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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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schnell er konnte, schoss er auf das umgedrehte kleine Schiff zu. Er glitt unter das Boot.
    Dann sah er sie. Laine zappelte und strampelte verzweifelt. Ihre Beine hingen im Wasser. Ihr Kopf befand sich in einer Luftblase unter dem Boot. Sam tauchte neben ihr auf, und Laine schrie vor Schreck, bis sie ihn erkannte.
    „Ich bin es“, sagte Sam. Er griff nach dem Klebeband auf Laines Mund und zog es ab. Laine sog die Luft ein und atmete panisch ein und aus. Ihre Hände waren noch an das Boot gefesselt. Sam packte die Handschellen und zog daran, ohne irgendetwas auszurichten.
    „Das Boot!“, schrie Laine. „Es sinkt! Ich ertrinke, Sam, das Boot sinkt!!“
    Die Luftblase verkleinerte sich rasch. Sam riss an den Handschellen, aber das Metall gab keinen Millimeter nach.
    „Ich kriege dich nicht ab!“, rief er. „Was soll ich jetzt machen? Ich kenne mich damit nicht aus!“
    Laine schluchzte in Todesangst, während ihr das Wasser schon bis zum Kinn reichte. Sam sah sich um, aber es gab nur steigendes Wasser und nutzloses Zeug, das vorher auf dem Boot gewesen war.
    „Du musst die Luft anhalten!“, sagte Sam. „So wie bei unseren Tauchspielen! Halt die Luft an!“
    Laine nickte und atmete tief ein, dann stieg das Wasser und schlug über ihrem Kopf zusammen. Sam tauchte ab. Er wusste, dass Menschen sehr schnell ertranken, eigentlich unfassbar schnell. Er hatte gar keine Zeit mehr zu verlieren.
     Abernathy kraulte zu dem umgedrehten Boot und klammerte sich daran fest. Etwas stieß ihn unter Wasser an und er schrie wieder auf, als er sah, dass es der Wal war.
    „Hau ab, du Mistvieh!“, kreischte er. „Verschwinde!“ Er schlug nach ihm und wurde sofort wieder derb geschubst.
      Sam schoss zur Oberfläche. Er presste das Wasser aus den Kiemen und atmete tief ein. Und er tat etwas, was er noch nie zuvor getan hatte. Sam tauchte und hielt unter Wasser die Luft an. Er musste sich konzentrieren, um nicht durch die Kiemen zu atmen. In weniger als fünf Sekunden war er wieder neben Laine und packte ihren Kopf. Er presste seinen Mund auf ihren und blies ihr Luft in die Lungen.
    Laine begriff, was er tat und atmete ein. Sam wendete und schwamm zurück, um Luft zu holen. Dann kam er wieder und beatmete sie. Als er zum dritten Mal auftauchte, sah er Abernathy, der vor dem Wal auf das gekenterte Boot geflüchtet war, das langsam tiefer ins Wasser sank. Er hielt sich fest, drohte aber, wieder abzugleiten.
    „Greg!“, rief Sam. „Ich kann Laine nicht befreien, sie ertrinkt!!“
    Abernathy drehte den Kopf.
    „Komm her, Junge, schnell!“ Er zog einen kleinen Schlüssel aus der Hosentasche.
    „Hier. Du musst ihn in das Schloss stecken und herumdrehen. Lass ihn nicht fallen.“
    „Ist gut.“ Sam nahm den Schlüssel, sog die Luft ein und tauchte. Er sah Laine, die sich im Wasser wand. Er hatte sie fast erreicht, als er einen Stoß in die Seite erhielt.
    Der Wal! Er wollte spielen. Sam legte dem Tier die Hand auf die Schnauze. Der Wal wollte ihn wieder anstoßen, aber Sam wich geschickt aus und dann war er neben Laine und beatmete sie. Vorsichtig schob er den kleinen Schlüssel in die Mulde in dem Metall. Er hatte schon Bill beim Aufschließen des Autos beobachtet. Er drehte. Nichts geschah. Sam fühlte Panik in sich aufkeimen, aber er zwang sich, seine Hände ruhig zu halten. Er drehte den Schlüssel gefühlvoll in die andere Richtung und mit einem erlösenden Klicken öffneten sich die Handschellen. Laine war frei! Sofort fasste er sie um den Leib und zog sie der rettenden Luft entgegen.
     
     
    ER wurde ungehalten. Der kleine Fisch spielte nicht wie sonst. Gerade hatte ER ihn wiedergefunden und trotzdem fand kein Spiel statt. ER war sich sicher, dass der Störer ihn daran hinderte. Ohne den Störer würden sie spielen. Er wendete und schwamm auf den Schatten an der Oberfläche zu.
     
     
    Laine keuchte und röchelte in Sams Armen. Sam hielt sie einfach über Wasser und ließ sie atmen.
    „LAINE!!!“, rief eine Stimme.
    „Dad?“, keuchte Laine. „Sam … da … ist mein Dad!“
    Sam schwamm mit Laine im Arm um das gekenterte Boot herum und dann sah er das Schlauchboot, in dem er Bill zum Ufer gezogen hatte. George und Bill saßen darin. Es war noch ein ganzes Stück entfernt und Sam schwamm so schnell er konnte auf sie zu.
    Das gekenterte Boot hob sich in die Luft und Abernathy klammerte sich schreiend am Bootsboden fest. Dann ließ der Wal es fallen und Abernathy rutschte ein Stück nach unten. Um das Boot trieben

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