Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
Vom Netzwerk:
hinters Steuer.
    »Murphy«, sagte er, »lass den Helikopter startklar machen. Sag ihnen, sie sollen uns auf dem Sportplatz an der Crumlin Road abholen.« Er verrenkte sich den Hals nach Quinn. »Moss!«, schrie er ein weiteres Mal. »Nun steig um Gottes willen endlich in den verdammten Wagen, Mann!«
    Ohne die Beifahrertür zu schließen, wendete er und kam mit quietschenden Bremsen neben Quinn zum Stehen.
    »Was ist denn?«, fragte Quinn, während er sich neben ihn schwang. »Was zum Teufel hast du?«
    Doyle klatschte das magnetische Blaulicht aufs Dach. »Ich weiß, wo sie ist, Mann. Ich weiß, wo Eva ist.«

Mittwoch, 3. September, 10:25 Uhr
    Mit heulender Sirene bog Doyle in die Richmond Street ein und raste auf die Brücke zu. Nachdem sie den Kanal überquert hatten, folgten sie dem Wasser nach Westen in Richtung Crumlin Road.
    »Um Himmels willen, Doyle, nun rede doch endlich!«, beschwor ihn Quinn.
    »Wir müssen nach Carrigafoyle, Moss. Eva liegt genau dort, wo er auch Mary Harrington versteckt hatte.«
    Vor seinem geistigem Auge sah Quinn das halb verfallene Cottage, das auf Höhe der alten Burg auf der anderen Seite der Flussmündung lag.
    »Drei Mäuse, die nicht nach Hause fanden.« Doyle fuchtelte wild mit einem Arm durch die Luft. »Murphy hatte recht: Sie haben nicht nach Hause gefunden, weil sie blind waren.« Er überholte einen Lastwagen auf der falschen Straßenseite. »Drei blinde Mäuse: Sie ist bei ihren Recherchen auf drei protestantische Märtyrer gestoßen, die von Maria I. von England geblendet wurden.«
    Mit einem Seitenblick auf Quinn fuhr er fort: »Einer von ihnen war Cranmer, der Erzbischof von Heinrich VIII.«
    »Und?«
    »Lislaughtin Abbey, 1580. Sir William Pelham, der englische Kommandant, der Elisabeth I. unterstand – Elisabeth war wiederum Marias Halbschwester und die Tochter von Heinrich und Anne Boleyn. Zuerst hat er die Burg der O’Connors in Carrigafoyle zerstört und dann die Abtei niedergebrannt. Sämtliche Mönche wurden gehängt, darunter auch drei alte Herren über siebzig. Sie waren blind, Moss. Die drei waren blind.«
    Quinn brauchte einen Moment, um all diese Informationen zu verarbeiten. Plötzlich durchlief ihn ein Hoffnungsschauder.
    »Lieber Himmel, Doyle! Aber warum ausgerechnet Carrigafoyle? Wie ist er auf die Idee gekommen, dorthin zurückzukehren?«
    »Warum hätte er nicht dorthin zurückkehren sollen? Nachdem Eva in Dublin entführt wurde, war ja wohl kaum damit zu rechnen, dass wir in Carrigafoyle nachsehen würden. Das Bild, Moss, das Foto: Das ist kein Sandstein und auch kein Stein auf dem Sand, sondern ein Stein im Sand. Es handelt sich dabei um eine Einbuchtung, ein Loch – einen Felsen in einem Loch. Der Felsen in dem Loch, Moss. Auf Irisch ist das Carrigafoyle.
    »Nur Mary weiß Bescheid« , murmelte Quinn. » Nur Mary weiß Bescheid , weil Eva genau dort liegt, wo Mary lag.« Er schlug gegen das Armaturenbrett. »Mein Gott, Mann, du hast recht!« Er griff nach seinem Handy und rief am Harcourt Square an.
    »Frank, hier ist Moss. Ist Murphy schon zurück?«
    »Nein, aber sie hat angerufen. Der Hubschrauber ist unterwegs, Moss. Was zum Teufel habt ihr vor?«
    »Sie ist in Kerry, Frank. Eva liegt in demselben Loch, in dem wir Mary Harrington gefunden haben.«

Mittwoch, 3. September, 11:00 Uhr
    Der alte John Hanrahan hatte in seinem Wohnzimmer gesessen, als er den Lärm hörte. Von der Ballylongford Road heulten Sirenen herüber. Er hatte eine Tasse Tee neben sich stehen und sah sich gerade auf einem der Satellitensender, die er dank Jimmy hereinbekam, einen Zeichentrickfilm für Kinder an. John liebte solche Zeitentrickfilme: Ihre Einfachheit und die Art, wie sich alles ineinanderfügte, machten ihn glücklich.
    Sirenen aber verhießen nichts Gutes. Ihr Heulen kam immer näher. Er hasste dieses Geräusch. Bereits zweimal hatte er es an diesem Abschnitt des Flusses gehört, und beide Male hatte kurz darauf die Polizei mit ihm gesprochen. Beim ersten Mal waren sie gekommen, um ihm zu sagen, dass sie seine Frau aus dem Shannon gezogen hatten. Das zweite Mal lag ein paar Jahre zurück. Kurz zuvor hatte er das Mädchen in seiner Küche gesehen.
    Sie fanden sie drüben auf der anderen Seite in der alten Torfstecherhütte, die schon keiner mehr bewohnte, seit er denken konnte. Als die Polizei auftauchte, war ihm sofort klar gewesen, dass sie wegen des Mädchens kamen, und für den Fall, dass sie beim Bergen ihrer Leiche Hilfe brauchten, hatte er das Pferd

Weitere Kostenlose Bücher