Seelenprinz
zu pochen– und der Schmerz erinnerte ihn daran, was für eine verrückte Nacht er hinter sich hatte.
Es schien unvorstellbar, dass er noch vor einer Stunde am Rande des Todes gestanden hatte, dass er durch den Nachthimmel getrudelt war in einem windigen Haufen Blech, von dessen Bedienung er keinen Schimmer hatte. Und jetzt? Jetzt saß er hier bei Kaffee-Eis. Mit heißer Karamellsoße.
Wie absurd war die Erleichterung, dass da keine Nüsse und keine Sahne waren, die seinen Gaumen beleidigten. Denn das wäre ja ein echtes Problem gewesen.
Seine Adrenalindrüsen stießen einen Rülpser aus, und ein kaltes Schaudern überzog ihn bis in die letzte Pore. An diesem Schock würde er wohl noch eine Weile zu knabbern haben. Es war wie ein Schleudertrauma für sein Nervenkostüm.
Aber von eisigen Schauern überzogen zu werden war ganz bestimmt besser, als in einem Feuerball in die Luft zu fliegen. Oder auf die Erde, was wohl eher der Fall gewesen wäre.
Nach dem Nachtisch wollte er beim Aufräumen helfen, ehe er nach Layla sah, doch Fritz bekam fast einen Herzinfarkt, als er sich daranmachen wollte, Schale und Löffel in Richtung Spüle zu tragen. Und so gab er sich erneut geschlagen und ging durch das Esszimmer hinaus. Vor der Tafel blieb er kurz stehen, um sich auszumalen, wie alle an ihren üblichen Plätzen saßen.
Die Hauptsache war, dass Z sicher in die Arme seiner Shellan zurückgekehrt war– und niemand sonst verletzt wurde…
» Entschuldigt, Sire«, sagte Fritz im Vorbeieilen. » Die Tür.«
Damit lief der Butler durch die Eingangshalle zum Überwachungsmonitor. Eine Sekunde später entriegelte er das Schloss zur Vorhalle.
Saxton kam hereinspaziert.
Qhuinn hielt sich im Hintergrund. Diesem Kerl wollte er im Moment wirklich nicht begegnen. Er wollte nur noch nach Layla sehen und sich dann aufs Ohr hauen…
An dem Geruch, der zu ihm herüberwehte, stimmte etwas nicht.
Mit gerunzelter Stirn ging er zum Bogendurchgang. Sein Cousin stand an der Tür und plauderte kurz mit Fritz, dann schritt er auf die große Freitreppe zu.
Qhuinn atmete tief ein, und seine Nasenlöcher weiteten sich. Okay, er roch Saxtons teures Aftershave , aber da mischte sich noch ein anderer Geruch hinein. Ein fremdes Aftershave.
Es war nicht Blays. Das war nicht sein Geschmack.
Und dann war da noch der unverkennbare Geruch von Sex…
Ohne sich bewusst dazu zu entschließen, trat Qhuinn in die Eingangshalle und blaffte Saxton an: » Wo warst du?«
Sein Cousin blieb stehen. Blickte über die Schulter. » Verzeihung?«
» Du hast mich schon verstanden.« Bei genauerem Hinsehen bestand kein Zweifel mehr, wo Saxton herkam. Seine Lippen waren rot, genauso wie die Wangen, und das hatte ganz bestimmt nichts mit dem kalten Wetter draußen zu tun. » Wo hast du dich herumgetrieben?«
» Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht, Qhuinn.«
Qhuinn marschierte über das Mosaik und blieb erst stehen, als die Stahlkappen seiner Springerstiefel an die Spitzen von Saxtons Halbschuhen stießen. » Du miese Schlampe!«
Saxton hatte doch glatt den Nerv, gelangweilt auszusehen. » Nimm’s mir nicht übel, geschätzter Verwandter, aber dafür habe ich keine Zeit.«
Saxton wandte sich ab.
Qhuinn packte ihn am Arm und riss ihn mit einem Ruck zurück, sodass sich ihre Nasen fast berührten. Scheiße, ihm wurde ganz schlecht bei dem Gestank, den sein Cousin verströmte.
» Blay riskiert da draußen sein Leben– und du vögelst hinter seinem Rücken mit einem anderen rum? Wirklich stilvoll, du Schwanzlutscher ! «
» Qhuinn, das geht dich nichts an…«
Saxton versuchte, Qhuinn von sich zu stoßen. Keine gute Idee. Bevor er wusste, was er tat, schloss Qhuinn die Hände um Saxtons Hals.
» Wie kannst du es wagen«, zischte er mit gebleckten Fängen.
Saxton umfasste Qhuinns Handgelenke und versuchte, sich zu befreien, riss, zerrte, konnte aber absolut nichts ausrichten. » Du… erstickst… mich…«
» Ich sollte dich auf der Stelle töten«, knurrte Qhuinn. » Wie kannst du ihm das antun? Er liebt dich…«
» Qhuinn…« Die erstickte Stimme wurde immer dünner. » Q…«
Wenn er daran dachte, was für ein Glück sein Cousin hatte und wie schändlich er es vernachlässigte, packte ihn eine Riesenwut. Die leitete er nun direkt in seine Hände. » Was willst du denn noch, Arschloch? Glaubst du, irgendein Fremder könnte besser sein als dein Bettgenosse?«
Mit seinem Angriff schob er Saxton zurück, sodass dessen Schuhe auf dem glatten
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