Seelenprinz
eigenen Leib erfahren hatte. Bis alle in ihre Zimmer im Haus zurückgekehrt waren, war ihre eigene Triebigkeit überstanden und restliche hormonelle Schwankungen in der Luft wurden Autumn zugeschrieben.
Doch die Abgeschiedenheit in diesen zwei Zimmern würde nicht anhalten, wenn ihre Schwangerschaft bestehen blieb. Zum einen würden die anderen ihren Zustand spüren, speziell die männlichen Vampire, die besonders empfänglich für derlei Dinge waren.
Und zweitens würde man es ihr nach einiger Zeit ansehen.
Doch wie sollte ihr Kind überleben, wenn es ihr so schlecht ging?
Als sich ihr Unterleib zusammenzog, als würde ihr Becken von einem unsichtbaren Schraubstock zusammengepresst, versuchte sie, an etwas anderes zu denken, etwas, das nichts mit ihrem körperlichen Befinden zu tun hatte.
Augen in der Farbe des Nachthimmels kamen ihr in den Sinn.
Durchdringende Augen, die aus einem blutigen, verzerrten Gesicht zu ihr aufblickten… und das in seiner Hässlichkeit doch schön war.
Okay, das war nicht unbedingt besser.
Xcor, Anführer einer Bande. Ein Verräter gegen den König, ein gejagter Vampir, der mit der Bruderschaft und allen gesetzestreuen Vampiren verfeindet war. Der erbitterte Krieger, Sohn einer adeligen Mutter, die ihn wegen seines hässlichen Antlitzes verstoßen hatte, und eines unbekannten Vaters, der sich nie zu seiner Vaterschaft bekannt hatte. Eine ungewollte Bürde, die von einem Waisenhaus ins nächste abgeschoben wurde, bis er zum Kriegerlager des Bloodletter im Alten Land stieß. Dort wurde er zum unbarmherzigen Kämpfer ausgebildet und zum Meister des Todes, als er erwachsen war. Er durchzog das Land mit einer Bande von Elitekämpfern, die erst dem Bloodletter selbst unterstand und danach Xcor– niemandem sonst.
Damit endete die Geschichtsschreibung in der Bibliothek des Heiligtums, denn keine der Auserwählten zeichnete heute noch etwas auf. Den Rest allerdings konnte sich Layla selbst zusammenreimen: Die Bruderschaft ging davon aus, dass Xcor hinter dem Attentat auf Wrath von vergangenem Herbst steckte, und außerdem hatte sie gehört, dass es Aufrührer in der Glymera gab, die mit dem Gesetzlosen gemeinsame Sache machten.
Xcor, ein verräterischer, brutaler Kerl, ohne Gewissen, ohne Loyalität, ohne Prinzipien, außer seiner Selbsterhaltung.
Und doch, als sie in seine Augen geblickt hatte, als sie in seiner Gegenwart gewesen war, als sie unwissentlich diesen neuen Feind genährt hatte… hatte sie sich zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich als Frau gefühlt.
Denn er hatte sie nicht angriffslustig angesehen, sondern mit…
» Schluss damit«, sagte sie laut. » Auf der Stelle .«
Als würde sie mit einem Kind reden, das in einen Schrank kletterte oder dergleichen.
Sie zwang sich aufzustehen, zog die Robe enger um sich und beschloss, ihr Zimmer zu verlassen und hinunter in die Küche zu gehen. Sie benötigte dringend einen Tapetenwechsel und außerdem etwas zu essen– und sei es auch nur, damit ihr aufgewühlter Magen etwas hatte, das er ausstoßen konnte.
Sie prüfte nicht einmal Frisur oder Gesicht im Spiegel, ehe sie losging. Machte sich keinerlei Gedanken darüber, wie ihre Robe fiel. Verschwendete keinen Moment daran, welche ihrer Sandalen sie tragen sollte. Sie waren sowieso alle identisch.
So viel Zeit hatte sie in der Vergangenheit auf derart winzige Details ihrer Erscheinung vergeudet.
Viel besser wäre es gewesen, sie hätte studiert oder einen Beruf erlernt. Aber das gehörte nicht zu den für Auserwählte vorgesehenen Tätigkeiten.
Sie trat in den Flur mit den Statuen, holte tief Luft, sammelte sich und ging los in Richtung des königlichen Arbeitszimmers…
Vor ihr stürzte Blaylock, Sohn des Rocke, aus seinem Zimmer, die Brauen tief ins Gesicht gezogen und von den Schultern bis zu den Sohlen seiner riesenhaften Schuhe in Leder gekleidet. Im Gehen überprüfte er nacheinander seine Waffen, nahm sie aus den Halftern, steckte sie zurück, schnallte sie fest.
Layla blieb stehen.
Als er sie schließlich ansah, tat er es ihr gleich, und sein Blick verlor sich in der Ferne.
Er war ein vollblütiger Aristokrat mit feuerrotem Haar und wundervollen saphirblauen Augen, ein Kämpfer für die Bruderschaft, aber alles andere als ein Rohling. Ganz gleich, wie er seine Nächte da draußen im Einsatz verbrachte, hier auf dem Anwesen der Bruderschaft war er stets der vollendete Gentleman, intelligent und von bestem Betragen.
Daher war es nicht überraschend, dass er sich
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