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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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er sie früher oder später gehen und behält Sam bei sich. Außerdem … bis die Bullen hier sind, ist er längst weg.“
    Das Boot blies sich auf, als Bill den Auslöser betätigte.
     
     
    Sam war glücklich, wieder im Wasser zu sein, auch wenn ihn die Enge des Käfigs störte. Er wollte schwimmen, im freien Wasser. Er verstand nicht, warum er in diesem Gerüst besser reisen sollte. Vielleicht hatte Greg es nur gut mit ihm gemeint. Vielleicht wusste er nicht, wie lange Sam schwimmen konnte und wie schnell. Sam ließ das Wasser durch die Kiemen strömen und schloss die Augen.
     
     
    ER spürte den kleinen Fisch sofort. Eine Weile hatte ER ohne ihn auskommen müssen. Dabei mochte ER es, mit dem kleinen Fisch zu spielen. Die mächtige Flosse trieb IHN vorwärts und bald spürte ER den kleinen Fisch sehr deutlich. Dann glaubte ER, ihn auch zu sehen. ER würde ihn anstupsen und dann würde der kleine Fisch wieder mit IHM spielen.
     
     
    Das Schlauchboot glitt über die seichten Wellen. Bill und George paddelten, was das Zeug hielt.
    „Meinst du, er schmeißt sie einfach ins Wasser?“, fragte Bill.
    „Oder sie springt, wenn sie kann, solange sie noch nahe am Ufer sind“, sagte George. „Den holen wir niemals ein.“
    „Ja, aber wir sollten ihn so lange wie möglich nicht aus den Augen verlieren. Die Alternative wäre aufgeben.“
    „Das ist keine“, sagte George.
     
     
    ER hatte den kleinen Fisch gefunden. ER stupste ihn an, aber der kleine Fisch begann nicht mit dem Spiel. Der kleine Fisch lag in einem Ding und das störte das Spiel. ER hob das Ding mit der Nase an, aber der kleine Fisch spielte nicht. ER stieß wieder zu.
     
     
    „Was zur Hölle ist das?“, rief Abernathy. Das kleine Motorboot schwankte. Abernathy stoppte den Motor und ließ das Boot auslaufen. Er lief zur Reling und sah ins Wasser.
    „Sam?“, rief er. „Oh, mein Gott! Ein Wal greift ihn an! SAM!“ Abernathy kurbelte und der Käfig hob sich aus dem Wasser. „Bist du okay?“
    Sam sah auf. „Ja, er wollte mir nichts tun. Er ist ein Freund.“
    „Jetzt sag nicht, er will nur spielen“, sagte Abernathy. „Ich hole dich raus. Das ist mir zu riskant.“
     
     
    ER sah, wie der kleine Fisch aus dem Wasser gehoben wurde. Jemand störte das Spiel und nahm den kleinen Fisch weg. Er umrundete den Störer, um den kleinen Fisch wieder zu finden. ER würde sich den kleinen Fisch nicht wieder wegnehmen lassen und lange nicht spielen können.
     
     
    „Wir fahren ein Stück, und wenn der Wal verschwunden ist, darfst du wieder ins Wasser“, sagte Abernathy und ließ Sam auf ein nasses Laken an Deck gleiten. Laines und Sams Blick begegneten sich für eine Sekunde. Sam sah weg. Er war mit der Situation überfordert. Er hoffte, dass Greg Laine bald freiließ. Dass sie gefesselt war, konnte er schwer ertragen.
    Ein Geräusch drang aus dem Rumpf nach oben. Und dann hob sich das Boot ganz langsam an der einen Seite, höher und höher. Sam rutschte über das Deck auf Laine zu. Abernathy stürzte und griff nach der Kajütentür. Etwas prallte schmerzhaft auf seine Hand. Mit einem Schrei ließ er los. Er rutschte gegen die Reeling und fiel, als das Boot sich weiter zur Seite neigte. Kühles Wasser umfing ihn. Instinktiv kraulte er nach oben, erreichte die Oberfläche und spuckte die widerliche Salzbrühe aus.
    Der Wal randalierte an der anderen Seite des Bootes. Laine hing festgekettet an Deck und zerrte an ihren Handschellen. Sam konnte er nicht sehen. Abernathy fluchte. Das durfte einfach nicht wahr sein. Er atmete einmal durch, dann hatte er sich wieder halbwegs im Griff. Er brauchte jetzt all seine Konzentration. Irgendwie musste er zurück an Bord gelangen und die Lage unter Kontrolle bringen. Noch war es nicht zu spät.
    Eine Hand legte sich auf seine Schulter und Abernathy fuhr herum. Sam lag direkt vor ihm im Wasser und sah ihn an. Abernathys Herz setzte für zwei Schläge aus. Für einen surrealen Moment wurde ihm bewusst, dass er dem Jungen nun ausgeliefert war. Sam konnte ihn jetzt umbringen, wenn er wollte. Im Wasser war er ihm gnadenlos unterlegen. Er dachte daran, dass Sam Bill fast ertränkt hatte und Panik stieg in ihm auf. Es war etwas anderes, Sam in einem Aquarium zu halten oder ihn im freien Wasser vor sich zu haben. Sam glitt geschmeidig um Abernathy herum und musterte ihn. Er sprach nicht, sah ihn nur an, was Abernathy noch nervöser machte.
    „Hey“, sagte Abernathy beschwichtigend. „Hey, mein Junge.“ Gleichzeitig

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