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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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jetzt wahrscheinlich aus.
    „Möchtest du was essen?“, fragte Abernathy, als er an Laines Zelle vorbeikam.
    „Nein“, sagte Laine.
    „Das klang jetzt aber böse. Ist deine Entscheidung. Du wirst deinen Widerstand schon noch aufgeben.“
    Abernathy ging neben dem Aquarium in die Hocke, um Sam zu betrachten.
    „Es geht ihm gut. Natürlich ist er jetzt erschöpft von der Verwandlung, aber das ist auch alles. Ich habe ihm versprochen, dass er dich alleine sehen darf, wenn er mitarbeitet, und das werde ich einlösen. Du wirst hier bleiben, bis Sam sich eingelebt hat und meine Freundschaft akzeptiert.“
    „Du bist komplett verrückt“, sagte Laine. „Du glaubst doch nicht, dass Sam hier zufrieden sein kann, unter diesen Umständen?“
    „Zugegeben, es ist schwierig. Aber dann darf man auch keine Zootiere halten. Wenigstens ist er hier in Sicherheit. Das Meer ist gefährlich und dort ist er ganz allein. Ich kann ihn beschützen.“
    „Ach ja? Und wer beschützt ihn vor dir?“
    „Du tust immer so, als ob ich ein böser Mensch wäre.“
    Abernathy stand lächelnd auf.
    „Ich tue ihm doch gar nichts. Jedes Zootier wird auch vermessen, geimpft, erforscht und verarztet. Wo ist der Unterschied?“
    „Sam ist kein Tier!“
    „Ach? Und was ist er? Ein Mensch etwa?“
    Abernathy ging und verschwand im Dunkeln der Halle.
     
     
    Laine wachte auf. Sie war wohl auf dem Sofa eingeschlafen. Sie zog ihr Handy aus der Tasche. Drei Uhr in der Nacht. Hier drin, ohne Tageslicht, hatte sie jedes Zeitgefühl verloren. Sie stand auf, um nach Sam zu sehen.
    Sam war wach und schwamm in dem riesigen Aquarium umher. Laine musste zugeben, dass das beleuchtete Becken mit Sam darin ein fantastischer Anblick war. Mit seiner glänzenden Flosse war er ein ganzes Stück größer als auf Beinen. Laine hielt nach Abernathy Ausschau. Der war nirgends zu sehen. Sie winkte und hoffte, dass Sam sie sah. Sam winkte zurück und schwamm zur Oberfläche.
    „Hörst du mich?“, rief Laine so leise wie möglich.
    „Ja“, rief Sam zurück.
    „Wie geht’s dir?“, fragte Laine.
    „Ganz gut. Es ist sehr gutes Wasser.“
    „Okay. Kannst du mir was von Bill sagen? Was hat er vor?“
    „Ich weiß es nicht. Er hat mich, wie gesagt, auf den Hof gebracht und ist dann weggefahren. Geht’s dir denn auch gut?“
    „Ich bin okay. Sam, wir müssen uns was ausdenken, wie wir hier rauskommen.“
    „Ich darf später zu dir. Er hat es versprochen. Dann können wir reden.“
    „Sam, er hat was Komisches mit dir gemacht. Ich glaube, er hat dich hypnotisiert. Kannst du dich daran erinnern? Weißt du, was passiert ist, bevor du wieder im Wasser warst?“
    „Nein. Und ich weiß nicht, was das heißt.“
    „Du musst dich dagegen wehren, wenn er das noch mal versucht. Ich glaube, er kann dir sonst alles Mögliche einreden. Du darfst nicht zuhören, wenn er auf dich einredet, verstehst du?“
    „Ich weiß nicht, was du meinst. Im Moment geht es mir gut. Mach dir bitte keine Sorgen. Freu dich lieber, dass wir uns bald sehen. Ich freue mich auch schon auf dich.“
    Sam sank lächelnd unter die Oberfläche und winkte ihr. Dann schwamm er eine elegante Kurve.
    Laine beobachtete ihn, wie er entspannt durch das Wasser glitt. Er drehte sich auf den Rücken und schwamm in geschmeidigen Wellen an der Beckenwand entlang. Es sah tatsächlich aus, als würde er sich gut fühlen.
    „Wunderschön, nicht wahr?“ Abernathy trat aus dem Dunkeln in Laines Blickfeld. „Ich würde zu gerne sehen, wie die weiblichen Exemplare aussehen.“
    Hab ich schon gesehen, dachte Laine. Am liebsten hätte sie es laut gesagt, aber sie hielt den Mund.
    „Ich glaube, diesmal hab ich es besser angestellt. Ihm gefällt sein neues Becken.“
    Laine hörte die Freude in seiner Stimme. Abernathy stieg die Stufen zu der Plattform hinauf.
    „Sam, mein Junge, komm her.“
    Sam stieg an die Oberfläche.
    „Bist du zufrieden mit deinem Zuhause?“, fragte Abernathy.
    „Das Wasser ist gut. Wann kann ich zu Laine?“
    „Gleich morgen. Freust du dich?“
    „Ja“, sagte Sam.
    „Du hast bestimmt Hunger. Möchtest du ein Käsesandwich?“
    „Ja.“
    Ich bin im falschen Film, dachte Laine. Die beiden reden miteinander. Und Sam hat gar keine Angst vor ihm!
    Abernathy ging, um das Bestellte zu holen.
    „Hey Sam!“, rief Laine leise und winkte, als er weg war. „Ich glaube, der hat irgendwas mit dir gemacht. Du bist nicht normal.“
    „Wieso? Er tut mir doch gar nichts. Er hat sein Versprechen

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