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Seelenrächer

Seelenrächer

Titel: Seelenrächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G O'Carroll
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verhauen hatte, und anschließend vielleicht zu studieren. Kurz darauf küsste er sie zum ersten Mal, und ab diesem Moment wusste Eva, dass daraus mehr als eine flüchtige Affäre werden würde.
    Nun fuhren sie hinunter zum Fluss. Es war ein warmer Abend, und es hatte schon seit einer Woche nicht mehr geregnet – was in diesem Teil des Landes so gut wie nie vorkam. Evas Mutter hatte im Kofferraum einen alten Läufer liegen. Den breiteten sie nun auf dem Gras aus, und Moss öffnete den Champagner.
    Da sie keine Gläser hatten, tranken sie ihn aus der Flasche.
    Eva konnte das Wasser riechen, das nicht weit von ihnen entfernt gegen die Uferböschung klatschte, wo viele Seeschwalben ihre Nester hatten. In den Geruch des Flusses mischte sich der dezente Duft von Moss’ Rasierwasser. Er küsste sie. Er küsste sie immer wieder und jagte ihr damit einen lustvollen Schauer nach dem anderen über die Haut.
    Schließlich küsste er durch ihre Bluse hindurch ihr Dekolleté, woraufhin in ihrer Brust ein einzelner Schmetterling zu flattern begann.
    Bluse und BH landeten im Gras. Eva spürte, wie ein Schauder durch ihren ganzen Körper lief. Inzwischen wurde es etwas kühler, und der Wind frischte auf. Wolken waren an diesem Abend keine zu sehen, dafür aber eine hauchdünne Mondsichel.
    Wenige Augenblicke später war Eva völlig nackt und Moss auf den Knien, bereit, jeden Winkel ihres Körpers zu erforschen und zu liebkosen – mit den Händen, den Lippen und der Zunge.
    Eva stieß plötzlich ein lustvolles Stöhnen aus und grub die Finger tief in sein Haar.
    Als sie für einen Moment die Augen öffnete, erhaschte sie zufällig einen Blick auf Conor, der, von Schatten halb verborgen, im Ufergebüsch kauerte. Sie wusste nicht, ob ihm klar war, dass sie ihn sehen konnte, aber sie konnte es: Er war ihnen gefolgt, um sie zu beobachten. Moss sagte sie nichts davon. Sie verzichtete auch darauf, zu Conor hinüberzurufen oder irgendeinen anderen Versuch zu unternehmen, ihn zu verscheuchen. Stattdessen ließ sie sich einfach auf den Rücken sinken, während Moss die Zunge auf ihre Haut presste.
    Sie spielte mit ihm und war sich dessen auch bewusst. Sie bestrafte Conor dafür, dass er ihnen gefolgt und damit einen Schritt zu weit gegangen war. Sie bestrafte ihn für seine Dreistigkeit und seine Einsamkeit. Dafür, dass er auf etwas hoffte, das nicht sein konnte. Das Mondlicht tanzte über dem schwarzen Wasser. Nachdem sie Moss das Hemd vom Leib gerissen hatte, küsste sie die Muskelstränge, die sich quer über seinen Bauch zogen. Dann begann sie – nach einem weiteren Blick in Richtung Gebüsch –, langsam seine Jeans aufzuknöpfen.
    Als sie nun die Augen aufschlug, erinnerte sie sich nicht nur lebhaft an Conor, sondern auch an Patrick. Ihn hatte sie zunächst zwar nicht gesehen, dann aber plötzlich laut schreien gehört. Ab da ging alles drunter und drüber: Moss zog rasch seine Jeans wieder hoch, Eva bedeckte sich mit ihrer Bluse, Patrick beschuldigte Conor, und Conor stritt alles ab.
    Danach hatte sie Conor eine Ewigkeit nicht mehr gesehen: Ein paar Wochen später zog sie nach Dublin, und obwohl sie und Moss in Listowel geheiratet hatten, war Conor an dem Tag wie vom Erdboden verschluckt gewesen.
    Jetzt fühlte sie sich irgendwie verwirrt, ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und sie war sich auf einmal nicht mehr sicher, ob sie das alles nur geträumt hatte oder ob es tatsächlich Realität gewesen war: sie und Moss, Conor und Patrick, zu viert am Ufer des Flusses – vor all den Jahren.
    Sie glitt davon, die Augen fielen ihr zu. Sie hatte keine Kraft mehr: Sobald sie einen Gedanken zu fassen bekam, war er auch schon wieder weg.

Dienstag, 2. September, 10:45 Uhr
    Frank Maguire saß an Quinns Schreibtisch und sann über das Gespräch mit seinem Bruder nach.
    Unten wartete Jane Finucane, während Doyle mit Maggs in dasselbe Polizeirevier in Rathfarnham gefahren war, wo er ihm damals mit Gewalt sein Geständnis entlockt hatte.
    Maguire überlegte einen Moment und massierte sich dabei mit einer Hand die Kopfhaut. Er fragte sich, ob es nicht ratsam war, den neuen Stand der Dinge publik zu machen. Zumindest die Tatsache, dass jemand befragt wurde. Wenn er es nicht tat und Maggs einen Anwalt verlangte – was er zweifellos tun würde –, dann machte es unter Umständen einen schlechten Eindruck, wenn die Öffentlichkeit auf diese Weise davon erfuhr. Im Moment befand sich ohnehin die gesamte Weltpresse auf der Straßenseite

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