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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Schülertarif.«
    »Okay, dann eben Erwachsenentickets.«
    »Wir haben nicht genug«, murmelte Derek.
    »Was?«
    »Kostet für Erwachsene achtunddreißig pro Fahrt. Sechs Dollar zu viel für uns.«
    Ich beugte mich durch das Schalterfenster näher zu der Frau. »Bitte, es ist sehr wichtig. Sie sehen doch an unseren Tickets hier, dass wir schon mal bis New York bezahlt haben, aber meinem Freund hier ist schlecht geworden, und wir haben aussteigen müssen …«
    »Ändert überhaupt nichts.«
    »Ginge es für einen Erwachsenen und einen Teenager? Wir hätten genug …«
    »Nächster!«, rief sie und winkte den Mann näher, der in der Schlange hinter uns stand.
     
    Der Busbahnhof wurde auch von Greyhound-Bussen angefahren, aber auch hier wurde deutlich darauf hingewiesen, dass man sich ausweisen musste, wenn man den Schülertarif haben wollte – was auch der Grund dafür gewesen war, dass wir die Fahrkarten in Buffalo nicht bei dieser Firma gekauft hatten. Die Frau am Greyhound-Schalter war verständnisvoller, aber auch sie erklärte uns, dass sie die Tickets zum ermäßigten Preis nur ausgeben konnte, wenn sie die Nummer des Schülerausweises in den Computer eingab. Nichts zu machen also.
    »Wir finden schon eine Möglichkeit«, sagte ich, als wir den Greyhound-Schalter verließen.
    »Du fährst weiter. Ich sage dir, wie du zu Andrews Haus kommst. Er kann mich hier abholen …«
    »Und was, wenn er nicht da ist? Er könnte umgezogen oder einfach nicht zu Hause sein. Dann müsste ich Simon finden, und wir müssten für eine Menge Geld alle hierher zurückkommen und dich abholen …«
    Derek nickte, das Argument leuchtete ihm ein.
    »Ihr habt doch eine Weile hier in der Gegend gewohnt.« Abwehrend hob ich beide Hände. »Ich weiß, ich weiß, es gehört nicht zu deinen Lieblingserinnerungen, aber gibt es hier jemanden, der dir zehn Dollar leihen könnte?«
    »Einen Freund?«
    »Na ja, schon, vielleicht …«
    Ein kurzes Lachen. »Yeah, du klingst genauso unüberzeugt, wie du klingen solltest. Vielleicht hast du’s dir ja schon gedacht, aber ich verbiege mich nicht gerade, um Freunde zu finden. Wüsste nicht wozu, vor allem, wenn ich sowieso nie lang an ein und demselben Ort bleibe. Ich habe meinen Dad und Simon. Das reicht.«
    Sein Rudel …
    Er sprach weiter: »Ich nehme mal an, ich könnte jemanden finden. Simon muss einfach einen Freund oder Bekannten vom Basketball gehabt haben, der ihm noch Geld schuldet. Er ist hoffnungslos bei so was – verleiht es und fragt nie wieder danach.«
    »Na ja, aber wenn ich’s mir recht überlege und bei den Umständen, unter denen du verschwunden bist – vielleicht wäre es doch keine so brillante Idee, jetzt plötzlich wieder aufzutauchen. Das Letzte, was wir brauchen, ist, dass jemand die Polizei ruft.«
    Ich ging zum Prospektständer hinüber und zog eine Broschüre heraus, in der die Fahrpläne und Kartenpreise aufgeführt waren. Dann ging ich zu der Wand mit der Karte des Bundesstaats New York hinüber und studierte beides. Derek las über meine Schulter hinweg mit.
    »Da«, sagte er, während er auf eine Kleinstadt auf der Karte zeigte. »Von hier aus können wir uns den vollen Fahrpreis nach New York leisten.«
    »Und wie sollen wir da hinkommen?«
    Ja, das war die Frage.

[home]
31
    A m einfachsten würden wir an unser vorläufiges Ziel kommen, wenn wir trampten. Wir waren nicht so dumm, uns mit vorgestrecktem Daumen eine Mitfahrgelegenheit zu suchen, aber vielleicht konnten wir uns ja eine verschaffen, ohne dass der Betreffende es merkte. Also beschlossen wir, erst zu dem Rasthof zurückzufahren. Ich schlief die paar Minuten, die wir in einem städtischen Bus saßen, und dann machten wir uns auf den langen Fußmarsch.
    Wir hatten ihn etwa zur Hälfte hinter uns, als Derek unwirsch sagte: »Es tut mir leid.«
    »Was?«
    »Das hier. Nach dem ganzen Mist, den ich dir zugemutet habe, hast du mir letzte Nacht geholfen. Und das ist jetzt die Belohnung dafür – in Albany gestrandet zu sein.«
    »Es ist ein Abenteuer. Ich kann mich nicht mal erinnern, wann ich das letzte Mal mit einem städtischen Bus gefahren bin. Und ein bisschen Training kriege ich so auch. Ich war eine Woche lang erst in Lyle House und dann in diesem Labor eingesperrt, mir war im Leben noch nie so sehr nach einem ordentlichen Fußmarsch.«
    Wir gingen ein paar Minuten lang weiter.
    »Ich weiß, dass du müde bist«, sagte er. »Und Hunger hast. Und sauer bist.«
    »Müde, ja. Hunger, ein

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