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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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Aber das waren reine Gedankenspiele. Sein Körper hatte Steuer und Gaspedal übernommen und hatte nicht vor, auch nur einen Schritt zu tun.
    Während er also möglichst ruhig dalag und unförmige Frostwölkchen ausstieß, verlangsamte sich die Zeit und verzerrte sich. Einen Moment lang wusste er nicht mehr, was ihn in diese missliche Lage versetzt hatte. Der Unfall, den er verursacht hatte, lag er deshalb am Straßenrand?
    Oder… war es diese Ehrengarde, damals vor den Plünderungen?
    Lag er nun wirklich gerade flach auf dem Asphalt, oder war es eine Erinnerung an seine Vergangenheit?
    Das Gute war, dass ihn diese Überlegungen davon ablenkten, ans Aufstehen zu denken. Das Blöde war, dass die Erinnerungen an jene Nacht, in der ihn seine Familie verstoßen hatte, qualvoller waren als alle körperlichen Schmerzen, die er momentan litt.
    Verflucht, es war alles so klar. Der Doggen , der ihm das Dokument überreichte und etwas Blut für ein Reinigungszeremoniell verlangt hatte. Wie er die Reisetasche über die Schulter geworfen und zum letzten Mal das Haus verlassen hatte. Die Straße hatte vor ihm gelegen, leer und dunkel…
    Diese Straße, erst jetzt dämmerte es ihm. Das hier war die Straße, die er entlanggelaufen war. Oder vielmehr… geflogen, je nachdem. Als er sein Elternhaus verlassen hatte, wollte er nach Westen gehen, denn er hatte gehört, dass es da einen Clan von wilden Verrückten wie ihn gab. Stattdessen waren vier schwarz vermummte Vampire aufgetaucht und hatten ihn totgeprügelt– im wahrsten Sinne des Wortes. Er hatte vor der Tür zum Schleier gestanden, und auf dieser Tür hatte er eine Zukunft gesehen, die er für unmöglich gehalten hatte… bis sie Wirklichkeit geworden war. Nämlich jetzt. Mit Layla.
    Ach, sieh einer an, John redete mit ihm.
    Direkt vor seinen Augen fuchtelte der Kerl mit den Händen und gebärdete etwas. Qhuinn wollte ihm antworten…
    » Träum ich, oder ist das hier real?«, murmelte er stattdessen.
    John sah ihn verdattert an.
    Es muss real sein, dachte Qhuinn. Denn die Ehrengarde war im Sommer zu ihm gekommen, und die Luft, die er einatmete, war kalt.
    Alles in Ordnung? John formte die Worte mit den Lippen, während er gebärdete.
    Qhuinn stützte sich mit der Hand auf dem schneebedeckten Untergrund ab und stemmte sich mit aller Kraft nach oben. Doch als es ihm nicht gelang, sich weiter als einen Zentimeter hochzudrücken, kapitulierte er– und fiel in Ohnmacht.

3
    Als er hörte, wie sich jemand Koks in eine wunde Nase zog, umklammerte der Mann vor der Tür sein Messer noch fester.
    Idiot. Was für ein Idiot.
    Oberstes Gebot für jeden erfolgreichen Drogendealer war, dass man selbst sauber blieb. Süchtige, die das Geschäft am Laufen hielten, nahmen Drogen. Partner, die einem zum Durchbruch verhalfen, nahmen Drogen. Die Nutten, die auf der Straße für einen arbeiteten, nahmen Drogen.
    Das Management hingegen blieb clean. Immer.
    Logisch, denn die Begründung war so bestechend einfach. Man ging doch auch nicht in ein fünftausend Quadratmeter großes Casino mit einem Angebot an kostenlosen Häppchen für einen ganzen Kleinstaat und mit verdammten Goldverzierungen an jeder Ecke– und wunderte sich dann, wenn man sein ganzes Geld verlor. Wenn es eine solch grandiose Idee gewesen wäre, dass man Drogen nahm, warum starben die Leute dann reihenweise an dem Mist, ruinierten sich ihr Leben, wanderten in den Knast?
    Schwachkopf.
    Er drehte am Knauf und schob die Tür auf. Natürlich war nicht abgeschlossen, und als er den heruntergekommenen Raum betrat, hätte ihn der Gestank von Talkum sicherlich umgehauen, wäre er nicht an den Geruch gewöhnt gewesen, der ihm selbst anhaftete.
    Der krasse Mief war das Einzige, was ihm an der Wandlung missfallen hatte. Alles andere– die Kraft, die Lebensdauer, die Freiheit– war genau sein Ding. Aber verdammt, dieser Gestank!
    Ganz gleich, wie viel Rasierwasser er auftrug, er wurde ihn nicht los.
    Und natürlich war es schade, dass er keinen Sex mehr haben konnte.
    Abgesehen davon aber war die Gesellschaft der Lesser seine Eintrittskarte zur Macht.
    Das Geschniefe hörte auf, und der Haupt- Lesser blickte von seinem People- Magazin hoch, auf dem er die Lines aufgereiht hatte. Unter den Koksresten strahlte ein Kerl namens Channing Tatum in die Kamera, ein heißer Kerl. » Hallo. Was machen Sie denn hier?«
    Der Boss bemühte sich, die glasigen Augen scharf zu stellen, und er sah aus, als hätte er gerade einem Donut mit Puderzucker einen

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