte. Seine Augen wurden schmal, und seine Nasenflügel blähten sich.
    »Der…?«
    Ein Knacken in einiger Entfernung unterbrach mich. Derek warf sich nach vorn und riss mich mit. Etwas stach mich am Oberarm, unmittelbar über dem Verband, und sirrte vorbei, als wir beide auf dem Boden landeten. Es schlug mit einem dumpfen Schlag und einer kleinen Fontäne aus Dreck direkt hinter uns im Boden ein. Derek stemmte sich hastig von mir hoch, blieb aber über mir wie ein Schild, wie um mich zu decken … oder, was wahrscheinlicher war, um sicherzustellen, dass ich nicht aufsprang. Hastig schaute er in die Richtung, aus der das Geschoss gekommen war.
    »Alles okay?«, fragte er. Als er sich wieder mir zuwandte, sah ich erneut das Blähen seiner Nasenflügel. »Du bist verletzt.« Er zupfte an meinem Ärmel. Ich sah ein Loch, das glatt durch eine Falte des Stoffs hindurchging.
    »Ich glaube, die haben einen Pfeil abgeschossen«, sagte ich. »Er hat mich gestreift. Gelandet ist er da …«
    Derek hatte die Stelle bereits gefunden. Aber was er dort ausgrub, war kein Betäubungspfeil.

[home]
40
    A ls Derek die Kugel hochhielt, fühlte ich, wie mein Herz gegen meine Rippen donnerte. Ich atmete tief ein und schob jeden Gedanken an die Edison Group beiseite.
    »Sind wir hier noch auf Andrews Grundstück?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Aber es könnten trotzdem Jäger sein?«
    Wieder ein Nicken. Er schob sich von mir herunter

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