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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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schon in der Tasche gehabt, als … was auch immer passiert ist.«
    »Glaubst du, jemand hat ihn gekidnappt?«
    »Ich weiß nicht. Derek hat keinen fremden Geruch im Haus gefunden. Es war, als wäre er einfach verschwunden, aber das würde Dad nie machen. Derek wollte dann sofort abhauen, aber ich hab schon wieder Mist gebaut. Ich habe gedacht, es gäbe irgendeine logische Erklärung – vielleicht hätte Derek bei Dads Anruf irgendwas missverstanden. Am nächsten Morgen hab ich nachgegeben, und wir sind gegangen, aber da war es zu spät. Die haben uns am Tag drauf gefunden.«
    »Die Edison Group?«
    »Sie haben uns erzählt, sie wären vom Jugendamt. Wir haben’s geglaubt. Sie haben uns erst mal zum Haus zurückgebracht, um zu sehen, ob Dad inzwischen zurückgekommen war, und als er nicht da war, haben sie gesagt, sie müssten uns bis auf weiteres in einem Wohnheim unterbringen, bis die Angelegenheit geklärt wäre. Und da wir beide in Buffalo geboren sind, haben sie uns da hingebracht. Was uns schon mal komisch hätte vorkommen müssen, aber wir haben’s nicht besser gewusst. Und so sind wir in Lyle House gelandet.«
    Simon sprach weiter, erzählte mir, dass er seit unserer Flucht eine Art von Suchzauber gesprochen hatte, den sein Dad ihm beigebracht hatte, ihn aber nicht hatte finden können. Derek hatte die Computer in öffentlichen Bibliotheken dazu genutzt, nach dem Namen und den Decknamen ihres Vaters zu suchen, aber ebenso wenig gefunden.
    »Und jetzt, wo wir all das über die Edison Group wissen und Liz und Brady und Amber tot sind«, er sah über die Dachkante hinweg in den Himmel, »da fange ich an, mich zu fragen, ob das Ganze nicht reine Zeitverschwendung ist? Vielleicht ist er gar nicht mehr irgendwo da draußen. Vielleicht haben sie ihn längst umgebracht.«
    »Aber Tante Lauren war sich sicher, dass die Edison Group mit dem Verschwinden von deinem Dad nichts zu tun hat. Und sie hat ziemlich überzeugt gewirkt, dass er noch am Leben ist. Fällt dir noch ein anderer Ort ein, wo er sein könnte? Oder irgendjemand, der vielleicht etwas weiß?«
    »Ich hab mir überlegt, nach Albany zurückzufahren, vielleicht mit seinen Kollegen zu reden, den Nachbarn, jedem, der irgendwas gesehen haben könnte an dem Tag damals …«
    »Das könnten wir machen. Wir haben genug Geld.«
    »Derek will nicht.«
    »Er will hierbleiben?« Das hörte sich nicht nach Derek an.
    »Nein, er glaubt einfach nicht, dass es irgendwas bringen würde zurückzugehen. Und er sagt, es ist wahrscheinlich gefährlich. Aber es gibt etwas anderes, das wir tun könnten. Dieser Freund von meinem Dad. Andrew Carson. Er lebt in der Nähe von New York City. Dad hat gesagt, wenn wir je in Schwierigkeiten sein sollten und er nicht greifbar wäre, dann sollten wir zu Andrew gehen.«
    »Hast du ihn angerufen? Vielleicht weiß er irgendwas über deinen Dad.«
    »Das ist das Problem. Dad hatte die Nummer in unsere Handys gespeichert, aber die haben sie uns weggenommen, als sie uns nach Lyle House geschickt haben. Wir wissen allerdings den Namen und seine Adresse – wir waren oft genug da. Aber als wir nach ihm im Internet gesucht haben, haben wir nichts gefunden.«
    »Dann steht er nicht im Telefonbuch. Oder verwendet einen anderen Namen.«
    »Oder er ist nicht mehr da. Es ist ein paar Jahre her, seitdem wir ihn zuletzt gesehen haben. Er und Dad haben sich zerstritten.«
    »Dann solltet ihr vielleicht gar nicht versuchen, ihn zu finden.«
    Simon knüllte sein Einwickelpapier zusammen. »Okay, ›zerstritten‹ war vielleicht das falsche Wort. Sie hatten genau genommen eine Meinungsverschiedenheit. Dad und Andrew haben den Kontakt aufrechterhalten, wir sind einfach nur nicht mehr zu Besuchen hingefahren. Er war aber immer noch unsere Notanlaufstelle. Wir sollten also hingehen, wie Derek sagt. Ich bin einfach … noch nicht bereit, den Gedanken aufzugeben, dass wir Dad noch finden können. Aber jetzt, wo ihr dabei seid, du und Tori, und dein Foto überall hängt, ist Derek so weit, dass er die Busfahrkarten kaufen würde.«
    »Wie wäre es mit einer anderen Möglichkeit? Ich muss aus Buffalo raus. Ihr müsst mit diesem Mann reden. Wie wäre es, wenn Tori und ich zu Andrew gehen und ihr beide weitersucht?«
    »Nein. Ich lasse dich nicht mit Tori allein, schon gar nicht nach dieser Sache letzte Nacht. Derek würde sich auch nicht drauf einlassen.«
    Da war ich mir nicht so sicher. Möglicherweise würde er die Gelegenheit, mich loszuwerden, nicht

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