Seelenprinz
den Vierzigern und hatte das Gewicht einer Bowlingkugel.
Blay nahm den Ascher entgegen und balancierte ihn auf dem Handteller. » Gehst du zur Arbeit?«
Als ob das nicht offensichtlich wäre.
» Das tue ich.«
Saxton wandte sich ab und präsentierte auf dem Weg zum Kleiderschrank einen formvollendeten Hintern. Streng genommen wohnte Saxton nebenan in einem der freien Gästezimmer, aber im Laufe der Zeit war seine Kleidung nach und nach herübergewandert.
Er störte sich nicht am Rauch. Paffte sogar manchmal mit nach einem besonders kraftvollen… Austausch.
» Wie läuft es?«, fragte Blay und stieß eine Qualmwolke aus. » Dein geheimer Auftrag, meine ich.«
» Ziemlich gut. Ich bin fast fertig.«
» Heißt das, du kannst mir endlich sagen, worum es dabei geht?«
» Das wirst du noch früh genug erfahren.«
Vom begehbaren Schrank her hörte Blay, wie ein Hemd ausgeschüttelt wurde. Er drehte die Kippe in der Hand und starrte in die leuchtende Glut. Saxton arbeitete seit Herbst an irgendetwas streng Geheimem für den König, und es hatte auch kein Bettgeflüster darüber gegeben– was wohl einer der vielen Gründe war, weshalb Wrath den Vampir zu seinem privaten juristischen Berater gemacht hatte. Saxton besaß die Diskretion eines Banktresors.
Qhuinn dagegen hatte noch nie ein Geheimnis für sich behalten können. Ob nun Überraschungsparty, Gerücht oder peinliche Privatangelegenheit, beispielsweise dass man gemeinsam von einer billigen Nutte flachgelegt wurde im…
» Blay?«
» Entschuldige, was?«
Saxton trat aus dem Ankleidezimmer, in einem Tweed-Dreiteiler von Ralph Lauren. » Ich sagte, wir sehen uns beim Letzten Mahl.«
» Ach so. Ist es schon so spät?«
» Ja. Ist es.«
Wie es aussah, hatten sie den halben Tag mit wildem Rumgevögle verbracht– so wie sie es hielten, seit…
Himmel. Er durfte gar nicht daran denken, was vor nicht einmal einer Woche geschehen war. Nicht einmal in Gedanken konnte er sein Entsetzen darüber formulieren, dass diese eine Sache, über die er sich nie irgendwelche Gedanken gemacht hatte, tatsächlich eingetreten war– direkt vor seinen Augen.
Er hatte geglaubt, es wäre schmerzhaft, von Qhuinn zurückgewiesen zu werden.
Aber zuzusehen, wie dieser Kerl ein Kind mit einer Vampirin zeugte…
Verflixt, er musste seinem Freund antworten. » Ja, unbedingt. Wir sehen uns dann.«
Nach kurzem Zögern kam Saxton zu ihm und küsste ihn. » Du hast heute frei, nicht wahr?«
Blay nickte und hielt die Zigarette zur Seite, damit sie keine Brandlöcher in Saxtons schöner Kleidung hinterließ. » Ich wollte den New Yorker lesen und vielleicht mit Träume auf der Terrasse anfangen.«
Saxton lächelte, denn beides schien ihm offensichtlich reizvoll. » Beneidenswert. Wenn ich fertig bin, nehme ich mir ein paar Nächte frei und spanne aus.«
» Vielleicht können wir verreisen.«
» Ja, vielleicht.«
Ein kurzer Schatten huschte über das schöne Gesicht. Denn Saxton wusste, dass sie niemals irgendwohin reisen würden. Und das nicht nur, weil ein luxuriöser All-inclusive-Urlaub so gar nicht ihre Zukunft war.
» Mach’s gut«, sagte Saxton und strich mit dem Handrücken über Blays Wange.
Blay schmiegte sich an seine Hand. » Du auch.«
Einen Moment später war Blay allein. Er saß auf dem zerwühlten Bett in der Stille, die von allen Seiten auf ihn einzustürzen schien, rauchte seine Zigarette runter bis zum Filter und steckte sich eine neue an.
Er schloss die Augen und versuchte, sich an Saxtons Stöhnen zu erinnern oder daran, wie sein Rücken sich durchgebogen oder seine Haut sich angefühlt hatte.
Es gelang ihm nicht.
Und das war die Wurzel allen Übels.
» Nur damit ich das richtig verstehe«, sprach V gedehnt ins Handy. » Du hast deinen Hummer verloren?«
Qhuinn hätte am liebsten den Kopf durch eine Scheibe gerammt. » Ja. Habe ich. Also könntest du bitte…«
» Wie verliert man denn bitte vier Tonnen Stahl?«
» Das tut nichts zur Sache…«
» Na ja, doch, wenn du willst, dass ich das GPS anzapfe und dir sage, wo du das verdammte Ding wiederfindest. Und deswegen rufst du mich doch wohl an, vermute ich? Oder denkst du, ein Geständnis ohne Einzelheiten wäre gut fürs Seelenheil?«
Qhuinns Hand schloss sich noch fester um das Handy. » Ich hab den Schlüssel stecken lassen.«
» Wie bitte? Ich habe dich nicht verstanden.«
Verdammt. » Ich hab den Schlüssel stecken lassen.«
» Das war wirklich dumm, mein Sohn.«
Ach was. » Also, kannst du
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