Seelenprinz
brauchbarer Kämpfer, räusperte sich. » Ich, äh… ja.«
» Beschreib sie mir.« Als keine Antwort kam, stapfte Xcor durch den schwarz besudelten Schnee auf seinen Stellvertreter zu. » Wie war sie, Throe? Willig und feucht?«
Der gut aussehende Vampir errötete noch mehr. » Sie war ganz passabel.«
» Wie oft hast du sie genommen?«
» Mehrfach.«
» Und in verschiedenen Stellungen, möchte ich hoffen?« Als Throe mit einem steifen Nicken antwortete, ließ Xcor von ihm ab. » Nun, dann hast du getreulich deine Pflicht gegenüber deinen Kameraden erfüllt. Ich bin mir sicher, dass auch sie sich an Ader und Geschlecht gütlich tun wollen.«
Es folgte ein kurzes, verlegenes Schweigen. Xcor hätte es niemals zugegeben, aber er bedrängte seinen Untergebenen nicht auf diese Art, um ihn zu provozieren, sondern weil er froh war, dass Throe bei dieser Vampirin gelegen hatte. Er wollte, dass das, was im letzten Herbst geschehen war, in Vergessenheit geriet, wünschte sich, dass endlose Jahre, unzählige Vampirinnen und Ströme vom Blut anderer Frauen dazwischen lagen…
» Es gibt nur eine Bedingung«, meinte Throe.
Xcors Mund formte eine dünne Linie. Nachdem ihn diese Vampirin noch nicht gesehen hatte, konnte es wohl kaum um einen höheren Preis gehen – außerdem musste er sich noch nicht wieder nähren. Dank … » Und die wäre?«
» Sie macht es nur bei sich zu Hause. Gleich zu Beginn morgen Nacht.«
» Aha.« Xcor lächelte kalt. » Dann handelt es sich also um eine Falle.«
» Die Bruderschaft weiß nicht, von wem die Anfrage kommt.«
» Du hast von sechs Männern gesprochen, oder etwa nicht?«
» Ich habe unsere Namen nicht genannt.«
» Das spielt keine Rolle.« Xcor sah sich in der Gasse um, suchte mit allen Sinnen nach Lessern oder Brüdern. » Man sollte den königlichen Einflussbereich nicht unterschätzen. Das gilt auch für dich.«
Xcor hatte sich und seiner Bande durch seine Ambitionen einen mächtigen Feind eingehandelt. Der Anschlag auf Wrath war eine offene Kriegserklärung gewesen, und wie erwartet war dies nicht ohne Konsequenzen geblieben: Die Bruderschaft hatte ihren Unterschlupf ausgespäht, war dort eingedrungen und hatte einen Gewehrkoffer entwendet. In ihm lag die Waffe, mit der man dem Blinden König in den Hals geschossen hatte.
Ganz offensichtlich waren sie auf Beweisstücke aus.
Die Frage war nur, was sie beweisen wollten? Xcor wusste noch immer nicht, ob der König noch lebte oder nicht, genauso wenig wie der Rat, soweit er unterrichtet war. Tatsächlich wusste die Glymera noch nicht einmal von dem Anschlag.
Hatte Wrath überlebt? Oder war er gestorben, und die Bruderschaft versuchte nun fieberhaft, die Vakanz zu füllen? Das Alte Recht legte die Thronfolge ganz eindeutig fest– vorausgesetzt, der König hatte einen leiblichen Erben hinterlassen, was nicht der Fall war. Deshalb würde der Thron an seinen nächsten Verwandten gehen– wenn es einen gab.
Xcor hätte es gern gewusst, aber er holte keine Erkundigungen ein. Er musste warten, bis Nachricht zu ihm drang– und in der Zwischenzeit würden er und seine Männer weiter Lesser töten, und er würde seine Machtbasis in der Glymera weiter ausbauen. Zumindest verliefen diese beiden Vorhaben nach Plan. Nacht für Nacht beförderten sie Jäger zurück zu Omega. Und sein weibischer Kontaktmann im Rat, der wenig ehrwürdige Elan, Sohn des Larex, erwies sich als naiv und leicht formbar– zwei Eigenschaften, die durchaus von Nutzen waren, wenn jemand nur als Werkzeug diente.
Doch Xcor war diese Ungewissheit langsam leid. Und die Sache mit der Vampirin, die Throe aufgetan hatte, ließ sich nicht aufschieben, obgleich sie Gefahren barg. Eine Vampirin, die Blut und sexuelle Gefügigkeit an mehrere Vampire verkaufte, war ganz bestimmt auch in der Lage, Informationen gegen Bares weiterzugeben– und obwohl Throe ihre Identitäten im Dunkeln gelassen hatte, hatte er doch ihre Anzahl genannt. Die Bruderschaft hatte sicher erraten, dass keiner aus der Bande verbunden war und dass sie früher oder später auch hier im neuen Land brauchen würden, was ihnen im Alten Land in Hülle und Fülle zur Verfügung gestanden hatte.
Vielleicht hatten der König und seine Leibgarde diese Vampirin auf sie angesetzt.
Nun, sie würden es in der nächsten Nacht herausfinden. Eine Falle war leicht gestellt, und nie war ein Vampir so wehrlos, wie wenn er hungrig am Hals und zwischen den Beinen einer Vampirin lag. Doch es musste sein. Seine
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