Seelenprinz
mir jetzt helfen…«
» Ich habe dir gerade den Link gemailt. Eins noch– wenn du das Ding wiederhast?«
» Ja?«
» Sieh nach, ob die Diebe sich die Zeit genommen haben, den Sitz einzustellen– du weißt schon, ob sie es sich gemütlich gemacht haben und so. Denn vermutlich waren sie nicht in Eile, nachdem sie die Schlüssel hatten.« Vishous’ Häme war wie ein Tritt in die Eier. » Hör zu, ich muss Schluss machen. Ich brauche beide Hände, um mir den Bauch zu halten, während ich mich hier vor Lachen kugle. Bis später.«
Die Verbindung wurde getrennt, und Qhuinn musste sich kurz zusammenreißen, um nicht vor Wut das Handy auf den Boden zu schmettern.
Tja, denn es würde nicht gerade helfen, das nun auch noch zu verlieren.
Er öffnete seinen Hotmail-Account, ortete die verdammte Karre und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis diese Sache vergessen wäre.
» Der Hummer fährt nach Westen.« Er drehte John das Handy hin. » Los geht’s.«
Als er sich dematerialisierte, war Qhuinn sich vage bewusst, dass seine Wut in keinem Verhältnis zum Problem stand: Während seine Moleküle auseinanderstoben, fühlte er sich wie eine brennende Zündschnur, die darauf wartete, endlich Dynamit zu erreichen– und das lag nicht allein daran, dass er sich so dämlich angestellt hatte, dass ihm das Auto gestohlen worden war oder dass er wie ein Vollidiot dastand vor einem der Vampire der Bruderschaft, die er am meisten schätzte.
Da war noch so viel anderer Mist.
Er nahm auf einer Landstraße Gestalt an, überprüfte noch einmal sein Handy und wartete auf John. Als er neben ihm erschien, kreisten sie ihr Ziel noch enger ein und bewegten sich weiter nach Westen, immer weiter… bis Qhuinn genau auf dem vereisten Straßenabschnitt landete, auf dem sein Hummer sich befand.
Ungefähr hundert Meter vor dem Gefährt.
Welche Arschgeige da auch am Steuer saß, er fuhr mit hundert Sachen auf schneeglatter Straße, geradewegs auf eine Kurve zu. Was für ein…
Obwohl, andere als Idioten zu bezeichnen konnte er sich in dieser Nacht wirklich sparen.
Lass mich in die Reifen schießen , gebärdete John, als wüsste er, dass eine Pistole in Qhuinns Hand keine besonders gute Idee war.
Bevor der Kerl seine Vierziger ziehen konnte, hatte sich Qhuinn jedoch schon wieder dematerialisiert– genau auf die Motorhaube des Hummer.
Er landete mit dem Gesicht zur Windschutzscheibe, und der Fahrtwind presste ihn wie einen Käfer dagegen. Jetzt konnte er den Insassen zuwinken: Dank der leuchtenden Armaturen sah er die erschrockenen Gesichter der beiden Kerle auf den Sitzen– woraufhin seine grandiose Idee sich als das zweite Fiasko des Abends entpuppte.
Statt auf die Bremse zu steigen, riss der Fahrer das Lenkrad herum, als könnte er dem Objekt ausweichen, das längst auf der Kühlerhaube lag. Durch die Drehung hing Qhuinn vorübergehend in der Luft und wurde quasi schwerelos, während er sich umwandte, um im Blick zu behalten, wohin die Fahrt ging.
Wie sich rausstellte, hatte er mehr Glück als die anderen.
Da der Hummer nicht nach den Gesetzen der Aerodynamik designt und gebaut war, wirkten die physikalischen Kräfte verheerend auf das kopflastige Metall und brachten den Wagen zum Überschlag. Trotz Schneedecke traf Metall auf Asphalt, und ein durchdringendes Kreischen tönte in die Nacht hinaus…
Dann gab es einen donnernden Schlag, als der SUV in ein Objekt von der Größe eines Hauses krachte. Schlagartig verstummte das Kreischen. Qhuinn jedoch schenkte diesen Vorgängen wenig Beachtung, denn auch er legte eine Bruchlandung hin. Er kam mit Schulter und Hüfte auf der Straße auf und schlitterte über den Schnee, bis…
Rumms!
Auch er wurde abrupt gebremst, als er mit dem Kopf gegen etwas Hartes stieß…
Die Antwort war eine spektakuläre Lightshow, als hätte jemand einen Böller direkt vor seinem Gesicht gezündet. Dann ging es ihm wie dem Vögelchen Tweety im Cartoon: Kleine Sternchen tanzten um seinen Kopf, während an mehreren Körperstellen Schmerz aufflammte.
Er stieß sich vom nächstgelegenen Gegenstand ab– ohne zu wissen, ob es der Untergrund, ein Baum oder dieser Fettwanst im roten Mantel war, der Weihnachten die Geschenke brachte–, und drehte sich auf den Rücken. Als er flach auf die Straße plumpste, umfing die Kälte seinen Kopf und betäubte zumindest ansatzweise seine Schmerzen.
Eigentlich wollte er aufstehen. Nach dem Hummer sehen. Den Kerl vermöbeln, der seine Blödheit ausgenutzt hatte.
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