Seelenprinz
das der Grund, weshalb sie sich selten lange hielten.
Andererseits, wenn man bedachte, wen er auserwählt hatte…
» Ich habe ihn erledigt«, sagte Connors und nickte in Richtung des Brandflecks auf dem Boden.
» Ich weiß«, antwortete Omega, und seine Stimme waberte durch die kalte, abgestandene Luft.
Draußen stieß eine Windbö an die Fenster, und durch einen Spalt wehten ein paar Schneeflocken herein. Sie sanken glitzernd zu Boden, denn dank der Gegenwart des Meisters war es so kalt, dass sie nicht schmolzen.
» Er ist heimgekehrt.« Omega kam auf ihn zu wie ein Lufthauch, ohne erkennbare Bewegungen. » Und ich bin höchst zufrieden.«
Connors befahl seinen Füßen, stehen zu bleiben. Es gab keinen Ausweg, keine Fluchtmöglichkeit– er musste einfach durchstehen, was jetzt auf ihn zukam.
Zumindest hatte er eine Vorkehrung getroffen.
» Ich habe ein paar neue Rekruten für Sie.«
Omega blieb stehen. » Ach ja?«
» Einen Tribut, sozusagen.«
Oder besser gesagt, eine Begrenzung für das, was ihm bevorstand. Er musste bald aufbrechen, und er hatte diese beiden Ereignisse absichtlich in solch zeitliche Nähe zueinander gelegt. Omega hatte ein Faible für seine Gespielen, aber seine Gesellschaft und ihr Zweck, Vampire zu eliminieren, gingen ihm über alles.
» Du erfreust mich über die Maßen«, flüsterte Omega und kam ganz dicht heran. » Ich denke, wir beide werden uns gut verstehen… Mr C.«
4
Die Auserwählte Layla hatte ihr Leben lang in harmonischem Einklang mit ihrem Körper gelebt. Geboren im Heiligtum der Jungfrau der Schrift und aufgewachsen in der abgeschiedenen, friedvollen Atmosphäre, hatte sie keinen Hunger gekannt, kein Fieber und keine Schmerzen. Weder Hitze noch Kälte, noch Knochenbrüche oder Kopfschmerzen oder Krämpfe. Wie alles, das dem Allerheiligsten entstammte, war auch ihr Körper ein Meisterwerk, das stets in Vollendung funktionierte…
» Oh Heilige Jungfrau«, würgte sie hervor, sprang aus dem Bett und stürzte ins Bad.
Ihre nackten Füße schlitterten über den Marmor, als sie sich auf die Knie warf, den Toilettendeckel hochklappte und sich über die Schüssel beugte.
» Jetzt… komm schon…«, keuchte sie, als die schreckliche Übelkeit ihren ganzen Körper erfasste, bis sich selbst ihre Zehen krümmten und am Boden festkrallten. » Bitte… um der Jungfrau der Schrift willen…«
Wenn sie doch nur ihren Magen entleeren hätte können, hätte diese Qual sicher nachgelassen…
Sie steckte Zeige- und Mittelfinger in den Mund und stieß sie so tief in den Rachen, bis sie würgte. Aber das war auch schon alles. Ihr Magen wollte sich nicht umstülpen und das fettige, verdorbene Fleisch auswerfen… nicht, dass sie welches gegessen hätte, geschweige denn irgendetwas anderes, und das schon seit Tagen nicht.
Vielleicht lag es ja genau daran.
Sie schlang einen Arm um ihren Unterleib, legte die schweißnasse Stirn auf den harten, kühlen Toilettenrand und bemühte sich, flach zu atmen– denn die Reibung der Luft in ihrer Luftröhre verstärkte noch den unwiderstehlichen Drang, sich zu übergeben.
Vor nur wenigen Tagen hatte die Triebigkeit sie erfasst, und ihr Körper hatte die Kontrolle an sich gerissen. Das Bedürfnis, sich zu vereinen, war übermächtig gewesen und hatte alle anderen Gedanken und Gefühle verdrängt. Doch der Zustand war nicht von langer Dauer gewesen, genauso wenig wie der Schmerz nach dem unermüdlichen Akt des Vereinigens, und die Belange ihres Körpers waren wieder in den Hintergrund ihres Bewusstseins getreten.
Jetzt kippte die Balance einmal mehr.
Layla gab auf und verlagerte vorsichtig ihre Position, bis sie mit den Schultern an der herrlich kühlen Marmorwand lehnte.
Sie konnte sich ihren elenden Zustand nicht anders erklären, als dass ihre Schwangerschaft abging. Im Heiligtum hatte sie nie erlebt, dass jemand Derartiges durchgemacht hatte– war das etwa normal hier auf der Erde?
Sie schloss die Augen und wünschte sich, sie könnte mit jemandem über all das reden. Aber nur wenige wussten von ihrem Zustand– und fürs Erste musste das auch so bleiben. Die meisten hatten gar nicht mitbekommen, dass sie von ihrer Triebigkeit erfasst und ihr gedient worden war. Autumns fruchtbare Periode hatte zuerst eingesetzt, und infolgedessen war die Bruderschaft so weit wie möglich in alle Richtungen auseinandergesprengt, da niemand das Risiko auf sich nehmen wollte, sich diesem Hormoncocktail auszusetzen– aus gutem Grund, wie sie am
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