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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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schüttelte Bill am Arm. Er blinzelte und sah Georges Gesicht über sich.
    „Oh, Scheiße … wie lange hab ich geschlafen?“ Bill setzte sich auf. Sie waren zu Bills kleiner Wohnung gefahren und hatten sich die halbe Nacht lang die Köpfe zerbrochen.
    „Nur drei Stunden, keine Sorge. Du warst völlig am Ende. Ich wecke dich auch nur ungern, aber ich möchte jetzt doch die Polizei anrufen.“
    „Nein … nein, bitte warte noch. Denk doch an Sam. Er kann doch nichts dafür. Die Folgen wären unabsehbar, wenn es rauskommt, dass es ihn gibt. Lass uns bitte noch mal überlegen. Wo kann er schon mit ihr hin sein? Wenn er sie in eine Falle gelockt hat, dann ist er vielleicht noch in der Nähe, wo sie, ohne Verdacht zu schöpfen, hingegangen wäre. Sie ging ja davon aus, dass sie Praktikum hat. Abernathy hat sie bestimmt zu einem anderen Treffpunkt gelockt. Warum sollte er sonst diesen Tag auswählen? Er hat das Praktikum für sich genutzt.“
    George nickte langsam. „Wäre möglich. Aber danach kann er sie immer noch weiter weggebracht haben.“
    „Kann sein, aber es wäre auch ein Risiko. Verkehrskontrollen oder Laine könnte sich unterwegs befreien … ich wette, er ist noch in der Gegend. Er kann nicht ewig weit weg von der Schokoladenfabrik sein. Woher wusste der überhaupt, dass ich … oh verdammt!!“
    Bill sprang auf.
    „Was denn?“, fragte George.
     
     
    Abernathy drückte auf einen Knopf an der Fernbedienung und der Fernseher schaltete sich ein. Sam saß in dem roten Sessel und blinzelte kurz, als das Bild aufflammte. Abernathy schaltete den DVD-Player ein und startete die Disc. Man sah viele Menschen vor einer Glasscheibe auf und ab gehen, hinter der Fische schwammen. Abernathy hatte den kleinen Film selbst im Aquarium gedreht.
    „Was ist das?“, fragte Sam.
    „Man nennt es ein Aquarium“, antwortete Abernathy.
    „Wo kommen die ganzen Fische her?“, fragte Sam.
    Es klang nicht besonders begeistert.
    „Die sind fast alle von Menschen gefangen und dort hingebracht worden.“ Abernathy beobachtete zufrieden, dass Sam schwer schluckte.
    „Und wenn sie mich finden, dann machen sie das mit mir auch? Oder warum zeigst du mir das?“
    „Nein“, sagte Abernathy. „Ich glaube nicht. Ich denke eher, dass sie dich in ein Labor bringen, so ähnlich wie ich es damals gemacht habe. Nur, dass sie wohl weniger freundlich zu dir wären, als ich es war.“
    Labor. Sam fürchtete dieses Wort und Abernathy wusste das.
    Sam krallte die Finger unbewusst in die Sessellehne.
    „Aber … warum … warum machen die so was?“
    Abernathy setzte sich direkt neben Sam und legte ihm die Hand auf den Arm.
    „Keine Angst, Sam. Ich lasse das nicht zu. Bei mir bist du ganz und gar sicher vor solchen Menschen. Schau, es gibt verschiedene Gründe, Dinge zu erforschen. Es kann die Gier nach Wissen sein oder nach wissenschaftlichen Neuerungen. Du bist einem Menschen sehr ähnlich, aber vielleicht bist du ja immun gegen bestimmte Krankheiten. Das wäre zum Beispiel für die Medizin sehr interessant …“
    Sam sah ihn verständnislos an.
    „Das bedeutet, wenn man herausfinden würde, dass du einige sehr schlimme Krankheiten, die Menschen befallen können, nicht kriegen kannst, dann könnte man zum Beispiel aus deinem Blut eine wertvolle Medizin herstellen. Das wäre möglich. Und an so was würde unter anderem geforscht werden, wenn man dich fängt. Du könntest dann sehr vielen Menschen das Leben retten.“
    Abernathy ließ seine Worte wirken. Sam hob den Blick.
    „Hast du mir deswegen immer Blut abgenommen? Weil du andere Menschen retten wolltest?“
    „Nun ja, auch aus anderen Gründen, aber das hatte ich unter anderem vor. Ich wollte Gutes damit erreichen, aber manche Menschen sehen ihr Ziel eher darin, Wissen anzuhäufen. Nutzloses Wissen teilweise. Sie würden mit dir verschiedene Tests machen, alles, was ihnen einfällt. Tiere sterben recht häufig bei solchen Experimenten. Ich finde das unsinnig. Was hätten wir schon davon, wenn wir wüssten, wie die Umwandlung deiner Flosse zu Beinen funktioniert, wenn du dann nicht mehr lebst.“
    Sam starrte ihn an. Ein ängstlicher Sirrlaut kam aus seiner Kehle und Abernathy sah, dass Sams Hände zitterten.
    „Wer ... wie kann ich die Menschen erkennen, die so was mit mir machen wollen?“, flüsterte Sam.
    „Fast jeder würde das mit dir machen. So sind Menschen eben“, antwortete Abernathy.
    Sam sank in dem Sessel zusammen. Er fühlte seine Beine kaum noch. Dass fast alle

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