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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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und wie weit entfernt?«
    » Fünfzehn bis zwanzig Minuten. Außerhalb der Vorstadt.«
    Scheiße.
    Blay starrte aus dem Fenster, sah dem Schneetreiben zu und versuchte sich einzureden, dass sie zumindest noch am Leben waren, wenn John eine SMS schicken konnte. Und verflucht noch mal, sie hatten einen Abschleppwagen bestellt, keinen Krankenwagen. Wer weiß, vielleicht hatten sie nur einen Platten oder einen Sprung in der Windschutzscheibe. Außerdem, wenn er jetzt hysterisch reagierte, würde das die Strecke nicht verkürzen, das Drama nicht mildern, wenn es eines gab, und auch nichts am Ausgang ändern.
    » Entschuldige, dass ich so nerve«, murmelte Blay, als der Bruder auf den Highway bog.
    » Du musst dich nicht dafür entschuldigen, dass du dir Sorgen um deine Freunde machst.«
    Mann, Tohr war echt cool in dieser Hinsicht.
    Weil es spät war, tiefe Nacht, gab es kaum andere Fahrzeuge auf dem Northway, nur ein, zwei Sattelzüge, deren überdrehte Fahrer wie die Henker vorwärtsbretterten. Der Abschleppwagen blieb nicht lang auf der vierspurigen Straße. Nach etwa acht Meilen bogen sie an einer Ausfahrt ein gutes Stück nördlich von der Innenstadt von Caldwell ab. Doch hier standen Villen und keine Bauernhöfe, und man fuhr Mercedes und nicht Mazda.
    » Was machen sie denn hier draußen?«, wunderte sich Blay.
    » Gehen einigen Meldungen nach.«
    » Über Lesser?«
    » Ja.«
    Blay schüttelte den Kopf, während sie Mauern so hoch und massiv wie Footballspieler passierten, abwechselnd mit Toren aus filigranem Gusseisen, die für Unbefugte gesperrt waren.
    Er atmete aus und entspannte sich. Die Aristokraten, die in die Stadt zurückzogen, waren schreckhaft und witterten in allem Hinweise auf Lesser – was nicht hieß, dass sie wirklich hinter den Statuen in den Gärten lauerten oder sich in den Kellern versteckten.
    Also handelte es sich um keinen tödlichen Vorfall, sondern um ein mechanisches Problem.
    Blay rieb sich das Gesicht und verfluchte sich für seinen Panikanfall.
    Sie ließen auf der anderen Seite den Vorort wieder hinter sich und trafen schließlich auf die Unfallstelle.
    Als sie um eine Kurve bogen, entdeckten sie zwei Rücklichter am Straßenrand– weit vom Seitenstreifen entfernt und auf dem Kopf stehend.
    Verdammt! Doch kein rein mechanisches Problem.
    Blay sprang aus dem Abschlepper, noch ehe Tohr seitlich ranfahren konnte, und dematerialisierte sich direkt zum Hummer.
    » Heilige Scheiße, nein«, stöhnte er, als er die beiden sonnenförmigen Muster in der Windschutzscheibe sah– die Sorte Muster, die nur von zwei Köpfen stammen konnte, die gegen das Glas geprallt waren.
    Er stolperte durch den Schnee zur Fahrertür. Der süßlich beißende Geruch von Benzin stach in seiner Nase, der Rauch des Motors ließ ihn blinzeln…
    Ein hoher Pfiff drang von links durch die Nacht. Blay wirbelte herum und suchte die schneebedeckte Landschaft ab… und entdeckte zwei Gestalten fünf Meter entfernt. Sie kauerten am Fuß eines Baums von ungefähr der gleichen Größe wie dem, gegen den der Hummer geprallt war.
    Blay hastete durch die Schneeverwehungen und landete auf den Knien. Qhuinn lag auf dem Boden, die langen, schweren Beine ausgestreckt, der Oberkörper in Johns Schoß gebettet.
    Der Kerl sah ihn mit seinen verschiedenfarbigen Augen an, ohne sich zu rühren oder zu sprechen.
    » Ist er gelähmt?«, wandte sich Blay an John.
    » Nicht, dass ich wüsste«, erwiderte Qhuinn trocken.
    Ich glaube, er hat eine Gehirnerschütterung , gebärdete John.
    » Das glaube ich nicht…«
    Er wurde von der Motorhaube geschleudert und ist gegen diesen Baum geprallt …
    » Ich habe den Baum nur leicht touchiert…«
    Und seitdem muss ich ihn am Boden festhalten.
    » Was mir gehörig auf die Nerven geht…«
    » Wie geht’s, Jungs?«, erkundigte sich Tohr, der über den knirschenden Schnee zu ihnen stapfte. » Irgendwer verletzt?«
    Qhuinn riss sich von John los und sprang auf. » Nein– wir sind nur alle…«
    In dem Moment verlor er das Gleichgewicht und geriet so stark ins Wanken, dass Tohr ihn auffangen musste.
    » Du wartest im Schlepper«, sagte Tohr finster.
    » Einen Scheiß werde ich…«
    Tohr riss Qhuinn an sich, sodass sie sich von Angesicht zu Angesicht befanden. » Entschuldige, mein Sohn, was hast du da gesagt? Du kommst mir doch sicher nicht mit schmutzigen Ausdrücken, oder?«
    Okay. In Ordnung. Blay wusste aus eigener Erfahrung, dass es nur wenige Dinge im Leben gab, vor denen sich Qhuinn duckte.

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