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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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jetzt nach vorne gebeugt, in angespannter Haltung.
    Townsend gestikulierte. »Es könnte so einfach sein, wie die beiden Bestandteile nahelegen. Stein und Sand: Sandstein.«
    »Fahren Sie fort.«
    »In Irland wird nicht viel Sandstein abgebaut, und der Großteil davon hat die rote Färbung, die man in den Bergen im Südwesten sieht, aber im County Clare gibt es grauen Sandstein. Geologisch bezeichnet man ihn als Liscannor, und natürlich gibt es dort drüben auch eine Stadt dieses Namens.«
    »County Clare?« Maguire wirkte skeptisch. »Eva ist in Dublin entführt worden, Dr. Townsend. Wollen Sie damit sagen, dass sie die ganze Strecke bis nach Clare gebracht wurde?«
    »Ich weiß es nicht.« Townsend zuckte mit den Achseln. »Halten Sie das für möglich?«
    Quinn war aufgestanden. »Alles ist möglich.«
    Townsend fuhr fort: »Es gibt dort einen alten Liscannor-Steinbruch, der schon seit Jahren nicht mehr genutzt wird. Früher wurde er von einer Familie namens Scanlon betrieben, in den Siebzigern jedoch geschlossen. Ich war dort zu Feldstudien mit meinen Studenten. Der Steinbruch befindet sich direkt an der Klippe, und es gibt einen alten Lastkran, mit dem der Stein früher direkt auf Schiffe verladen wurde. Ein paar halb verfallene Gebäude gibt es auch.«
    Maguire griff nach dem Telefon und sprach mit den Leuten vom Polizeihubschrauber in Baldonnel. Doyle wartete auf einen Rückruf aus London, deswegen bot Murphy an, Quinn zu begleiten.
    »Sag ihnen, sie sollen uns am Phoenix Park auflesen«, instruierte Quinn Maguire. »Da können sie problemlos landen, und mit Blaulicht sind es von hier nur fünf Minuten.«
    »Halt mich auf dem Laufenden, Moss«, sagte Doyle zu ihm, während sie auf die Tür zusteuerten. »Dein Ansprechpartner dort unten heißt Eoin Slattery. Ich werde mit ihm reden. Er soll sofort ein Team losschicken.« Er wandte sich an Townsend.
    »Wo genau liegt dieser Steinbruch?«
    »Direkt an der Küste. Ich kann Ihnen die genauen Koordinaten geben.«
    Doyle kratzte sich am Kinn. »Scanlon, sagen Sie. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. Ich könnte schwören, dass ich den Namen schon mal gehört habe. Mir fällt nur beim besten Willen nicht ein, in welchem Zusammenhang.«
    Quinn schnappte sich die Harrington-Akte und stopfte sie in seine Tasche.
    »Nimmst du die mit?«, fragte ihn Maguire.
    » Nur Mary weiß Bescheid , Frank. Das hat er gesagt.«
    »Aber was ist mit den anderen? Wenn Evas Entführung mit dem Mord an Mary zusammenhängt, was ist dann mit den anderen?«
    Quinn zog die Schultern hoch. »Die anderen waren alleinerziehende Mütter.«
    »Und Mary war schwanger.«
    »Erst in der sechsten Woche, laut dem Pathologen. Wir sind alle davon ausgegangen, dass sie es selbst noch gar nicht wusste.«
    Maguire nickte.
    »Er hat am Telefon aber diese Anspielung gemacht, und deswegen dürfen wir es nicht außer Acht lassen, oder?«

Montag, 1. September, 20:30 Uhr
    Je näher sie der Küste kamen, umso dunkler schien es zu werden. Quinn dröhnte der Kopf von dem lauten Motorenlärm und dem rauschenden Röhren der Rotorblätter. Über ihre Kopfhörer informierte sie der Pilot, dass sie die angesteuerten Koordinaten fast erreicht hätten. Ehe sie sich versahen, war das Land unter ihnen verschwunden, und sie befanden sich über dem Meer, wo der Helikopter einen großen Bogen beschrieb. Nun hielten sie die Nase den Klippen zugewandt und wurden vom Wind gebeutelt, während ein Suchscheinwerfer, so hell wie dreißig Millionen Kerzen, über stufenförmig abfallende Steinblöcke zuckte, die schließlich in einer steilen Felswand und gischtgekrönten Wellen endeten.
    Oberhalb der Felsen sah Quinn eine Vielzahl hin und her huschender gelber Lichter: Beamte mit Taschenlampen suchten unten den Boden ab, während ihre Hunde scheinbar lautlos den riesigen schwarzen Vogel über ihren Köpfen anbellten. Die ganze Klippe sah aus, als wäre dort Sandstein abgebaut worden: Vor allem nach Süden hin wirkten die übereinander gestaffelten Felsen stark gezackt. Direkt unterhalb des Hubschraubers zogen sich Geröllhänge bis zu dem Bereich hinunter, wo der Fels in nackte Plateaus geschnitten war. Sie konnten den alten, rostigen Ladekran sehen, den Townsend erwähnt hatte. Sein Haken samt Kabel hing hoch über dem Meer.
    Quinns Blick blieb einen Moment an dem verwittert wirkenden Maschinenschuppen hängen, der auf dem Gelände herausstach. Direkt unter ihnen, wo sich das Meer an der Klippe brach, lag eine Höhle – ein

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