Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenprinz

Seelenprinz

Titel: Seelenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. R. Ward
Vom Netzwerk:
vorausgesetzt, der Kompass funktionierte besser als– mal überlegen– alles andere an dem Ding.
    Als er nach rechts blickte, klatschte ihm der erbarmungslose Wind, der durch die zerbrochene Frontscheibe brauste, gegen das Ohr. Vor dem Fenster sah er nichts als Dunkelheit. Was wohl bedeutete, dass sie die Vororte überflogen hatten und sich jetzt über ländlicher Gegend befanden.
    Vielleicht hatten sie schon die sanften Hügel erreicht, die sich irgendwann zu einem Berg erhoben.
    Ein lauter Knall wie eine Fehlzündung bei einem Auto erregte auf unangenehme Art seine Aufmerksamkeit, doch was viel schlimmer war: die plötzliche Stille, die darauf folgte.
    Kein Motorrattern. Nur der Wind, der in das Cockpit pfiff.
    Okay, jetzt steckten sie wirklich in der Scheiße.
    Eine Sekunde lang dachte er daran, sich aus dem Flugzeug zu dematerialisieren. Er war kräftig genug, klar genug– aber er würde Z nicht im Stich lassen .
    Eine mächtige Hand landete auf seiner Schulter und bescherte ihm beinahe einen Herzinfarkt.
    Z hatte sich nach vorne gehangelt, und seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen hatte er Probleme, sich auf den Beinen zu halten– und das nicht nur wegen des Geschaukels.
    Der Bruder durchschnitt mit seiner tiefen Stimme das Getöse. » Zeit für dich zu gehen.«
    » Vergiss es«, schrie Qhuinn zurück. Er langte nach vorn und drehte den Zündschlüssel. Das konnte schließlich nicht schaden, oder?
    » Bring mich nicht dazu, dich rauszuschmeißen.«
    » Versuch’s doch.«
    » Qhuinn…«
    Der Motor sprang wieder an, und der Lärm verstärkte sich. Gute Neuigkeiten also. Das Problem war nur, wenn diese Mühle einmal abgestorben war, würde sie es wieder tun.
    Qhuinn holte sein Handy aus der Jackentasche und dachte an all jene, die sie zurücklassen würden. Er reichte es dem Bruder.
    Wenn es eine Hierarchie der Hinterbliebenen gab, dann führte Z die Liste an. Er hinterließ eine Shellan und eine Tochter– also stand ihm der letzte Anruf zu.
    » Was soll ich damit?«, fragte Zsadist finster.
    » Das kannst du dir doch denken.«
    » Fick dich…«
    » Geht nicht– ich muss diese Rostlaube hier steuern, bis wir irgendwo reinkrachen.«
    Sie stritten noch eine Weile, aber Qhuinn wich nicht vom Pilotensitz, und so stark Z in normalem Zustand war, gegenwärtig hätte er es nicht einmal mit einem Laib Brot aufnehmen können. Bald versiegte das Gespräch, und Z verschwand. Zweifelsohne duckte er sich in den hinteren Teil, um ein letztes Mal mit seinen Lieben zu telefonieren.
    Ein kluger Zug.
    Wieder auf sich selbst gestellt, schloss Qhuinn die Augen und schickte ein Gebet los, nur für den Fall, dass sich irgendjemand zuständig fühlte. Und dann dachte er an Blays Gesicht…
    » Hier.«
    Er schlug die Augen auf und blickte auf sein Handy, das Z ihm mit festem Griff direkt vor die Nase hielt. Das Display zeigte eine GPS -Karte, und ein kleiner blinkender Pfeil verriet ihm, wo sie sich exakt befanden.
    » Nur noch drei Meilen«, schrie der Bruder über den Lärm hinweg. » Dann haben wir es geschafft…«
    Es schepperte und zischte, dann folgte erneut diese schreckliche Stille. Fluchend konzentrierte Qhuinn sich auf das kleine Display und hoffte, dass die Maschine von allein wieder ansprang. Sie mussten weiter nach Norden, das war klar, aber auch mehr in östliche Richtung. Viel weiter. Seine Schätzung war gut gewesen, aber alles andere als genau.
    Ohne das Handy hätten sie keine Chance gehabt.
    Ohne Motor allerdings auch nicht.
    Qhuinn überprüfte noch einmal die Position, stellte ein paar Berechnungen an und steuerte nach rechts, um den kleinen Pfeil auf der Karte direkt auf ihren Berg zu lenken. Dann war es Zeit, den Motor wieder auf Touren zu bringen.
    Sie verloren an Höhe. Nicht wie im Film, wo man meist den Höhenmesser in Großaufnahme sah und der Zeiger sich so schnell im Kreis drehte, wie man es sich vom Propeller gewünscht hätte. Doch sie sanken langsam und unaufhaltsam… und wenn diese unzuverlässige Nähmaschine unter der Motorhaube nicht die nötige Geschwindigkeit lieferte, würden sie bald wie ein Stein aus dem Himmel plumpsen.
    Qhuinn drehte wieder und wieder den Zündschlüssel und flüsterte: » Komm schon, komm schon, jetzt komm …«
    Es war nicht leicht, die Nase des Vogels mit nur einer Hand oben zu halten– und gerade, als er sich mit letzter Kraft dem Steuer widmen musste, schoss Zs Arm vor, stieß seine Hand zur Seite und übernahm das Drehen des Zündschlüssels.
    Eine Sekunde

Weitere Kostenlose Bücher