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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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ist sie wieder da, und alles wird gut.«
    Nachdenklich zog Laura ihre sonst so glatte Stirn in Falten. Aus halb geschlossenen Augen musterte sie Onkel Paddy. »Es ist ihr gar nicht gut gegangen. Seit Danny sterben musste, ist es ihr gar nicht mehr gut gegangen.«
    »Sie gibt Dad die Schuld«, erklärte Jess.
    Laura starrte sie wütend an.
    »Das stimmt«, bekräftigte Jess. »Sie gibt ihm die Schuld, weil Danny von einem Auto totgefahren worden ist, und obwohl Dad doch Polizist ist, konnte er den Fahrer nicht fangen. Ich habe Mam telefonieren gehört. Sie hat es zu Nanny gesagt. Sie hat gesagt, dass es Absicht war und der, der es getan hat, bestimmt böse auf unseren Dad war, weil er Polizist ist. Oder so ungefähr jedenfalls.«
    »Jetzt hört mir mal zu.« Onkel Paddy nahm sie beide an der Hand. »Ich weiß, dass eure Mam das denkt, sie hat es mir selber gesagt. Ihr wisst ja, dass sie und ich oft geredet haben. Euer Dad wollte, dass wir reden. Er hat mich sogar darum gebeten. Ich kenne eure Mam schon genauso lange wie euer Dad. Sie ist eine gute Frau, eine wunderbare Frau, und sie hat Danny sehr lieb gehabt. Ja, sie gibt eurem Dad die Schuld, auch wenn es dafür keinen Grund gibt, doch sie ist nun mal eine Mammy, und manchmal ist die Liebe einer Mammy so groß, dass sie bestimmte Sachen anders sieht, als sie in Wirklichkeit sind. Was Danny passiert ist, war ein Unfall. Euer Dad kann nichts dafür, und ganz tief drin weiß eure Mam das auch.« Er lächelte sanft. »Ihr dürft ihr deswegen nicht böse sein. Sie kommt schon darüber hinweg, und dann seid ihr wieder eine richtige Familie.«
    Laura warf ihm einen wütenden Blick zu. »Sie hat uns verlassen«, stellte sie fest. »Erst hat sie unseren Dad weggeschickt, und dann hat sie uns allein gelassen. Mich und Jess. Sie hat uns einfach allein gelassen.«
    »Sie ist im Moment nicht sie selbst, Liebes«, antwortete Paddy in beschwichtigendem Ton, »deine Mam ist zur Zeit nicht sie selbst.«
    »Und was ist, wenn sie nicht zurückkommt?«, fragte Laura. »Was ist, wenn sie stirbt, Onkel Paddy? Was machen wir dann?«

Montag, 1. September, 18:30 Uhr
    Aus drei verschiedenen Richtungen trafen sie am Harcourt Square zusammen: Quinn, dicht gefolgt von Murphy, vom Strand von Blackrock, Frank Maguire aus Rathmines und Doyle von den Kais. Vier Wagen brausten vorbei an den dicht gedrängten Reihen der Reporter und den vielen Aufnahmewagen, die entlang der Straße Stellung bezogen hatten. Der Justizminister hatte ausdrücklich darum gebeten, die Presse möge sich von Quinns Haus in Glasnevin fernhalten, und zumindest bisher wurde dieser Wunsch respektiert.
    Quinn rief zu Hause an und sprach mit seinen Töchtern. Sie wollten ihn bei sich haben, und ihm war klar, dass er eigentlich für sie da sein sollte, aber er schaffte es einfach nicht, untätig daheim herumzusitzen, während jeder andere Polizist im Land nach seiner Frau suchte. Patrick sagte ihm, er passe gerne auf die Mädchen auf. Außerdem hatte seine Schwägerin angerufen und angeboten, bei Bedarf aus Kerry heraufzufahren und die Mädchen zu ihrer Großmutter zu bringen. Nachdem Quinn aufgelegt hatte, rief er »Busy« Phillips, seinen Informanten, an. »Was gibt’s Neues?«, fragte er. »Ich brauche Informationen.«
    »Inspector, es tut mir leid, aber ich habe nicht einmal ein Flüstern gehört.«
    »Wer treibt dort draußen sein Unwesen? Wer tut mir das an?«
    Busy arbeitete als Kurier für Trisha »Grace« O’Malley, die Mutter aller Gangster. Ihren Spitznamen »Piratenkönigin« hatte man ihr in Anlehnung an die Grace O’Malley aus dem sechzehnten Jahrhundert verpasst, die damals über die Inseln vor der Mayo-Küste geherrscht hatte. Ihre moderne Variante hatte mehr oder weniger ganz Limerick unter ihrer Fuchtel, und Quinn hatte eine Schwäche für sie.
    »Ich habe keine Ahnung, Mr. Quinn«, sagte Busy gerade. »Ich weiß es wirklich nicht. Im Moment hört man fast gar nichts – was meiner Meinung nach daran liegt, dass tatsächlich niemand etwas weiß. Glauben Sie mir, wenn jemand etwas wüsste, würde ich es erfahren, und Sie dann natürlich auch.«
    Quinn glaubte ihm. »Na dann«, murmelte er, »halt mich auf dem Laufenden.«
    »Das mache ich, Mr. Quinn, das mache ich. Lassen Sie sich von mir gesagt sein, dass in dieser Sache alle an einem Strang ziehen. Miss O’Malley ebenso wie Ihr Mann unten an der Anlegestelle. Ich habe von der Southside sogar etwas flüstern hören, dass selbst Minty seine Hilfe

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