Seelenprinz
Proklamation gebeten.«
» Wir alle haben das Recht, Xcor zu töten. Jeder von uns will dieses Arschloch, er ist der große Preis. Er sollte nicht Tohr vorbehalten sein.«
» Er hat mich darum gebeten.«
» Das erschwert es uns, den Mistkerl zu töten. Was, wenn einer von uns ihm da draußen über den Weg läuft, und Tohr ist nicht dabei?«
» Dann bringt ihr ihn her.« Es entstand eine lange, angespannte Pause. » Hast du gehört, V? Dann bringst du dieses Stück Scheiße hierher und lässt Tohr seine Pflicht erfüllen.«
» Ziel ist die Auslöschung der Bande.«
» Und warum sollte dich das von deiner Aufgabe abhalten?« Als V nicht antwortete, schüttelte Wrath den Kopf. » Tohr war mit mir in dem Van, Bruder. Er hat mir das Leben gerettet. Ohne ihn…«
Der Satz hing unvollendet in der Luft, und V fluchte verhalten– als könnte er sich ausrechnen, was das bedeutete. Der Bruder, der ein Stück Plastikschlauch aus seinem Trinkrucksack geschnitten hatte, um an seinem König einen Luftröhrenschnitt vorzunehmen, Meilen entfernt von jeder medizinischen Einrichtung, in einem fahrenden Van, hatte vielleicht wirklich ein Vorrecht darauf, den Attentäter zu töten.
Wrath deutete ein Lächeln an. » Weißt du was– weil ich so ein netter Kerl bin, dürft ihr ihm alle eine reinhauen, bevor Tohr das Arschloch mit bloßen Händen um die Ecke bringt. Versprochen. Ist das ein Angebot?«
V lachte. » Das klingt schon besser.«
Sie wurden unterbrochen von einem leisen, respektvollen Klopfen– ein zaghaftes Pochen, als wäre derjenige, wer immer es war, zufrieden damit, verjagt zu werden, bereit, geduldig zu warten, und voller Hoffnung, sofort Gehör zu finden– all dies zugleich.
» Herein«, rief Wrath.
Ein kostspieliges Eau de Cologne kündete die Ankunft seines Rechtsberaters an: Saxton roch immer gut, und das passte zum Rest. Soweit sich Wrath erinnerte, war dieser Kerl nicht nur bestens ausgebildet und ein kluger Kopf, er kleidete sich auch wie ein kultivierter Spross aus der Glymera , will heißen: makellos.
Nicht, dass Wrath in letzter Zeit übermäßig viel davon gesehen hätte.
Hastig setzte er seine Sonnenbrille auf. Nackt vor V zu sitzen war das eine, doch vor dem jungen, dynamischen Kerl, der jetzt die Tür öffnete, kam das nicht infrage– ganz gleich, wie sehr er Saxton vertraute.
» Was gibt’s?«, fragte Wrath, während George zur Begrüßung mit dem Schwanz wedelte.
Es folgte längeres Schweigen. » Soll ich vielleicht später wiederkommen?«
» Vor meinem Bruder kannst du alles sagen.«
Wieder folgte eine längere Pause, und Wrath vermutete, dass V den Advokaten ansah, als wollte er ihm gleich in seinen kleinen Hintern beißen, weil er es wagte anzudeuten, dass V nicht alles mithören durfte.
» Selbst wenn es die Bruderschaft betrifft?«, fragte Saxton ruhig.
Wrath spürte förmlich, wie Vs eisiger Blick zu ihm herumschwenkte. Und tatsächlich presste V zwischen den Zähnen hervor: » Was ist mit uns ? «
Als Saxton noch immer schwieg, dämmerte Wrath, worum es ging. » Kannst du uns eine Minute allein lassen, V?«
» Willst du mich verarschen?«
Wrath setzte George auf den Boden. » Nur fünf Minuten.«
» Na schön. Viel Spaß dabei, mein König«, zischte V und stand auf. » Echt super.«
Einen Moment später wurde die Tür zugeknallt.
Saxton räusperte sich. » Ich hätte wiederkommen können.«
» Hätte ich das gewollt, hätte ich es gesagt. Schieß los.«
Der Zivilist atmete hörbar durch, als würde er auf die Flügeltür starren und sich fragen, ob Vs genervter Abgang dazu führen würde, dass er im Laufe des Tages tot aufwachte. » Äh… nun ja, die Prüfung des Alten Rechts ist abgeschlossen. Ich kann Euch eine vollständige Liste aller Abschnitte überreichen, die der Nachbesserung bedürfen, zusammen mit Formulierungsvorschlägen und einem Zeitplan, wann die Änderungen eingeführt werden könnten, wenn…«
» Ja oder nein. Alles andere ist mir einerlei.«
Den leisen Tritten von Halbschuhen auf dem Aubusson-Teppich entnahm Wrath, dass sein Rechtsberater einen kleinen Spaziergang einlegte. Er stellte sich sein Arbeitszimmer vor, wie er es in Erinnerung hatte, mit den hellblauen Wänden, dem Stuck und dem zierlichen französischen Mobiliar.
Saxton passte besser in diesen Raum als Wrath mit seiner ledernen Hose und dem ärmellosen Shirt.
Doch das Gesetz schrieb nun mal vor, wer König wurde.
» Rede, Saxton. Ich werde dich garantiert nicht feuern, wenn du mir
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