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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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sie ermordet. Sie erklären ihr, dafür werde sie in der Hölle landen.«
    Ein paar Augenblicke herrschte Schweigen. Ahern musterte Quinn einen Moment, dann blickte er zum Fenster hinaus. »Die Ballade von der grausamen Mutter«, sagte er:
    »Sie kroch in ein Gebüsch aus Dorn,
    Schöne Blumen in dem Tale blühn,
    Ein süßes Kind hat sie gebor’n,
    Dort wachsen wenig Blätter grün.
    Kein Mensch sah sie ihr Messer heben,
    Schöne Blumen in dem Tale blühn,
    Dem süßen Kind nahm sie das Leben,
    Dort wachsen wenig Blätter grün.«
    Er wandte sich wieder den beiden Männern zu. Erneut beugte Quinn sich vor: »Es war einmal ein Junge, der für seine Mutter kaum existierte. Sie hat ihn nie gefüttert oder gewickelt. Sie gab ihm nicht einmal einen Namen. Sie hat sich auch nie die Mühe gemacht, ihn mit der Software auszustatten, von der Sie immer reden. Das und alles andere blieb seinem älteren Bruder überlassen. Dieser Bruder aber war erst sieben, als der zweite Junge zur Welt kam. Als der Ältere achtzehn war, starb ihre Mutter, und der Jüngere kam in die Obhut der Christian Brothers. Sein großer Bruder ging zur Polizei, und alles schien in Ordnung – das heißt, bis sein kleiner Bruder achtzehn wurde. Da ging er in die Kapelle und pinkelte auf eine Statue der heiligen Jungfrau.«

Mittwoch, 3. September, 10:00 Uhr
    Murphy saß an ihrem Schreibtisch, als der Superintendent hereinkam. Er wirkte bleich und abgespannt, die Erschöpfung der letzten zwei Tage schien wie ein schweres Gewicht auf seinen Schultern zu lasten. Ohne mit jemandem zu sprechen, ging er in Quinns Büro hinüber und hängte seine Jacke über die Rückenlehne.
    Murphy schnappte sich ihre Notizen und klopfte.
    »Was ist?«, fragte Maguire.
    »Der Anruf, Superintendent: derjenige, der auf Inspector Quinns Festnetz ging. Die Leute von der Eircom haben mir gerade gesagt, dass er aus einer Telefonzelle in Harold’s Cross kam.«
    Nachdenklich ließ Maguire sich zurücksinken. »Wo war Maggs, als Quinn und Doyle ihn abgeholt haben?«
    »Er hat an einer Gebetsstunde teilgenommen, die in einer Schule stattfand, direkt neben dem Hospiz und dem Friedhof von Mount Jerome.«
    »Und befragt haben sie ihn in der Crumlin Road?«
    Sie nickte.
    »In Ordnung, danke.«
    »Jimmy Hanrahan ist in Terenure verhört worden, Superintendent«, fügte Murphy hinzu. »Als die Ergebnisse aus dem Labor kamen, hat man ihm das Geld für die Heimfahrt in die Hand gedrückt und ihn zur Amiens Street geschickt, wo die Busse nach Kerry abfahren.«
    Wieder blickte Maguire hoch. »Auf dem Weg dorthin musste er also durch Harold’s Cross.«
    »Genau.« Sie warf einen raschen Blick in ihre Unterlagen. »Da wäre noch etwas, Superintendent. Ich habe Sergeant Doyle auch schon darauf hingewiesen.«
    Sie nahm ihm gegenüber Platz und berichtete von ihrer Recherche bezüglich der drei Mäuse: dass sie vielleicht deswegen nicht nach Hause fanden, weil sie blind waren. »Ich habe ein bisschen nachgeforscht, woher der Kinderreim von den drei blinden Mäusen stammt«, erklärte sie. »Er scheint noch gar nicht so alt zu sein – vielleicht zweihundert Jahre alt. Jedenfalls ist das die gängige Meinung. Einer anderen Theorie zufolge ist er jedoch viel älter.«
    »Und wie lautet diese Theorie?«
    »Dass der Reim auf Bloody Mary zurückgeht, also auf Maria I. von England: die Tochter von Heinrich VIII. und Katharina von Aragon. Sie bestieg den englischen Thron im Jahre 1553, als ihr Halbbruder an Tuberkulose starb.«
    »Und?«
    »Sie war wie ihre Mutter Katholikin und begann die Neuerungen rückgängig zu machen, die ihr Vater nach seinem Bruch mit Rom eingeführt hatte. 1555 ließ sie drei Männer blenden und anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrennen: Hugh Latimer, Nicholas Ridley und Thomas Cranmer, den Erzbischof von Canterbury.«
    Maguire betrachtete sie ein wenig ratlos. »Ein Stück englische Geschichte. Das hilft uns aber nicht viel weiter, oder?«
    »Auf den ersten Blick nicht, nein, aber mehr habe ich zu dem Thema nicht gefunden. Ich weiß es ja auch nicht. Ich dachte nur, ich sollte es erwähnen.«
    »Jedenfalls danke für Ihren Einsatz.« Maguire überlegte einen Moment. »Erzählen Sie mir mehr über die Telefonzelle.«
    »Da gibt es im Grunde nicht viel zu erzählen. Ich habe die Spurensicherung hingeschickt. Vielleicht finden sie ja einen Fingerabdruck.«
    »Sehen Sie zu, dass Sie möglichst schnell Moss an die Strippe bekommen, Keira, und informieren Sie ihn darüber, dass

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