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Seelennoete

Seelennoete

Titel: Seelennoete Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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– Forschungsprojekten teilzunehmen. Das war die Bedingung gewesen, als Abernathy sich auf die Suche nach einem Geldgeber gemacht hatte. C.C. hatte sich sehr großzügig gezeigt, als er die Erstausstattung für Stufe Eins des Planes finanzierte. Allerdings stellte Abernathy nach einem ersten Besuch im Institut fest, dass C.C. solche Summen quasi aus der Portokasse beglich. Deshalb ließ er auch fast alles zurück. Er hatte alle wichtigen Spuren beseitigt.
    Natürlich hatte er gehofft, mehr Zeit mit Sam zu bekommen, aber einen überstürzten Aufbruch hatte er ebenfalls einkalkuliert und durchgeplant. Also kein Grund zur Beunruhigung. Warum der alte Cunnings von Sam wusste, war ihm ein Rätsel. Vielleicht hatte Bill ihn kurzfristig eingeweiht, was dumm von ihm war, denn dann rannte Laines Vater garantiert sofort zu den Bullen. Wäre das Mädel einfach nur nicht nach Hause gekommen und Bill wäre zu blöd gewesen, das zu vertuschen, hätte er wenigstens etwas mehr Zeit gewinnen können. Die meisten Ämter gingen davon aus, dass verschwundene Teenager sich recht schnell wieder einfanden und traten meist erst nach vierundzwanzig Stunden in Aktion.
    Nun gut, es war, wie es war und Abernathy traute George Cunnings so ziemlich alles zu. Das Sicherste war, das Töchterlein unkompliziert zurückzugeben und dann mit Sam zum Institut zu fahren. Dort würden er und Sam als beste Freunde ein wenig Zeit miteinander verbringen und lauter nette Leute kennenlernen, die ebenfalls vielen kranken, kleinen Kindern helfen wollten. Sams Schwächen waren sein gutes Herz, seine Naivität und seine Loyalität, wenn er jemanden gern hatte.
    Sollte das Ganze auffliegen oder Sam sich weigern, würden sie zu anderen Mitteln greifen. Abernathy hatte zwar darauf hingewiesen, dass Sam unter Zwang nicht lange funktionierte, aber C.C. hatte sich davon nicht besonders beeindruckt gezeigt.
    Sam konnte so verdammt stur sein, wenn er etwas wollte oder nicht wollte. Abernathy musste lächeln bei diesem Gedanken und war fast ein wenig stolz auf ihn. Er selbst konnte auch stur sein, wenn er etwas wollte. Er sah im Rückspiegel den Anhänger, in dem er Sam, in triefend nasse Tücher gewickelt, transportierte. Dann sah er wieder auf die Straße vor sich. Drei Sekunden später und er hätte den Wagen sehen können, der ihm folgte. Aber er sah ihn nicht.
     
     
    Laine hatte sich das Hirn zermartert, was sie am besten als Nächstes tun sollte, aber ihr fiel nichts wirklich Gutes ein. Sie würde eine Gelegenheit abpassen müssen, die sich ihr bot.
    Bill hatte die Nachricht anscheinend nicht oder noch nicht entziffert. Große Hoffnungen hatte sie damit sowieso nicht verbunden, aber jetzt bekam sie mehr und mehr Angst. Nicht um sich selbst, sondern um Sam. Er lag in dem kleinen Anhänger, den das Auto hinter sich herzog und schien durch Abernathys Hypnose-Psychospielchen völlig blind für die Gefahr zu sein. Er war bei Bewusstsein gewesen, als Abernathy ihn zum Anhänger getragen hatte. Das bedeutete, dass er freiwillig mit ihm ging. Eine Tatsache, die Laine immer noch nicht akzeptieren wollte. Was war aus ihrem süßen Meeresfreund geworden? Was hatte dieser Mann mit ihm gemacht, dass er sogar sie – Laine – ablehnte? Hatte Abernathy etwa recht? Hatte sie Sam so sehr vernachlässigt, dass er sich innerlich schon von ihr entfernt hatte? Das war ein schrecklicher Gedanke und in ihr sträubte sich alles gegen diese These. Laine spürte eine Träne im Augenwinkel.
    Mein süßer Meeresfreund, es tut mir so leid.
    In diesem Moment wünschte sie sich, die Zeit zurückdrehen zu können. Sie hatte Fehler gemacht, Sam als selbstverständlich hingenommen und sich zu viel um ihren eigenen Spaß gekümmert. Die Träne machte sich auf den Weg, ihre Wange hinunter.
    Ich bade gerade im Selbstmitleid.
    Sie musste sich zusammenreißen. Heulen half Sam jetzt auch nicht mehr. Sie richtete sich auf, sah wieder durch die getönte Heckscheibe, und ihr Herz machte einen Sprung und schlug wie verrückt, als sie hinter einer Kurve Bills Wagen auftauchen sah.
     
     
    „Woher wissen wir, dass er es ist?“, fragte George.
    „Schnapp dir das Fernglas“, sagte Bill. George nahm das Fernglas und spähte hindurch.
    „Und?“, fragte Bill.
    „Nichts zu sehen. Verdunkelte Heckscheibe … was ist das denn … warte … da tropft was aus dem Anhänger.“
    „Wasser. Ich logge ein, dass Sam im Anhänger ist.“
    „Und wo ist meine Tochter?“
    „Im Wagen. Oder er hat sie nicht bei sich.

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