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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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klaffendes schwarzes Maul, das in der Dunkelheit nur schemenhaft zu erkennen war. Das Meer selbst war von Felsen durchsetzt, die wie die Zähne einer monströsen, unter Wasser dahinkriechenden Kreatur die Oberfläche durchstachen.
    »Heilige Muttergottes«, hörte Quinn über seinen Kopfhörer Murphys Stimme, »was für eine höllische Gegend!«
    »Denk nur an die Boote, Murph«, meinte Quinn und deutete nach unten. »Stell dir vor, was für ein Gefühl es sein muss, eine Ladung aufzunehmen, während rundherum Unmengen solcher Felsen nur darauf warten, einem den Schiffsrumpf zu zerfetzen.« Er wandte sich an den Piloten: »Können Sie landen?«
    Der Pilot spähte durch die Windschutzscheibe. Der Suchscheinwerfer wanderte gerade über zwei vermodert aussehenden Boote hinweg, die mit dem Rumpf nach oben neben dem Maschinenschuppen lagen. Er schüttelte den Kopf. »Nein, da kann ich nicht runter, das wäre zu wackelig. Vielleicht kann ich euch auf dem Hügel absetzen, mal sehen.«
    Sie stiegen ein Stück hoch und ließen die Felswand, den Kran und das verfallene Gebäude unter sich liegen. Während Quinn auf die klaffenden Löcher im Dach hinunterstarrte, spürte er, wie sich sein Magen zusammenzog und ihm das Blut durch die Adern schoss. Murphy stand in Funkkontakt mit den Kollegen am Boden. An Quinn gewandt schüttelte sie kurz den Kopf. »Sie haben bis jetzt noch nichts gefunden«, informierte sie ihn.
    Unten angekommen, besorgten sie sich Taschenlampen und fluoreszierende Jacken von den beiden Beamten, die den Piloten an eine sichere Stelle gelotst hatten. Die Kollegen wiederholten, was Murphy schon übers Funkgerät gehört hatte. Quinn, dessen Taschenlampe mit drei starken Batterien ausgestattet war, übernahm die Führung nach unten. Sie kamen nur mühsam voran, weil das Gelände nicht nur rutschig und sehr steil war, sondern zusätzlich mit unzähligen Löchern durchsetzt, so dass man sich leicht den Knöchel brechen konnte. Quinn nahm Murphy an der Hand, führte sie über einen Abschnitt mit lockerem Geröll und blieb dann einen Moment stehen. Murphy konnte seine Gedanken lesen. Sie wusste, was er in dem Moment fühlte, denn sie selbst fühlte es auch.
    Der Wind war aufgefrischt, und Quinn kam es vor, als begänne die Haut in seinem Gesicht durch die feuchte, salzige Luft zu spannen. Er konnte jetzt weitere Lichter sehen: Dutzende von Polizisten arbeiteten sich mit Stangen und Stöcken über die Klippe vor. Ein, zwei Männer trugen auch Schaufeln, genau wie in Blackrock.
    »Es geht bestimmt gut aus«, meinte Murphy zu ihm. »Keine Sorge, Moss. Alles wird gut.«
    Er gab ihr keine Antwort, ließ jedoch ihre Hand los und setzte den Abstieg fort. Sein Ziel war die Stelle, wo die beiden ramponierten Boote neben dem Schuppen lagen.
    Ein uniformierter Beamter kam ihnen entgegen. Weiter unten bellten die Hunde, und Stimmen hallten über die Klippe.
    »Ich bin Sergeant Slattery«, stellte der Mann sich vor. »Und Sie müssen DI Quinn sein.«
    Quinn sah ihm forschend ins Gesicht. »Sind Sie auf etwas gestoßen?«
    »Nein, Inspector, bis jetzt nicht.«
    »Es war ein Versuch aufs Geratewohl, ins Blaue hinein. Dessen waren wir uns bewusst.« Quinn klang, als versuchte er sich selbst zu überzeugen. »Uns ist klar, dass wir uns an einen Strohhalm klammern, aber was anderes bleibt uns nicht übrig.«
    Seite an Seite gingen er und Murphy die letzten paar Meter hinunter. Dann waren sie auf dem flachen, mit Geröll übersäten Stück angekommen, und die modrigen Wände des Schuppens ragten schattenhaft vor ihnen auf.
    In seinem Inneren befand sich ein großer, höhlenartiger Raum, aus dem ein paar klapprige Eisenstufen in zwei abgewrackt aussehende Büros führten, die still, dunkel und kalt wirkten. Quinn stieg zu einer Tür hinauf, bei der das Schloss weghing. Nachdem er sie mit Gewalt geöffnet hatte, roch er Salz und Feuchtigkeit. In dem Raum befanden sich ein paar Schreibtische und ein ramponierter Aktenschrank, auf dem eine alte Schreibmaschine thronte. Alles war voller Staub, und vor dem Fenster hingen so viele Spinnwebfetzen, dass man kaum noch hinaussah. Quinn stocherte unter den Schreibtischen herum, aber das Büro war winzig, so dass es gar keinen Platz gab, wo man jemanden verstecken hätte können. Als er wieder draußen auf der Treppe stand, hielt er sich für einen Moment an dem eisernen Handlauf fest.
    »Eva!«, rief er. »Eva, kannst du mich hören?«
    Sein Schrei hallte durch den leeren Raum. Auf dem Boden

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