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Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
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und ihn im Schlaf bekleidete? Nur damit er nicht an seine Heldentat erinnert wurde?
    Er schlüpfte in die Shorts, zog die Turnschuhe an und langte nach dem T-Shirt– bis ihm einfiel, wofür er es verwendet hatte.
    Als er auf die zerknüllte Baumwolle starrte und die eingetrockneten Stellen im weichen Stoff spürte, wurde ihm klar, dass er Saxton betrogen hatte, ganz gleich, wie man es wendete. Körperkontakt mit einem anderen war nur eine Form der Untreue und sicherlich die drastischste. Aber mit seinem Verhalten von letzter Nacht hatte er Saxton hintergangen, obwohl der Orgasmus von seinen Gedanken ausgelöst worden war und nicht durch seine Hand.
    Er stand auf, schleppte sich zur Tür und öffnete sie einen Spaltbreit. Wenn jemand in der Nähe war, würde er sich zurückziehen und warten, bis die Luft rein war: Er hatte absolut keine Lust, sich dabei erwischen zu lassen, wie er aus diesem leeren Büro kam, halb bekleidet und völlig am Ende. Das Schöne am Leben auf diesem Anwesen war, dass man von lauter netten Leuten umgeben war. Das Blöde war, dass jeder von ihnen Augen und Ohren hatte und nichts unentdeckt blieb.
    Als er weder Stimmen noch Schritte ausmachen konnte, hüpfte er in den Flur und lief eiligen Schrittes los, als wäre er aus irgendeinem triftigen Grund irgendwo gewesen und würde nun aus einem ebenso wichtigen Grund in sein Zimmer zurückgehen. Als er den Tunnel erreichte, hatte er das Gefühl, vielleicht sogar damit durchzukommen. Klar, normalerweise lief er nicht ohne Shirt rum, aber viele der Brüder und Bewohner kamen so aus dem Kraftraum– es war also nichts Ungewöhnliches.
    Als er unter der Freitreppe rauskam und sich auch die Eingangshalle als leere Bowlingbahn präsentierte, hatte er wirklich das Gefühl, den Jackpot geknackt zu haben. Das einzig Blöde war das Klappern von Geschirr aus dem Esszimmer, dem er entnehmen konnte, dass bereits abgedeckt wurde und es später war als angenommen. Offensichtlich hatte er das Erste Mahl versäumt– Pech für seinen Kopf, aber wenigstens hatte er ein paar Proteinriegel in seinem Zimmer.
    Mit seinem Glück war es vorbei, als er die Treppe in den ersten Stock hochkam. Vor der Tür zu Wraths Arbeitszimmer standen Qhuinn und John in voller Montur, mit schwarzer Lederkluft und Waffen in Halftern.
    Er konnte Qhuinn unmöglich ansehen. Es war schon schlimm genug, ihn aus dem Augenwinkel sehen zu können.
    » Was ist los?«, erkundigte sich Blay.
    Wir haben ein Meeting, gebärdete John. Hieß es zumindest. Hast du die SMS nicht bekommen?
    Scheiße, er hatte keine Ahnung, wo sein Handy war. In seinem Zimmer? Es stand zu hoffen.
    » Ich spring kurz unter die Dusche und bin gleich zurück.«
    Vielleicht musst du dich gar nicht beeilen. Die Brüder sind seit einer halben Stunde da drin. Keine Ahnung, was hier los ist.
    Neben John wippte Qhuinn in seinen Springerstiefeln vor und zurück und verlagerte sein Gewicht wie beim Laufen, obwohl er sich nicht vom Fleck bewegte.
    » Fünf Minuten«, murmelte Blay. » Mehr brauch ich nicht.«
    Er hoffte, dass die Bruderschaft bis dahin diese Tür geöffnet hatte– er hatte absolut keine Lust, in Qhuinns Nähe Zeit totschlagen zu müssen.
    Fluchend joggte Blay den Flur hinunter zu seinem Zimmer. Normalerweise ließ er sich Zeit, um sich fertig zu machen, besonders, wenn Sax in der richtigen Stimmung war, aber das hier würde ein sehr kurzer Besuch werden.
    Er riss die Tür auf und erstarrte.
    Was… zum Henker?
    Reisetaschen. Auf dem Bett. So viele, dass von der Bettdecke darunter kaum mehr etwas zu sehen war– und er wusste, wem das Gepäck gehörte. Ein Set von Gucci-Taschen, weiß mit dunkelblauem Logo und rot-blauen Borten– weil Saxton die traditionelle Farbgebung Braun-in-Braun mit rot-grüner Bordüre » zu augenfällig« fand.
    Leise schloss Blay die Tür. Heilige Scheiße, Saxton wusste Bescheid. Das war sein erster Gedanke. Irgendwie musste sein Freund herausgefunden haben, was sich im Trainingszentrum abgespielt hatte.
    Saxton trat aus dem Bad mit einer Armbeuge voller Shampoos, Conditioner und anderen Pflegeprodukten. Er blieb stehen.
    » Hallo«, sagte Blay. » Du verreist?«
    Nach einem angespannten Moment ging Saxton ruhig zum Bett, versenkte seine Ladung in eine Reisetasche und wandte sich Blay zu. Wie immer war sein kräftiges blondes Haar in Wellen aus der Stirn gestrichen. Seine Kleidung war perfekt, ein weiterer Tweed-Anzug mit passender Weste, die nötigen Farbakzente lieferten eine rote Krawatte

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